Inhalt
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Ein guter Monat für: Drift-Freunde und Ästheten
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Pro & Contra: Männer, die tanzen
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Tim Mälzer: Der Starkoch über seine Lust an der Provokation und sein liebstes Meeresfrüchterezept
Männerbar: Die besten Rum-Cocktails
Wein des Monats: Der alkoholfreie Mousseux
Stil: Accessoires aus Wildleder
Playboy-Umfrage: Blondinen weiterhin bevorzugt?
Motor: Testfahrt im neuen Ioniq 5 von Hyundai
Schluss mit dem Männerhass: Unser Autor warnt vor dem Pauschal-Feminismus
Der Makler von Sylt: Eric Weißmann verkauft Luxushäuser auf der Sandbank der Superreichen – Ausflug in eine skurrile Insel-Welt
Bill Murray: Der Filmstar über nervige Hollywood-Agenten, griechische Philosophen und sein neuestes Kino-Projekt
Kurt Krömer: Der Komiker erklärt, wie er seine Depression erkannt und besiegt hat
Mein Schlitten: Marlon Rechberger und sein Alfa Romeo 2000 GTV
BMW i4 M50: Eine Ausfahrt durch Oberbayern mit dem ersten M unter Strom
Max Verstappen: Wie tickt der Formel-1-Champ, 78 der in der neuen Saison Gejagter ist statt Jäger?
Bevor die Schlagersängerin Michelle das TV-Tanzparkett von „ Let’s Dance“ eroberte, ließ sie uns in Paris ihre schönste Kür sehen – ganz ohne Kostüm ...
Playmate: Unsere Miss April, Laura Schultz, entdeckt sich selbst beim Foto-Shooting neu
Blende Sechs: Die Nudistin Dominika Jandlová zeigt uns, was das ist – die Lust am Nacktsein
Sneaker-Guide: Welche Modelle angesagt sind, wie der Hype um Top-Linien großer Marken entsteht und wie der Kult zum Investment wird
Pflege: Dunkle Düfte
Der beste Sex meines Lebens: Sieben Frauen erzählen von ihren absoluten Höhepunkten
Tagebuch einer Verführerin: Sexkolumnistin Sophie Andresky erklärt, wie Treue funktioniert
Doris Dörrie: Die Regisseurin und Autorin über Rollenklischees, das Reisen als Paar und ihren Kino-Erfolg „Männer“
Literatur, Musik & Serien: Das Beste des Monats
- Editorial
- Making-of
- Leserbriefe
- Berater
- Witze
- Cartoon
- Impressum
- Bezugsquellen
- Playboy Classic
In der „Sansibar“ – dem Dreh- und Angelpunkt von Sylt
Sylt mag menschenleer sein im Winter, aber die „Sansibar“ ist natürlich auch an diesem Donnerstagabend Mitte Januar gut gefüllt. Draußen bläst der Wind über die Dünen, drinnen herrscht wohlige Hüttengemütlichkeit. Viel Holz, wenig Licht, an einer Wand hängen ein paar Likörgemälde von Udo Lindenberg. Man würde von der Inneneinrichtung nicht darauf schließen, dass der Babybutt hier 55 Euro kostet und die Weinkarte dick wie ein Roman von Dostojewski ist.
Eric Weißmann, heller Schal, dunkler Pullover, freundliches, aber nicht zu freundliches Auftreten, hat einen Tisch für zwei am Fenster reserviert. Die Restaurantleiterin begrüßt ihn wie einen guten Bekannten, der Kellner bringt als Aperitif irgendwas mit Champagner.
„Später im Auto erzähle ich dir mal, wer hier gerade alles sitzt“, sagt Weißmann. Wir stoßen an. Weißmann, 34 Jahre alt, kennt Sylts Bewohner, Besucher und Besitzer, wie wenige andere. Weil er ihr Psychologe ist? Ihr bester Freund? Er kennt sie besser. Er ist ihr Immobilienmakler.
Seit 15 Jahren macht er den Job hier. Und die Geschichten, die er dabei erlebt hat, füllen jetzt ein ganzes Buch. Es handelt von Immobilien, die unterm Reetdach drei Stockwerke in die Tiefe gebaut sind, damit dort unten Platz für ein riesiges Aquarium ist. Von Menschen, die eine Garage mit Fußbodenheizung wollen, damit es der Bentley schön warm hat. Und von Maklern, die sich auf Beerdigungen einschleichen, um den Erben ihre Dienste beim Verkauf des nun frei gewordenen Hauses anzubieten.
