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Der Taycan Cross Turismo wurde schon öfter in den Medien etwas despektierlich als der Kombi unter den Sportwagen bezeichnet. Ein Kombi wohlgemerkt, der die 100 km/h in 2,9 Sekunden schafft. Doch an sich ist der Begriff nicht ganz verkehrt, denn tatsächlich kombiniert dieses Auto zwei eigentlich schwer vereinbare Eigenschaften: High Speed Performance und Offroad-Qualitäten. Porsche selbst spricht übrigens in dem Zusammenhang von einem CUV, also einem Cross Utility Vehicle. Als hätte man einen Taycan mit einem Cayenne gekreuzt. Das Ergebnis: eine geländegängige Elektrolimousine. Wie das genau funktioniert, wollen wir bei einer Ausfahrt rund um Stuttgart ausprobieren – inklusive einem kleinen Abstecher in einen stillgelegten Steinbruch.
Der Porsche Taycan Turbo S Cross Turismo: Die Hard Facts
Als wir das Fahrzeug in Zuffenhausen abholen, fällt uns von außen zunächst gar nicht so viel auf. Im Vergleich zum normalen Taycan besitzt dieser Turbo S Cross Turismo eine deutlich steilere Kofferraumklappe, ungewöhnlich sind auch die Dachreling sowie die schwarz lackierten Radhausverbreiterungen. Von diesen kosmetischen Veränderungen mal abgesehen, unterscheiden sich die Modelle fahrtechnisch jedoch nur wenig, zumindest solange wir auf Landstraßen und der Autobahn bleiben. Die gleichen zwei Synchronmotoren vorne und hinten, die im Normalbetrieb eine Systemleistung von 625 PS liefern, treiben auch hier das Fahrzeug an.
Bei aktivierter Launchcontrol, im sogenannten Overboost-Modus, lassen sich sogar kurzzeitig 761 PS Leistung bei einem Drehmoment von 1050 Newtonmetern abrufen, um dann den Spurt auf 100 km/h eben in eingangs erwähnten 2,9 Sekunden zu absolvieren. Das dauert im Vergleich zum normalen Taycan nur eine Zehntelsekunde länger, auch die Höchstgeschwindigkeit sinkt um 10 km/h auf 250 km/h. Davon merken wir auf den kurvenreichen Straßen rund um Stuttgart allerdings wenig. Auch die Reichweite ist ähnlich, sie liegt laut WLTP bei 419 Kilometern. Aufgrund des schlechteren Luftwiderstandswertes (der Cross Turismo liegt standardmäßig zwei Zentimeter höher auf der Straße) dürfte jedoch der Akku bei Tempo 250 einen Tick schneller leer sein. Das macht aber nichts, denn als eines der wenigen Fahrzeuge lädt der Taycan an der Schnellladesäule mit bis zu 270 kW, dadurch bekommt man die Batterie in gut 20 Minuten wieder von 5 auf 80 Prozent voll.
Der Porsche Taycan Turbo S Cross Turismo:
So weit, so gut. Doch jetzt wird es Zeit, die Kiste in den Dreck zu fahren. Und zwar wortwörtlich. Knapp eine Stunde von Stuttgart entfernt, biegen wir ab auf das Gelände eines stillgelegten Steinbruchs. Wir schalten erst einmal per Knopfdruck in den neuen „Gravel“- Modus (englisch für Kies). Dadurch hebt sich die Karosserie mithilfe des adaptiven Fahrwerks um satte 30 Millimeter nach oben, weitere 20 Millimeter wären sogar noch möglich, aktiviert man zusätzlich noch die sogenannte Lift-Funktion (die allerdings nur bis zu einem Tempo von 30 km/h einsetzbar ist). Die lockeren Feldwege, das Geröll und der lose Grund dürften jetzt kein Problem mehr sein. Dank elektronischer Helferlein und dem permanenten Allrad kommen wir größere Steigungen nach oben, ohne jemals die Traktion zu verlieren. Zum Spaß schalten wir an den matschigen Stellen das System auf „ESP Sport“, und schon bricht das Heck in nassen Kurven kontrolliert nach hinten aus. Elektrisch driften war nie schöner.
Perfekt für aktive Sporturlauber
Zugegeben, der Taycan Cross Turismo kann natürlich nicht mit einem richtigen Geländewagen mithalten. Soll er auch nicht. Doch die meisten Wald- und Wiesenwege hoch zur Berghütte dürften für ihn kein Problem sein. Mit diesem Kombi kann man sich durchaus auch mal die Felgen schmutzig machen, weshalb er sich vor allem als Transportmittel für den aktiven Sporturlauber eignet. Dafür wurde das Fahrzeug schließlich konzipiert. Das zeigt auch schon das Zubehör, das Porsche extra für dieses Auto bereitstellt: In der Hochgeschwindigkeits-Dachbox lassen sich im Winter die Skier, auf dem Heckträger im Sommer die Fahrräder mitnehmen.
Der Kofferraum bietet jetzt 446 Liter Stauraum (80 Liter mehr), und wenn man die Rückbank umlegt, lässt sich das Volumen sogar auf 1212 Liter vergrößern. Die geländegängige Taycan-Variante gibt es verständlicherweise nur in der Allrad-Version, sie liegt preislich nur circa 1000 Euro über der Limousine, und das bei einem Zusatzgewicht von lächerlichen 25 Kilo. Wer also schon immer mit der Anschaffung eines Taycan geliebäugelt hat, sollte vielleicht lieber gleich zum Cross Turismo greifen.
Natürlich sollte man vor dem Kauf aber nicht vergessen, dass auch Tesla spätestens Anfang 2022 ein Upgrade seines Model S herausbringt. Diese neue Variante namens Plaid soll dann angeblich mit 1020 PS, einem Spurt auf 100 km/h in 2,1 Sekunden und einer Reichweite über 600 Kilometer den Taycan das Fürchten lehren. Und das alles für einen – im Vergleich zum Porsche-Niveau günstigen – Preis von rund 125.000 Euro. Was das Model S jedoch nicht können wird: einen Ausflug ins Gelände.
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