Herr Seemann, seit wann gibt es Champagner?
In der Champagne wird Wein ungefähr seit den Römern angebaut, damals wurde mit Wein teilweise der Sold der Soldaten bezahlt. Der Wein aus der Region wurde später vor allem deshalb so populär, weil in der Kathedrale in Reims der französische König gekürt wurde – und es zu diesen Feierlichkeiten eben Wein aus der Champagne gab.
Die ersten richtigen „Champagner“ entstanden aber eher aus Zufall, oder?
Ja, das waren eigentlich Missgeschicke. Viele Weine wurden nach England exportiert und davor noch einmal gesüßt. Dadurch ist es in der Flasche zu einer zweiten Gärung gekommen – die dafür gesorgt hat, dass Korken aus der Flasche flogen und Flaschen explodierten, eine Katastrophe. Aber es hat offensichtlich geschmeckt.
Lange dachte man fälschlicherweise, dass der Mönch Dom Perignon den Champagner erfunden hat.
Das ist eine Legende. Tatsächlich hat er aber in der Champagne maßgeblich die Assemblage entwickelt, also die Vermischung verschiedener Weine und Jahrgänge. Mit den Jahren ist das Weingebiet der Champagne aufgrund der Nachfrage immer mehr gewachsen – und es gibt auch in anderen Regionen herausragende Schaumweine. Zu Recht steht aber die Champagne für beste Qualität.
In der Münchner Kubaschewski Bar haben Sie sich ganz auf Champagner konzentriert, warum?
Wir wollen den Leuten nahebringen, dass es bei Champagner nicht immer die großen Marken oder teuren Preise sein müssen. Champagner löst bei vielen Menschen einen großen Respekt aus – wir zeigen, dass man auch für ein schmaleres Budget tolle Sachen kriegen kann. Es gibt hunderte Champagner jeder Preisklasse.
Der durchschnittliche Champagner-Trinker kennt allerdings höchstens drei, vier Marken.
Ja, und diese großen Häuser haben sicher eine ausgezeichnete Qualität, aber auch einfach das beste Marketing. Wer allerdings nur die Großen trinkt, verpasst die jungen, frechen Winzer, die viel mit der Stilistik experimentieren.
„Es gibt hunderte Champagner jeder Preisklasse“
Inwiefern?
Dadurch, dass zum Beispiel kein Zucker beigemischt wird. Oder dass andere Rebsorten verarbeitet werden. Mehr als 99 Prozent der Champagner sind aus nur drei Rebsorten gemacht: Pinot Noir, Chardonnay und Pinot Meunier. Daneben sind noch vier weiter Sorten erlaubt: Arbane, Petit Meslier, Pinot Blanc und Pinot Gris. Die werden kaum genutzt, sind aber gerade immer mehr im Kommen. Dadurch erhalten Sie neue, tolle Aromen und Geschmacksprofile mit Ecken und Kanten.
Wie trinke ich Champagner richtig?
Pur oder als Drink. Wir selbst beobachten in der Bar, dass der Einstieg meist über die Cocktails geschieht und man sich dann langsam in die verschiedenen Sorten vorwagt.
Wie lange vor dem Trinken stelle ich Champagner aus dem Kühlschrank?
Das ist unterschiedlich. Meine Faustregel: Etwa eine halbe Stunde. Und ein paar Minuten vorher öffnen, damit er etwas an Aggressivität verliert.
In welchem Glas wird Champagner serviert?
Im klassischen Weißweinglas, da kann er sich gut entfalten, besser als in der mittlerweile kaum noch genutzten Sektflöte. Es gibt mittlerweile sogar den Trend, Champagner zu dekantieren, das ist aber nur bei wenigen Champagnern nötig.
Dieses Interview erschien erstmals in der Playboy-Ausgabe 01/2022.
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