Weißmann wirft in seinem Buch einen amüsanten Blick hinein in die Wohnzimmer und Köpfe der Reichen, der sehr Reichen und der durchaus auch ein wenig Durchgeknallten auf Deutschlands Millionärs-Sandbank im Norden. Und das wollen auch wir an diesem Januar-Wochenende tun, gemeinsam mit ihm.
„Die Familie, die links von uns saß, hat gerade ein großes Haus in Keitum gekauft“, sagt Weißmann später im Auto. „Die hinter uns besitzt schon ein paar Häuser auf der Insel.“ Und der Mann in der Ecke? Der war mal Chef einer großen deutschen Airline. Willkommen in der Upperclass.
In Westerland, dem Hauptort von Sylt
Sylt. Deutschlands nördlichste, bekannteste und klischeebeladenste Insel. Ein Bedeutungs-Elefant mit Ameisen-Physis. Gerade mal 38 Kilometer ist Sylt lang, keine 13 misst es an der breitesten Stelle, und an der schmalsten kommen gerade noch so zwei Porsche Cayenne aneinander vorbei.
Rund zwei Drittel der Fläche stehen unter Natur- oder Landschaftsschutz. Neuausweisungen von Bauland sind so rar wie Vegetarier-Wochen bei Fisch Gosch. Und so haben begrenztes Angebot, Mythos und niedriges Zinsniveau dazu geführt, dass die Immobilienpreise auf der Insel sich in jüngerer Vergangenheit etwa alle zehn Jahre verdoppelten. „Corona hat die Entwicklung noch mal verstärkt“, sagt Weißmann. „Viele, die schon lange über eine Immobilie auf Sylt nachgedacht haben, entschieden sich in der Pandemie zum Kauf. Ein Haus auf der Insel ist eine sichere Wertanlage, und viele wollten hier einen Rückzugsort haben.“
Weißmann steht auf einer Terrasse über der Innenstadt von Westerland, dem Hauptort von Sylt. Unter ihm zieht sich die Fußgängerzone mit ihrer Mischung aus hübschen Bäderstil-Bauten und 60er-Jahre-Bausünden zum Meer hin. Hier oben ist er, weil ihn eine Kundin um die Bewertung ihrer Wohnung gebeten hat. Etwa 75 Quadratmeter ist sie groß, oberste Etage eines 80er-Jahre-Baus, vom Wohnzimmer führt eine Wendeltreppe ins Dachgeschoss. Hübsch, aber kein Palast. Weißmann schätzt ihren Wert auf rund eine Million. Da weicht selbst Immobilienbesitzern in München-Grünwald kurz die Farbe aus dem Gesicht.
Dabei ist Westerland eine der günstigsten Ecken auf der Insel. Ganz im Süden von Sylt, in der schlumpfdorfartigen Kersig-Siedlung, gehen 80-Quadratmeter-Reetdach-Häuschen, die einst für Kriegerwitwen errichtet wurden, heute für drei Millionen weg. Oben im Norden hat List in den vergangenen Jahren preislich so stark zugelegt wie kein anderer Teil von Sylt. Weißmann hat dort gerade ein 6-Zimmer-Haus für 4,8 Millionen Euro im Angebot. Und was im Milliardärsdorf Kampen, etwas nördlich des Inselzentrums, so abgeht, ist ein Kapitel für sich.
Die wesentliche Schwierigkeit für Weißmann und seine rund 200 Maklerkollegen auf der Insel besteht heute nicht darin, Immobilienkäufer zu finden, sondern Immobilienverkäufer. Kostenlose Bewertungen anzubieten ist einer der Wege. Es gibt auch andere. Weißmann hat sich zum Beispiel ein Netzwerk von älteren Herren aufgebaut, die er „Hochleistungsrentner“ nennt. Weil sie kein Event verpassen, kein Angebot zum Plausch verneinen und ziemlich viel spazieren gehen, wissen sie es oft als Erste, wenn irgendwo ein Haus verkauft werden soll. Und informieren Weißmann.
Einige seiner Kollegen, „schwarze Schafe“, wie er sagt, werden noch kreativer. Sie horchen Putzfrauen, Gärtner oder Pflegekräfte aus, um auszuloten, ob sich irgendwo eine Scheidung anbahnt oder jemand schwer erkrankt ist. Wo Lebenswege sich trennen oder enden, stehen oft Hausverkäufe an. Und damit dicke Provisionen.
