Die gefährlichste Abfahrt der Welt

Credit: D.Daher/Freerideworldtour.com

Auf dem Gipfel des Bec des Rosses im schweizerischen Verbier packt selbst die besten Freerider der Welt die Todesangst. Warum sie dennoch nicht aufhören können, sich von ihm hinabzustürzen? Erkundung eines Berges, der zum Mythos wurde

 

Da kommen sie wieder, die bunten Ameisen. Gestern waren sie auch schon da, haben mit ihren Latten und Brettern sechs Stunden auf mir rumgestanden, an mir runtergeschaut und wollten ihre Show abziehen. Aber nicht mit mir! Die können sich jetzt warm anziehen, die Bürscherl! So würde es vermutlich klingen, wenn der Bec des Rosses, dieser ruppige Koloss von einem Berg, sprechen könnte. Wenn er sich ärgert über diese Kerle, die sich einbilden, hier einfach einen Wettkampf vom Gipfel brechen zu können. Nichts da! Wenn der Bec keinen Bock auf Show hat, dann gibt’s auch keine Show. Dann hüllt er sich in Nebel oder lässt ein paar Windstärken kommen. Dann können die Ameisen sehen, wie sie wieder runterkommen, im Kriechgang oder mit dem Heli. Gegen den Willen des Bec ist jeder machtlos.

Der Bec des Rosses. 3223 Meter hoch. Ein gewaltiges Stück Fels über Verbier, dem größten Schweizer Skigebiet, bekannt für exquisite Kundschaft (Richard Branson, Bono sowie diverse Königsfamilien), für stylische Architektur, für gesalzene Preise – und für den
ultimativen Freeride-Wettkampf:
„Xtreme Verbier“.

Credit: D.Carlier

Jedes Jahr, Anfang April, findet das Rennen statt. Es ist der letzte Stopp der Freeride World Tour und gleichzeitig deren Höhepunkt. Der Bec des Rosses ist so etwas wie die Kathedrale des Freeridens. Ein Berg, der aus Bubis echte Kerle machen und gestandene Männer zum Heulen bringen kann. Wer den Bec zum ersten Mal sieht, denkt: schon schön. Wer dann aber erfährt, dass es Menschen gibt, die sich da mit Skiern oder Snowboard runterhauen und dabei auch mal einen Rückwärtssalto oder ähnlich Hanebüchenes einbauen, der kann nur noch den Kopf schütteln.

„Wer hier stürzt, kann tot sein“

Nach Skifahren sieht dieser mörderische Nordhang beim besten Willen nicht aus: Felsen und Klippen von oben bis unten, nur selten unterbrochen von ein paar Schneefeldern, und mit 55 bis 60 Grad so steil, dass man vom Gipfel aus nur das Ziel sieht. Die Fahrer nennen das ellbogensteil: Steht man im Hang, kann man sich mit dem Ellbogen anlehnen.

„Wer hier stürzt, kann tot sein“, sagt Nicolas Hale-Woods, der Erfinder des „Xtreme Verbier“. Er steht im April vergangenen Jahres am Fuß des Bec des Rosses und legt den Kopf leicht in den Nacken, während er zum Gipfel hinaufblickt. „Es ist so steil, dass du beim Sturz mehr Zeit in der Luft als am Boden verbringst. Wenn du auf den ersten 20 Metern ausrutschst, war’s das, dann geht es 800 Meter hinab. Immerhin musst du dir keine Gedanken mehr über die Linie machen – es gibt eh kein Halten. Für jeden Fahrer ist es eine Erlösung, wenn er heil unten angekommen ist.“

Blitzumfrage unter den Teilnehmern, ob der gute Mann nicht übertreibt. „Jedes Mal frage ich mich wieder: Müssen wir hier wirklich fahren?“, sagt einer. Ein anderer erzählt: „Mein erstes Mal hier war das Einschüchterndste, was ich je erlebt habe, du glaubst, du musst sterben.“ Und ein US-Boy fasst zusammen: „Es ist der übelste aller Berge im übelsten aller Wettbewerbe.“ Kurz: der Höllenberg.

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