Rückkehr zum Mond: Leben wir dank des Artemis-Programms der NASA bald auf dem Mond?

Credit: IMAGO / ZUMA Wire

Erstmals seit Apollo 17 im Jahr 1972 sollen wieder Menschen zum Mond reisen – darunter erstmals auch eine Frau. Das ist das Ziel des Artemis-Programms der NASA in Zusammenarbeit mit der Europäischen Weltraumorganisation. Der Startschuss des revolutionären Programms ist für Montag geplant: Dann soll sich mit der Artemis 1 die erste Rakete ihren Weg zum Mond bahnen. 

Eigentlich wäre Artemis 1 schon seit Montagnachmittag auf ihrem Weg zum Mond, doch technische Probleme am Triebwerk und ungünstiges Wetter sorgten für einen Abbruch des geplanten Starts. Auch der zweite Versuch am Samstag wurde kurfristig abgesagt. So ist der kommende Montag als neues Datum für den Start der spektakulären Mond-Mission auserkoren worden. 

Zweiter Versuch: Am Samstag soll Artemis 1 zum Mond aufbrechen, nachdem der Start am Montag kurzfristig abgesagt wurde.
Credit: NASA

Mond-Mission Artemis: Was ist beim Start am Montag vorgesehen?

Bei dem Flug von Artemis 1 handelt es sich um die erste von drei geplanten Missionen. Artemis 1 wird keine Menschen an Bord haben, dafür unzählige technische Systeme, die während des Flugs zum Mond und zurück Aufzeichnungen und Tests für spätere Missionen durchführen. Denn langfristiges Ziel des Artemis-Programm ist es, wieder Astronauten auf den Mond zu bringen – rund 50 Jahre nach der letzten Apollo-Mission.

Mond-Mission Artemis: Wer sind die „LunaTwins“ Helga und Zohar?

Eine bemannte Mission zum Mond ist aber frühestens mit Artemis 3 im Jahr 2026 geplant – und zwar eine, die es so noch nicht gegeben hat: Denn an Bord sollen dann mindestens eine Frau und eine Person of Color unter den Astronauten sein. Doch auch schon die erste der drei Missionen ist wegweisend für die späteren bemannten Flüge. So befinden sich an Bord der Artemis 1 Helga und Zoha – zwei Puppen, die die Strahlungsbelastung auf weibliche Körper im All aufzeichnen sollen. Die beiden identischen Mess-Puppen sind Teil des MARE-Projekts (Matroshka AstroRad Radiation Experiment) des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) und werden auch #LunaTwins genannt. 

Helga und Zohar sind eines von zahlreichen Wissenschaftsprojekten an Bord. An ihnen werden erstmals Strahlungen auf den weiblichen Körper außerhalb der ISS gemessen. Das ist essentiell für die Zukunft der Raumfahrt, da längere Missionen künftig auch mit weiblicher Besatzung durchgeführt werden sollen. Frauen haben ein allgemein höheres Risiko, an Krebs zu erkranken. Auf Grundlage der erfassten Daten – Zohar trägt bei ihrer Reise ins All eine Strahlenschutzweste, Helga nicht – soll bei zukünftigen bemannten Missionen entsprechende Sicherheitsvorkehrungen gegen Strahlen und andere Einflüsse in der Kapsel integriert werden.

Mond-Mission Artemis: Deutsche Technik fliegt ins Weltall 

Die beiden innovativen Puppen sind nicht die einzige Technik aus Deutschland, die sich auf dem Weg zum Mond macht. Bei Artemis sind zahlreiche Nationen involviert, NASA und ESA arbeiten für bei dieser Mondmission eng zusammen. So stammt das „European Service Module“ (ESM), wie der Name vermuten lässt, aus europäischer Fertigung. Ein Großteil davon kommt aus Bremen, denn das ESM wird im Wesentlichen von Airbus gefertigt. Bei dem Servicemodul handelt es sich um ein Schlüsselelement der Artemis 1. Es trägt das Besatzungsmodul und versorgt bei bemannten Flügen die Astronauten mit Wasser und Sauerstoff. Das ESM und die Kapsel bilden kombiniert das Raumschiff Orion, das später einmal Astronauten zum Mond bringen soll. Dass die NASA sich bei der Fertigung solch wichtiger Elemente auf Firmen und Spezialisten außerhalb der USA verlässt, ist ein Novum. 

Zudem befinden sich zwei Sensoren am Äußeren der Orion, die von Jena-Optronik entwickelt wurden. Astro APS, so der Name des Sensorensystems, kann als eine Art Sternenkamera verstanden werden. Sie nimmt pro Sekunde zehn Fotos der Sterne auf und vergleicht sie mit einer Sternenkarte. So ermittelt das System Lage des Raumschiffs und liefert die nötigen Positionsdaten an das Antriebs- und Steuerungssystem.

Mond-Mission Artemis: Was verbirgt sich hinter dem Namen „Artemis“?