Der elaborierteste Makler-Trick, von dem Weißmann kopfschüttelnd berichtet: Häuser verkaufen, die gar nicht zum Verkauf stehen. Einige Makler fotografieren sie einfach und bieten sie auf ihrer Website zum Kauf an. Wenn ein Interessent gefunden ist, gehen sie zum überraschten Besitzer des Hauses und legen ihm das Angebot vor. „Mit einer Unterschrift zum Multimillionär, da wird so mancher Hausbesitzer schwach“, erklärt Weißmann den Erfolg der Methode.
Kampen: Ein Ort, der für das reiche Hier-trifft-sich-die-Elite-Sylt steht wie kein anderer
Weißmann selbst stammt nicht aus Sylt. Er ist Pfälzer aus „ganz normalen“ Verhältnissen, wie er sagt. Die Insel lernt er bei Familienurlauben kennen. Als Kind spielt er dort im Sand, als Jugendlicher wird ihm bewusst, wie wohl er sich dort fühlt, als 19-Jähriger zieht er hin. Beginnt bald darauf seine Maklerlaufbahn. Er liebt die Insel, arbeitet gern mit Menschen, es läuft gut, aber nicht ohne Rückschläge. Mit Mitte 20 erkrankt er schwer. Doch er erholt sich, kämpft sich zurück. Weißmann kann heute ganz gut unterscheiden zwischen den ernsten und den wirklich ernsten Dingen im Leben. Vielleicht erklärt das seinen stets leicht vergnügten Blick auf das, was er in seinem Job so erlebt. Und den Erfolg, den er damit hat.
Im Zentrum von Kampen parkt Weißmann seinen Audi am Straßenrand und geht ein paar Meter hinüber zu einem Anwesen, das er vor Kurzem verkauft hat. Roter Klinker, gebaut aus historischen Materialien, wie er erklärt, natürlich ein Reetdach, das ist in Kampen vorgeschrieben. „Eigentlich sollte es sechseinhalb Millionen kosten“, sagt Weißmann. „Aber dann boten sich zwei Kunden gegenseitig hoch. Wir haben es für über sieben Millionen verkauft.“ Er macht ein Gesicht, als wolle er sagen, ich weiß, klingt verrückt, aber ist halt so.
Vor dem Haus steckt noch ein Schild mit dem Aufdruck „Verkauft“ in der Erde. „Die lassen wir immer stehen bis ultimo. Es gibt kaum bessere Werbung. Weil dann die Nachbarn anrufen und wissen wollen, was es gebracht hat.“ Dass allzu viele Nachbarn darüber nachdenken, ihr Haus aus finanziellen Gründen zu veräußern, ist aber kaum anzunehmen. Die meisten scheinen in dieser Hinsicht recht solide aufgestellt zu sein. Karl-Heinz Rummenigge und Jürgen Klopp besitzen Häuser im Ort, genau wie die Familien Otto (Otto-Versand), Albrecht (Aldi) und Porsche. „In Kampen“, sagt Weißmann, „sind so ziemlich alle großen deutschen Familien vertreten.“ Der Ort steht heute für das reiche Hier-trifft-sich-die-Elite-Sylt wie kein anderer. Im „Dorfkrug“, laut Weißmann gerade das angesagteste Lokal auf der Insel, sitzen im Sommer Manager, Promis und Industrielle bei Yellowfin-Thunfisch und Rib Eye zusammen. Auf der legendären „Whiskymeile“, die eigentlich Strönwai heißt und nur 300 Meter lang ist, führen sie ihre Bugattis, Moncler-Jacken und frisch gemachten Gesichter spazieren.
Die ersten prominenten Gäste, die in den 1920er-Jahren in das Dorf reisten, suchten eher Ruhe und Einsamkeit. Es kamen Maler, Musiker, Literaten. „Tief gelebt“ habe er hier, schrieb Thomas Mann 1927 in ein Kampener Gästebuch. Spätestens als Gunter Sachs aufkreuzte, orientierte man sich stimmungsmäßig aber eher weg vom tiefen Leben – und hin zum High Life.
