Bevor Peter Siener dem Ruf des Weinbergs folgte, galt seine Leidenschaft alten Autos, dafür erlernte er den Beruf des Kfz-Mechanikers. Geblieben ist davon ein Mercedes-Oldtimer in seiner Garage, den Siener aber kaum ausfährt: „Zu wenig Zeit.“ Seine Passion seit 20 Jahren: Riesling, über den er alles weiß.
Herr Siener, warum bauen Sie auf rund der Hälfte Ihrer Flächen Riesling an?
Weil das einfach die Rebsorte ist, die ich auch persönlich am meisten mag. Riesling ist das Höchste, was es im Weißwein-Bereich gibt. Vom normalen Trinkwein übers Top-Segment bis zum restsüßen Wein: Man kann mit Riesling alles machen. Es gibt nur wenige Sorten, die so vielfältig sind.
Was macht den Riesling so besonders?
Die Säure, davon bin ich ein sehr großer Fan. Daneben liebe ich die Spannung, die Frucht und die Aromatik, die Würze und die Mineralität, diese gewisse Salzigkeit.
Nicht jeder mag Säure – manche Winzer reduzieren diese sogar extra.
Tatsächlich sind die Rieslinge heute nicht mehr so säurebetont wie noch vor 15, 20 Jahren. Wir lesen sehr spät, sie haben eine gute Reife, und je höher die Qualität ist, desto besser integriert sich die Säure in den Wein. Aber sie ist da und spürbar. Wer das nicht will oder nicht verträgt, soll lieber Weißburgunder, Grauburgunder oder Chardonnay trinken, das sind auch schöne Sorten. Sodbrennen kommt übrigens oft nicht vom Wein allein, sondern von der Kombination mit Speisen. Wenn Sie abends viel trinken und zu fett oder zu süß essen, dann haut es jeden Magen durcheinander.
Zu welchen Speisen passt Riesling?
Perlhuhn, Gemüse, auf der Haut gebratenem Fisch, auch sommerlichen Salaten. Oder helles Fleisch und helle Sauce, das schafft der Riesling gut. Wenn ich mich so umschaue, wird dort, wo viel Fisch gegessen wird, also zum Beispiel in Norwegen oder den Niederlanden, auch viel Riesling getrunken. Wir selbst verkaufen den meisten Riesling ins Ausland.
Warum gilt Riesling als deutscher Paradewein?
Er wird in vielen Regionen angebaut, und wir haben das ideale Klima für Riesling – deshalb wird er international sehr geschätzt, auch von Winzern. Ich habe italienische Freunde, die im Piemont Riesling anbauen und begeistert sind. Aber ehrlich gesagt: Da ist es zu heiß, dem Wein dort fehlt der letzte Kick.
Was für ein Klima braucht der Riesling?
Genügend Sonne, aber auch kühle Nächte. Sonst schmeckt er zu breit. Die besten Voraussetzungen dafür gibt es in Deutschland und Österreich.
Kleine Provokation in die Pfalz: Den besten Riesling gibt es an der Mosel, oder?
Nein, der beste Riesling ist der, von dem Sie abends eine Flasche aufmachen und noch eine zweite Flasche trinken wollen. Die Mosel-Rieslinge sind geprägt vom Schieferboden und haben oft etwas Restsüße. Dafür gibt es perfekte trockene Rieslinge in der Pfalz, in Rheinhessen und im Rheingau. Es gibt kein Gebiet, das wirklich heraussticht. Die unterschiedlichen Regionen schmecken unterschiedlich – und der Rest ist dann Geschmacksfrage. Mir selbst schmeckt jede Region.
Wie können Riesling-Neulinge anfangen, sich mit dem Thema eingehender zu befassen?
Wenn jemand sonst gern etwas Weiches, Rundes wie Burgunder trinkt, sollte er einen trockenen Riesling höherer Qualität verkosten. Nicht den Basis- oder den Einstiegsbereich, weil diese Weine zwar frisch und lebendig, aber eben auch säurebetont sind. Ein Hugo hat übrigens dreimal so viel Säure wie ein Riesling, das merken Sie nur nicht, weil so viel Zucker drinnen ist. Wenn Sie also lieber im Basisbereich anfangen wollen, dann nehmen Sie einen Feinherben, dann puffert auch hier die Süße ein wenig die Säure ab. Ich empfehle aber immer: lieber hochwertig anfangen.
Ihre eigenen Weine eignen sich gut zum Lagern, richtig?
Ja, die müssen nicht in ein, zwei Jahren getrunken werden. Im Gegenteil, gerade im höheren Bereich machen die Weine nach vier, fünf Jahren deutlich mehr Spaß. Also ruhig etwas liegen lassen, damit sie sich entfalten können. Im Alter werden die Weine von der Farbe her etwas dunkler, aber das sehen Sie erst nach 10, 15 Jahren.
Wie lagere ich die Weine am besten?
Dunkel und bei konstanter Temperatur, am besten etwas kühler. Es gibt nichts Schlechteres als Licht und Temperaturschwankungen. Nehmen Sie einfach einen normalen Kühlschrank, und stellen Sie ihn auf sieben bis acht Grad ein. Wenn Sie sich sehr teure Weine kaufen, dann können Sie über einen Weinklimaschrank oder einen klimatisierten Keller nachdenken.
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