Sex-Trend Pheromone: So läuft das Geschäft mit getragener Wäsche – laut einer Shop-Betreiberin

Sex-Trend Pheromone: So läuft das Geschäft mit getragener Wäsche
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Im Internet bekommt man bekanntlich alles. Bei Kathleen Krüger sogar die Erfüllung der intimsten Sex-Wünsche: Anfang des Jahres gründete sie fraukruner.de – einen Online-Shop für getragene Wäsche. Im Interview verrät uns die 35-Jährige, die selbst einige Jahre ihre Wäsche online verkaufte, warum ihr Shop nicht nur einer von vielen ist, weshalb dieser Kink völlig natürlich ist, und wieso es wichtig ist, endlich offen über ihn zu sprechen. 

Frau Krüger, worin liegt der Reiz, an getragener Unterwäsche von Fremden zu riechen? 

Im Prinzip ist das etwas Natürliches und sogar evolutionär Bedingtes: Der Reiz an getragener Unterwäsche ist ihr Duft, und für den sind Pheromone, also Botenstoffe, verantwortlich. Die entscheiden wortwörtlich darüber, ob man sich riechen kann oder nicht – und sich paaren würde. An getragener Wäsche zu riechen und es sich mit ihr gemütlich zu machen, ist für viele ein Kink, etwas sehr Erotisches. Viele trauen sich aber nicht, diesen Wunsch in einer Beziehung zu äußern und suchen sich andere Möglichkeiten, ihn auszuleben. Auf der anderen Seite kann es sehr reizend sein, zu wissen, dass ein Fremder an der intimsten Stelle des eigenen Körpers riecht und dabei geil wird. Dafür muss man der Typ sein, aber dann hat das etwas sehr Erotisches, vielleicht auch etwas Verruchtes. So entstehen Angebot und Nachfrage, einer trägt es, einer kauft es – beide haben Freude daran. 

Angebot und Nachfrage sind hoch – das Internet ist geflutet mit Online-Shops für gebrauchte Wäsche. 

Total! Es interessiert so viel mehr Menschen, als man denkt. Es sind tatsächlich der Mann und die Frau von nebenan, die darauf stehen. Es ist die Beamtin, die Bioladen-Besitzerin, es ist der Arzt, der Techniker – ganz breit gefächert. Aber natürlich traut sich niemand, das zu sagen. Wenn man jetzt auf der Straße jemanden anspricht und fragt „Würdest du an getragener Wäsche riechen?“, da sagen 99,9 Prozent „Auf keinen Fall!“. 

Was machen Sie mit fraukruner.de anders als die anderen Shops? 

Ich war selbst acht Jahre Verkäuferin und was mir gefehlt hat, war ein Ort, an dem man seinen Kink sicher ausleben kann. Anonymität wird bei mir also großgeschrieben. Jede Verkäuferin versendet ihre Ware mit meiner Firmenadresse als Absender, bei jedem Bild, das auf meiner Plattform landet, werden automatisch die Metadaten entfernt, sodass nichts nachvollziehbar ist. Ich habe nämlich selbst erlebt, wie interessiert die Kunden an der Adresse sein können. Dann der Service: Ich antworte zeitnah, schreibe keine vorgefertigten Mails, es gibt keine verstecken Gebühren oder Abofallen. Und, dass ich eine Frau bin, die die Seite leitet, ist tatsächlich etwas Besonderes. 

Ist das Unterwäschen-Business eine Männerdomäne?

Absolut. Wenn ich mir die anderen Seiten und ihr Impressum angucke, stehen da nur Männer. Ich denke aber, dass es von Frau zu Frau einfacher ist, schließlich verkaufen vor allem Frauen. 

„Jeder hat doch heute einen Fetisch oder einen Kink, das ist doch total normal“

Wofür steht der Name Ihres Shops? 