Der legendäre Playboy Sachs, umweht vom Duft der Côte d’Azur und dem Sonnenöl Brigitte Bardots, entdeckte das eher spröde Sylt Ende der 60er-Jahre für sich. Er wohnte in Keitum, sonnte sich am Strand der „Buhne 16“ und feierte in Kampen. Oft im „Pony Club“ auf der Whiskymeile – damals eine „Dampfküche für Weltanschauungen und Landebahn für Erosbummler“, wie er später in seiner Biografie schrieb – und selten allein. Mit ihm kamen die Reichen, Schönen und Journalisten ins „Saint-Tropez des Nordens“. Und der erste Immobilienhype.
Bankiers, Industrielle, Verleger legten sich in Kampen Reetdach-Residenzen zu. Später taten es ihnen Musiker, TV-Stars und Fußballer gleich. Und auch wenn die wirklich guten Partys heute nicht mehr auf der Whiskymeile steigen, ist Kampen Refugium und Treffpunkt der Reichen, Mächtigen und Prominenten der Republik geblieben.
„Das Licht hier ist einmalig, der Strandabschnitt der schönste auf Sylt, und ich glaube, die Leute mögen das Gefühl, unter sich zu sein“, sagt Weißmann über Kampen. „Außerdem ist so ein Haus natürlich auch ein Statussymbol.“ Vor allem eines im Hobookenweg, Deutschlands teuerster Wohnstraße. Als Weißmann in sie einbiegt, muss er lachen. Das Straßenschild ist mal wieder geklaut worden. „Passiert so etwa zehnmal im Jahr.“ Wir rollen an gepflegten Gärten, hohen Hecken und Reetdachvillen vorbei. Rund 30 Millionen Euro soll ein deutscher IT-Unternehmer vor ein paar Jahren für eine davon bezahlt haben. Was natürlich nicht bedeutet, dass er sie oft nutzt.
Etwa ein Drittel der Sylter Bevölkerung hat auf der Insel nur ihren Zweitwohnsitz, in Kampen sind es sogar zwei Drittel. Das kann zu Geisterdorf-Stimmung führen, wenn nicht gerade Weihnachten, Ostern oder Sommer ist. In keinem der Häuser am Hobookenweg brennt an diesem Samstagmittag Licht. Auf keinem der Gehwege spaziert jemand zum Watt hinunter. Auf den wenigen Autos, die man sieht, prangen Logos von Haus-Service-Agenturen. Deren Mitarbeiter holen für die abwesenden Besitzer die Post rein, sehen nach dem Rechten, täuschen ein bisschen Leben vor – mal wird nur die Beleuchtung angemacht, mal Kinderspielzeug im Garten verstreut – und übernehmen bei Bedarf auch Spezialaufgaben. Für eine der Villen hier wurde mal ein Taucher gesucht, erzählt Weißmann. Der Grund: „Das Haus hat drei unterirdische Stockwerke. Eines für die Oldtimer-Sammlung. Eines für den Weinkeller. Und eines für ein riesiges Aquarium. Das muss jemand putzen.“
Kaufen und vermieten auf der Sylter Whiskeymeile
Es gibt zwei Arten, mit einem Porsche vorzufahren. Man kann im glänzenden Cayenne kommen, Sonnenbrille auf, dazu ein „Jawoll, ich bins!“-Grinsen à la Bohlen. Man kann es aber auch lässig tun. Louise Baronesse von Duesterlohe kommt in einem uralten schwarzen 911er, hat einen Kindersitz auf der Rückbank, eine Trainingshose an und ein entspanntes Lächeln im Gesicht, als wir sie abends in einem Haus nahe der Whiskymeile treffen. Außerdem hat sie ein paar Flaschen Bier dabei. Von Duesterlohe, 34, ist Interior-Designerin. Und man versteht auf Anhieb, warum Weißmann so gerne mit ihr arbeitet.
