Frau Nguyen, Sie sind „Lady Amarena World 2022“ und damit amtierende Barkeeper-Weltmeisterin. Mit welchem Drink haben Sie überzeugt?
Mit dem „154 Barmaid’s Portrait“, einem Drink, in dem ich mich und meine Charaktereigenschaften sensorisch vermixt habe. Er besteht aus einem dunklen, gereiften und gelagerten Rum, der kräftig, aber weich ist und Karamell- und Schokoladennoten enthält. Außerdem aus einem Kirschbitter, etwas Sweet and Sour und Aroma Bitter. Das ist quasi eine Kräutertinktur, die Tiefe ins Getränk bringt und es von Schluck zu Schluck intensiver schmecken lässt. Ich habe ihn dann mit einem Limoncello-Mandelschaum getoppt.
Sie sind also tiefgründig, süß, können aber auch anders?
Genau (lacht). Ich bin sehr zierlich und, wie auch der Name des Cocktails nahelegt, nur 1,54 Meter groß. Wenn man mich hinter dem Tresen stehen sieht, denken die meisten von mir: Mensch, das ist aber eine süße Maus – die studiert bestimmt noch. Aber je länger ich am Werk bin, desto mehr entdecken sie, wie viel Tiefgang in meinen Tätigkeiten steckt: Wenn ich Drinks kreiere, achte ich immer darauf, dass sie alle Sinne ansprechen. Je besser mir das gelingt, desto eindrucksvoller wird der Drink am Ende des Tages auch schmecken.
Das heißt, Sie legen auch viel Wert auf die Optik Ihrer Drinks?
Ja, ich verarbeite zum Beispiel sehr gerne Gold. Zum einen weil es die schönste Art ist, etwas zu veredeln, zum anderen weil Gold in kleinen Mengen tatsächlich gesund ist. Außerdem gehen meine Drinks häufig, wenn auch meist unbewusst, in eine rötliche Richtung. Ich verbinde Passion und Liebe mit der Farbe. Man könnte jetzt sagen, dass die Drinks recht feminin wirken – aber eine schöne Frau schaut doch jeder an, oder?
Da geben wir Ihnen absolut recht.
Ich selbst hebe mich optisch auch von anderen Barkeepern ab. Ich bin eine Frau, die sich gerne schminkt, gerne Lippenstift und bunten Nagellack trägt. Das habe ich mir in meinem Job nie nehmen lassen. Ich lege sehr großen Wert darauf, dass es auch so bleibt.
Wie meinen Sie das?
In dieser harten Männerdomäne wird man als Frau oft nicht wahrgenommen oder direkt in eine Schublade gesteckt. Als Barkeeperin ist man in der Nachtbranche tätig, hat viel mit Männern zu tun und muss sich einige Anmachsprüche anhören. Aber warum sollte ich mich verändern, wenn nur die Einstellung meines Gegenübers falsch ist?
Barkeeperin Linh Nguyen: „Wo steht geschrieben, dass ein Barkeeper Hosenträger, Fliege oder Krawatte tragen muss?“
Woran liegt es Ihrer Meinung nach, dass es vermeintlich immer noch deutlich weniger weibliche Barkeeper gibt?
Ich habe das Gefühl, dass vielen Barkeeperinnen keine Bühne geboten wird. Sie stehen im Schatten ihrer männlichen Kollegen. Es braucht mehr Sichtbarkeit und mehr Vorbilder. Durch die Competitions, an denen ich teilnehme, versuche ich, meinen Teil dazu beizutragen. Außerdem trauen sich viele nicht, Weiblichkeit in den Beruf zu legen. Sie denken, dass sie sich hinter der Bar den Männern anpassen müssen. Das geht bei der Uniform los: Wo steht geschrieben, dass ein Barkeeper Hosenträger, Fliege oder Krawatte tragen muss? Es lassen sich auch in einem Kleid oder einem Rock Drinks herstellen.
Wollten Sie selbst denn schon immer Barkeeperin werden?