Ich wollte eigentlich nur keinen typischen Namen wie „Slip24“ oder so (lacht). Ich wollte, dass mein Name auch wirklich ein Name ist, das hat was Menschliches. Jeder hat doch heute einen Fetisch oder einen Kink, das ist doch total normal. Alles, was nicht verboten ist und was Spaß macht und wo es jemanden gibt, der es anbietet, ist doch okay. Viele Leute trauen sich aber nicht, ihren Kink auszuleben oder sich zumindest auszuprobieren. Vielleicht fühlen sie sich bei mir sicher genug, das zu tun.  

Fraukruner.de gibt es seit Februar 2023. Wie viele Frauen verkaufen ihre Wäsche bei Ihnen? 

Ganz genau weiß ich es gerade nicht, aber es sind über 1600.

Das klingt überraschend viel. 

Ja, das sind sehr viele. Meine Seite ist an dem Tag, an dem wir online gingen, zusammengebrochen. Und das, obwohl wir mit dem Ansturm gerechnet haben und sie so konzipiert haben. Eine Freundin von mir, die auch seit Tag eins Verkäuferin bei mir ist, hat auf TikTok von meinem Shop erzählt – und das Video ging sofort viral. Den Push merke ich heute noch. Deshalb: Der Markt ist da und der Zuspruch groß.

Welcher Typ Frau verkauft bei Ihnen?

Den gibt’s nicht. Von der Beamtin über die Polizistin, Krankenschwester, Physiotherapeutin oder Hausfrau ist das total breit gefächert. Und genauso: Von jung bis alt, dick bis dünn, behaart bis unbehaart. Die einzige Gemeinsamkeit ist, dass sie alle über 18 sind (lacht)

Ist das schon Sexarbeit? 

Nein, das denken viele. Oft werde ich das im Kontext sexuell übertragbarer Krankheiten gefragt. Aber auch da sind meine Verkäuferinnen angehalten, sich regelmäßig zu testen und mir zu bestätigen, dass sie gesund sind. Es ist auch nichts Illegales oder etwas, was gegen den Jugendschutz verstößt. Der Kauf eines gebrauchten Slips ist ab 16 total in Ordnung. Nur Bild- und Videomaterial, das man oft zu den Slips kaufen kann, das ist FSK18. Sind die Leute auf der Website nicht angemeldet, sehen sie das also nur verpixelt. 

„Meine Seite ist an dem Tag, an dem wir online gingen, zusammengebrochen“

Und wer ist der typische Käufer? 

Den gibt’s auch nicht. Von 18 bis 80 ist wirklich alles dabei. 

Was wird am häufigsten bestellt? 

Slips. Socken und Nylons gehen auch, Schuhe seltener, Unterwäsche ist der Klassiker. Was hier am besten geht, sind die Slips, die im Intimbereich breit sind und den breiten Zwickel haben, weil der logischerweise am meisten Geruch aufnehmen kann. 

Wie läuft so ein Bestellprozess ab?

Wenn der Käufer bezahlt hat, bekommt die Dame sofort eine Info, was gekauft wurde. Sagen wir einen Slip, drei Tage getragen, mit Fotos. Dann macht sie das fertig und ich überwache, ob und wann sie den versendet hat. Merke ich, dass nichts passiert, erinnere ich sie nach ein paar Tagen dran – das kommt aber selten vor. Sie versendet dann direkt an den Käufer und nach ein bis zwei Tagen hat er die Bestellung zuhause. 

Viele Bestellungen kann man sich mit „NS“ wie Natursekt, also Urin, oder „KV“ für Kaviar, also Kot, „veredeln“ lassen. Gab’s da geruchstechnisch schon mal Probleme mit der Post?

Nee, noch nie. Das ist ja auch alles versiegelt. Jede Dame muss die Ware vakuumiert versenden. 

Halten sich die Duftstoffe und Pheromone so lange außerhalb des Körpers auf Material? 