Das Artemis-Logo auf dem Gelände der NASA
Credit: NASA

Wie schon bei der Apollo-Mission bediente sich die NASA bei der Namensgebung des Raumfahrtprogramms der griechischen Mythologie. So Artemis ist, ebenso wie Apollon, eine der zwölf olympischen Gottheiten in der griechischen Mythologie – und gleichzeitig Zwillingsschwester von Apollon. Gleichzeitig gilt Artemis unter anderem als Göttin des Mondes. Die Symbolik dahinter ist eindeutig: Der Erfolg, Menschen zum Mond zu bringen, soll wiederholt und sogar noch übertroffen werden. 

Mond-Mission Artemis: Welche Ziele verfolgt das Programm?

Nach dem Start des „Space Launch System“ (SLS), der Schwerlastrakete, an deren Spitze sich Orion befindet, wird die Raumkapsel rund eine halbe Milliarde Kilometer ins All fliegen. Ziel ist die Mondumlaufbahn, gesteuert wird Orion per Fernsteuerung. Nach mehreren Wochen in der Umlaufbahn unseres Erdtrabanten soll die Kapsel dann zur Erde zurückkehren und im Pazifischen Ozean wassern. Gelingt dies, ist Artemis 1 der erste Schritt eines neuen Weltraumzeitalters mit weitaus größeren Ambitionen, als es die Macher des Apollo-Programms der 60er Jahre im Sinn hatten.

Credit: Von NASA - https://www.nasa.gov/image-feature/artemis-i-map, Gemeinfrei https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=113165869

Im zweiten Schritt sollen mit Artemis 2 dann erstmals wieder Menschen in Richtung Mond befördert werden, allerdings nicht dort landen. Bei dem Start, der für 2024 angepeilt ist, handelt es sich um einen weiteren Testflug. Frühestens 2025 sollen dann mit Artemis 3 wieder Menschen den Mond betreten.

Übergeordnetes Ziel der Artemis-Mission es, auf dem Mond eine dauerhafte Basis zu errichten. Die Notwendigkeit hierfür gründet sich auf mehreren Tatsachen: Der Mond bietet Rohstoffe, wie Wasser, die sich zu Treibstoff umwandeln lassen. So kann der Mond als Zwischenbasis für eine Mars-Mission dienen und das unglaubliche Unterfangen, den roten Planeten zu erkunden, nicht nur möglich, sondern auch günstiger machen. 

Mond-Mission Artemis: Ein neuer Wettlauf ins All?

Gleichzeitig könnte man in einer Mondbasis zahlreiche wissenschaftliche Experimente durchführen, für die es auf der Erde an Grundlagen fehlt. Und zu guter Letzt spielt auch der wirtschaftliche Faktor keine unbedeutende Rolle. Weltraumtourismus ist längst gelebte Realität, ein Urlaub auf dem Mond für abenteuerlustige Milliardäre also der logische nächste Schritt. Auch der Abbau von seltenen Rohstoffen auf dem Mond könnte sich als lukrativ erweisen. Für all diese Ideen ist Artemis 1 der erste Schritt.


 
Und dann wäre da noch China. Die Weltmacht hat ebenso Interesse am Mond wie der Westen. Die konkurrierenden Systeme könnten sich also erneut ein Wettrennen liefern, wie es zu Zeiten des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetunion der Fall war. 

Mond-Mission Artemis: Was hat Elon Musk mit dem Programm zu tun?

Keine Zukunftsmusik in der Elon Musk nicht ein paar Töne beisteuert: Der Multimilliardär hat auch im neuen Wettlauf zum Mond seine Finger im Spiel. So gewann sein Unternehmen den Zuschlag für den Bau der Fähre, die bei der Artemis-3-Mission auf dem Mond landen soll. Auch die Schwerlast-Trägerrakete Falcon Heavy von Musks Weltraumunternehmen SpaceX könnte bei späteren Artemis-Missionen zum Einsatz kommen. Dies steht aktuell aber noch in den Sternen. Musk, der großer Fan davon ist, den Mars eines Tages zu besiedeln, trug auch sonst zum einem möglichen neuen Weltraumzeitalter bei. Mit SpaceX gelang es einem Unternehmen, wiederverwendbare Raketen herzustellen, was die Kosten von Raketenstarts und Weltraummissionen enorm senkt. 

Hält die Zukunft der Raumfahrt in Händen: Elon Musk mit einem Raketenmodell
Credit: IMAGO / ZUMA Wire

Ein jeder Start der aktuell genutzten Rakete SLS verursacht Kosten von rund vier Milliarden US-Dollar. Insgesamt könnte das Artemis-Programm, so die Experten, bis 2025 rund 93 Milliarden Dollar verschlingen. 

Mond-Mission Artemis: Hier den Start live miterleben

Den Start am Montag können Sie im Live-Stream der NASA live mitverfolgen.

Sollte es am Montag erneut zu Komplikationen kommen, wäre erst wieder ab 19. September mit einem neuen Startfenster zu rechnen. Auf dem Weg zum Mond und darüber hinaus ist eben ein langer Atem gefragt.