Eigentlich ja! Ich hatte schon während meiner Schulzeit Nebenjobs in der Gastronomie. Und insbesondere die Barkeeper haben mich inspiriert und fasziniert. Ich habe zwar – auf Wunsch meiner Eltern – einen Bachelor in BWL gemacht, habe aber schnell gemerkt, dass das nicht mein Weg sein wird. Also war ich für drei Monate in Barcelona und habe dort meinen internationalen Barkeeper-Schein gemacht. Meinem Vater zu erzählen, dass ich hinter dem Tresen arbeiten möchte, war übrigens nicht gerade leicht – er fand das anfangs gar nicht cool (lacht).
Waren Sie überrascht, dass der Playboy Sie für ein Interview angefragt hat?
Ich bin eine Frau, die für Ästhetik steht, und meine Drinks sind ja auch sehr sexy. Ich wusste also direkt, dass ich das unbedingt machen will. Außerdem habe ich mich bereits in einer Männerdomäne durchgesetzt und glaube, dass ich in der Männerwelt gut aufgehoben bin.
Sie bezeichnen Ihre Drinks als sexy?
Ja! Zum einen weil das Wort Aufmerksamkeit auf sich zieht und das zu meinen bunten, schillernden Kreationen passt, zum anderen weil es für mich alles zusammenfasst: eine gute Optik, einen guten Geschmack, einen angenehmen Geruch.
Welche Ihrer sexy Kreationen können Sie besonders für laue, lange Sommernächte empfehlen?
Die DNA meiner Cocktails ist generell sehr frisch, fruchtig und leicht. Auch wenn ich Whiskey oder Rum verarbeite. Da diese Spirituosen aber doch recht stark sind und wir alle um die Wirkung von Alkohol wissen, würde ich für warme Tag einen „Marendry Spritz“ empfehlen. Der ist seit letztem Sommer mein Favorit. Er besteht aus einem Kirschbitterlikör, den ich mit Prosecco aufbereite. Dann kommt noch etwas Sweet and Sour rein, und man hat das perfekte Sommergetränk.
Drink-Trend für den Sommer: 3 Cocktail-Rezepte, die alle Sinne ansprechen
1. Cocktail-Rezept für „mezcaLinh“
Zutaten:
- 5 cl Mezcal Infused Hibiscus,
- 3 cl Limettensaft
- 2,5 cl Rohrzuckersirup
- Red Bull Purple Berry
Für den Schaum:
- 500 ml Gurkensaft
- 10–15 Dashs Plum Bitters
- 350 g
- Zucker
- 6 cl Aria Velluto (Fabbri)
Zubereitung:
Gurkensaft mit Plum Bitters und Zucker aufkochen lassen. Wenn sich der Zucker aufgelöst hat, abkühlen lassen. Aria Velluto dazugeben und gut verrühren. Die Flüssigkeit in einem Gourmet Whip (mit zwei CO2-Patronen) zu Schaum schütteln und kühl stellen. Restliche Zutaten außer Red Bull Purple Berry mit Eiswürfeln shaken und mit einem Feinsieb in eine Cocktailschale abseihen. Mit Purple Berry auffüllen und mit Schaum toppen.
2. Cocktail-Rezept für Marendry Spritz
Zutaten:
- 5 cl Marendry
- 2 cl Sweet and Sour
- 10 cl Prosecco
- 1 Spritzer Soda
- 1 Zitronenzeste
- 1 Amarenakirsche (Fabbri)
Zubereitung:
Alle Zutaten außer der Zeste und der Kirsche in ein Weinglas mit Eiswürfeln geben. Mit der Zitronenzeste und der Amarenakirsche garnieren.
3. Cocktail-Rezept für „154 Barmaid’s Portrait“
Zutaten:
- 5 cl Marendry Bitter
- 3 cl Ron Zacapa 23
- 2 cl Sweet and Sour
- 2 Dashs Aromatic Bitter.
Für den Schaum:
- 500 ml Wasser
- 6 cl Latte di Mandorla (Fabbri)
- 4 cl Limoncello Gourmet Sauce (Fabbri)
- 6 cl Aria Velluto (Fabbri)
Zubereitung:
Wasser, Latte di Mandorla, Limoncello Gourmet Sauce und Aria Velluto in einem Gourmet Whip (mit zwei CO2-Patronen) zu Schaum schütteln. Restliche Zutaten mit Eiswürfeln in einem Glas ca. 15 Sekunden lang rühren. In eine Cocktailschale abseihen und mit dem Schaum toppen.
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