Ja, dadurch, dass es vakuumiert und luftdicht verpackt ist, bekommt man den Duft, den man haben möchte. Natürlich duftet ein frisch ausgezogener Slip anders, aber mindestens 80 Prozent sind nach dem Postweg noch vorhanden, wenn er richtig vakuumiert ist. 

„Dieser Reiz, dass jemand an deiner intimsten Stelle riecht, das ist schon geil irgendwie“

Sie erwähnten, dass Sie selbst Verkäuferin waren. Wie kamen Sie dazu? 

Ich wurde das schon des Öfteren gefragt und ich bekomme es gar nicht mehr so richtig zusammen. Irgendwer hat mir irgendwann mal erzählt, dass man online Unterwäsche verkaufen kann und mir direkt auch eine Seite genannt, die es sogar immer noch gibt. Und da habe ich das tatsächlich gemacht – das war auch meine sexuelle Findungsphase. Die ersten ein bis zwei Verkäufe waren schleppend, muss ich sagen, aber dann lief es immer weiter an und hat mir einfach total Freude gemacht. Dieser Reiz, dass jemand an deiner intimsten Stelle riecht, das ist schon geil irgendwie. Und ob ich den Slip nun abends ausziehe und ihn in den Wäschekorb schmeiße oder ihn verschicke, ist eigentlich egal. 

War Scham bei Ihnen jemals ein Thema? 

Nee, bei mir persönlich nicht. Ich habe mich nie mit anderen verglichen oder gehofft, dass ich nicht „unnormal“ rieche. Natürlich gibt es Duftpartner, also solche Menschen, die deinen Duft total gut finden, und solche, die es gar nicht sind und denen er gar nicht gefällt. Das kann bei diesem Produkt vielleicht mal vorkommen. Dann passt eben der nächste Duft besser zu einem.

Was haben Sie im Schnitt monatlich damit verdient? 

Das war echt total unterschiedlich, der Durchschnitt wird bei 150 Euro liegen. Zur Hochzeit waren es aber an die 500 Euro. Diesen Betrag haben vor allem die Extras zum Slip, wie Fotos und Videos, ergeben.

Verkaufen Sie heute noch?

Ich habe einen Kunden aus meiner Zeit, den ich bis heute behalten habe und behalten werde. Der kauft bei mir in regelmäßigen Abständen einen KV-Slip. Das ist dann ein Slip plus Binde plus KV und das möchte der ausschließlich von mir und da freue ich mich auch drüber. 

Wie reagiert Ihr Umfeld auf Ihren Online-Shop?

Mein Partner ist großer Fan, der hat es auch geliebt, dass ich Wäsche für andere Männer gemacht habe. Er fand es total reizend, zu wissen, dass ein anderer Mann zu meiner Wäsche spritzt. Nur bei meiner Mutter war es ein bisschen schwierig (lacht). Aber auch sie hat mir dann irgendwann erzählt, dass mein Vater früher an ihrer Wäsche gerochen hat. Das fand ich total cool. Ansonsten reagieren alle total entspannt und haben einfach nur Fragen, die ich gerne beantworte. Negatives Feedback bekomme ich gar nicht, höchstens Mal ein nüchternes „Aha“. 

Auf Ihrer Website schreiben Sie, dass Unterwäsche verkaufen kein Tabu-Thema mehr ist. Dennoch setzen Sie sich, unter anderem mit diesem Gespräch, dafür ein, es aus der Tabu-Zone zu holen. Wie geht das zusammen? 

Bei mir ist es keins. Und ich möchte, dass es auch überall anders keins mehr ist. Dass man einfach sagen kann: Ja, ich verkaufe meine Wäsche. Ich traue mich das, klar. Aber viele trauen sich das nicht und machen das heimlich hinter vorgehaltener Hand. Oft fällt auch das Wort pervers in diesem Kontext. Aber ganz ehrlich: Nur, weil man einen Fetisch hat und den gerne auslebt, ist man noch lange kein Perverser. Ich möchte, dass es normal wird, dass alle zufrieden sind und sich zurück auf ihre Natur besinnen.