Singt er die Hymne oder nicht? Und warum lässt er die Schultern immer so hängen? Über keinen Spieler der deutschen Nationalmannschaft wurde so heftig diskutiert wie über den Gelsenkirchener Mesut Özil. Dabei war Özil eine der wichtigsten Figuren der National-Elf beim WM-Sieg 2014. Und Özil, der vom Gelsenkirchener Straßenfußballer mit türkischen Wurzeln zum internationalen Superstar des Weltfußballs wurde, war auch eine Person, mit der sich Politiker gerne schmückten. Der ehemalige Bundespräsident Christian Wulff und Bundeskanzlerin Angela Merkel ließen sich mit Özil genauso gerne fotografieren wie später der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan.
Podcast über Mesut Özil: Fußballstar und Symbol der Integrationspolitik
Über die Jahre ist Özil nicht nur Fußballer, sondern auch Symbol der Integrationspolitik in Deutschland. 2010 erhält er den Bambi in der Kategorie „Integration“, zuvor ist er eines der prägendsten Gesichter der „jungen Wilden“, die bei der Weltmeisterschaft 2010 überraschen und den dritten Platz in Südafrika erreichen. Von da an scheint es für den jungen Mesut Özil nur bergauf zu gehen. Er wechselt zu Real Madrid und nach drei Jahren zum FC Arsenal, 2014 streckt er die Weltmeister-Trophäe in den Nachthimmel von Rio. Özil ist ganz oben.
Doch immer wieder steht er in der Kritik. Seine Körperhaltung wird genauso thematisiert, wie das Nicht-Mitsingen der Nationalhymne vor Spielen der DFB-Elf. Besonders dann, wenn es für die deutsche Auswahl nicht gut läuft, zieht Özil den Zorn der Zuschauer auf sich. Spätestens als er sich 2018 mit dem türkischen Präsidenten Erdogan fotografieren lässt, fällt Özil in der deutschen Öffentlichkeit in Ungnade. Es hagelt Kritik, Spott und Hass für den damals 29-Jährigen. Immer wieder sieht sich Özil rassistischen Anfeindungen ausgesetzt.
Podcast über Mesut Özil: Von ganz oben nach ganz unten
Nach der misslungenen WM in Russland 2018, bei der die deutsche Nationalmannschaft erstmals bereits in der Vorrunde ausschied, verkündigt Özil den Rücktritt von der Mannschaft. Er bricht mit den Verantwortlichen beim DFB und wirft Ihnen vor, ihn nicht ausreichend vor Kritik zu schützen. Özil kehrt der deutschen Öffentlichkeit den Rücken. Im Sommer 2023 fällt Özil erneut mit einem Foto auf. Es zeigt ein neues Tattoo auf seiner Brust: das der türkischen Rechtsextremen Grauen Wölfe. Wie konnte es dazu kommen?
Der Podcast „SchwarzRotGold: Mesut Özil zu Gast bei Freunden“ zeichnet den Weg Özils nach, vom Gelsenkirchener Bolzplatz, wo Özil als Enkel türkischer Gastarbeiter einst das Fußballspielen lernte, über seine ersten Stationen bei Schalke 04 und dem SV Werder Bremen, bis hin zum gefeierten Stammspieler bei Real Madrid und der deutschen Nationalmannschaft. Um der Frage nachzugehen, wie es zum tiefen Fall des einstigen Vorzeigefußballers kommen konnte, reisten die Macher durch Deutschland, nach London und in die Türkei, trafen Weggefährten, Förderer und Verantwortliche.
„Die Geschichte Mesut Özils ist für mich keine Fußballgeschichte. Es ist die Erzählung über einen, der selbst zum Spielball geworden ist, einen, der es irgendwie immer schafft, zwischen alle Fronten zu geraten. Eine tragische Figur“, sagt Podcast-Host Khesrau Behroz. Behroz, der mit „Cui Bono: WTF happened to Ken Jebsen“ unter anderem den Deutschen Podcast Preis gewonnen hat, thematisiert zusammen mit Autor Karim Khattab nicht nur den Menschen Mesut Özil und dessen Werdegang, sondern auch die Stimmung und Gesellschaft in Deutschland, die Özil erst zum Star werden und diesen schließlich fallen ließ.
„SchwarzRotGold: Mesut Özil zu Gast bei Freunden“ ist eine Ko-Produktion des Podcaststudios Undone und RTL+. Die ersten beiden von insgesamt acht Folgen erscheinen heute auf gängigen Podcast-Plattformen wie Spotify. Bei RTL+ gibt es wöchentlich je eine weitere Folge bereits im Voraus zu hören.
Alle Artikel