Das 500-Quadratmeter-Haus, in dessen Wohnzimmer wir sitzen, hat Weißmann schon vor einiger Zeit verkauft. Nun vermietet er es für den Besitzer an Urlaubsgäste. Eingerichtet hat es von Duesterlohe. Die beiden kooperieren gerne beim sogenannten Homestaging. „Man weiß aus Studien, dass sich Häuser schneller und teurer verkaufen lassen, wenn sie eingerichtet sind“, sagt von Duesterlohe. Und weil es bei Häusern auf Sylt immer gleich um ein paar Millionen geht, nimmt man das Homestaging hier ernst. Von Duesterlohe und Weißmann wählen Möbel, Farben, Beleuchtung aus, um Häuser für Besichtigungen in Szene zu setzen. Und wenn es hilft, werden im Garten auch mal Hortensienbüsche in Terrakottatöpfen aufgestellt und braune Rasenflächen grün eingefärbt. „Es ist bei Besichtigungen eben ein bisschen wie beim ersten Date“, sagt Weißmann, „der erste Eindruck ist entscheidend. Und das Auge kauft mit.“
Was er über seine Kunden mittlerweile auch gelernt hat (und nein, das hat nichts mit Sexismus zu tun, sondern mit Erfahrungen): Männer gehen beim Immobilienkauf eher pragmatisch vor, Frauen mehr von ihren Emotionen aus. Entscheidend aber ist letztlich meist, was die Kinder sagen. Das sei wie beim Autokauf, sagt Weißmann.
Ein weiterer Erfahrungswert: Haben sie sich in ein Haus verliebt, tun manche Kunden alles, um es auch zu kriegen. Eine gängige Methode: Schmiergeldversuche. Eine eher ungewöhnliche: Schilderklau. Immer wieder verschwand vor einigen Jahren ein „Zu verkaufen“-Schild, das Weißmann vor einem Haus aufgestellt hatte. Also legte er sich auf die Lauer. Der Dieb kam um zwei Uhr nachts. In einem Luxuswagen. Es war einer der penetrantesten Interessenten an dem Haus. Er entfernte die Schilder, um zu verhindern, dass weitere Konkurrenten darauf aufmerksam wurden.
Schon verrückt, was man mit manchen Kunden so erlebe, sagt Weißmann und nimmt im Wohnzimmer des Hauses einen Schluck Bier. Von Duesterlohe macht einen amüsierten „Oooohh ja“-Gesichtsausdruck. Im Buch schreibt Weißmann, er sei in seinem Job nicht nur Immobilienverkäufer, sondern auch auch Lifecoach, Seelsorger, Mediator, Depressionsbetreuer und Familienmitglied auf Zeit. Das sei Teil der Faszination. Aber ist es nicht manchmal auch zum Haareraufen? „Eigentlich nicht. Ich sehe meistens eher das Skurrile oder Komische in dem, was passiert. Ich liebe diesen Job. Wirklich.“
Am Strand Samoa: Sinnieren über die Zukunft von Sylt
Viel ist nicht los am Sonntagmittag im „Samoa Seepferdchen“, einem Strandlokal in den Rantumer Dünen. Draußen steht einsam eine Porsche-Ladesäule für Elektroautos im Sand. Drinnen spricht Weißmann bei einer Bouillabaisse über die Zukunft. „Ich denke, dass sich die Dynamik der Preisanstiege der vergangenen Jahre in wenigen Jahren wieder etwas einpendeln und normalisieren wird. Aber noch ist davon nichts zu merken.“
Für ihn sind es goldene Zeiten gerade – für manchen Sylt-Nostalgiker verheerende. Alteingesessene Familien verkaufen ihre Häuser und ziehen weg, Normalverdiener können sich den Sommerurlaub auf Sylt nicht mehr leisten. Und diejenigen, die die Insel zum Funktionieren bringen, Busfahrer, Bäcker, Supermarktverkäufer, müssen großteils morgens auf die Insel pendeln und abends zurück aufs Festland, es ist schlicht zu teuer hier.
Weißmann weiß das natürlich alles. Manches davon bereitet ihm auch Bauchschmerzen. Man merkt das, wenn man ein paar Tage mit ihm verbringt. Aber er argumentiert, dass viele – vom Kellner bis zum Handwerker – ja auch vom vielen Geld auf der Insel profitieren. Zudem, so sieht er es, seien ja nicht die Makler schuld an der Entwicklung, sondern der Markt.
Und wer wissen will, wie der so tickt, muss sich nur die Voicemail anhören, die Weißmann kürzlich von einem Kunden erhalten hat. Er spielt sie kurz vor. Um eine Immobilie auf der Insel zu finden, möchte der Kunde ein paar Monate auf Sylt verbringen. Und um in dieser Zeit gut untergebracht zu sein, solle ihm Weißmann doch bitte ein paar Häuser anbieten. „Zum Kauf bitte, so bis zehn Millionen“, sagt der Kunde in der Nachricht, „als Übergangslösung.“
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