Frau Seyfarth, wie läuft Ihre WM-Vorbereitung seit Jahresbeginn?
Anfang Januar waren wir vor allem auf der Suche nach Schnee. Hier in Oberstdorf lag keiner mehr. Deshalb haben wir erst mal Athletik-Training gemacht und sind dann in den Bayerischen Wald gefahren – dort gab es noch eine Schanze zum Springen.
Zum Weltcup-Auftakt 2022 wurde erstmals auf Matten gesprungen. Was halten Sie davon?
Ich wohne und trainiere seit zehn Jahren in Oberstdorf. In den ersten Wintern wurde ich mit Schnee überschüttet. Die letzten Jahre ist das deutlich weniger geworden. Ich glaube daher, dass immer mehr Wettkämpfe auf einer Sommerschanze stattfinden werden. Das ist auch umweltfreundlicher, als den Schnee heranzukarren oder Schneekanonen laufen zu lassen.
Sie arbeiten aktuell darauf hin, sich für die WM in Slowenien zu qualifizieren, die am 21. Februar losgeht. Spätestens Mitte Februar wird klar sein, ob es mit Ihrer Teilnahme klappt, richtig?
Genau. Ich brauche jetzt bei den Weltcup-Springen noch ein Top-8-Ergebnis oder zwei Top-15-Ergebnisse, um mich zu qualifizieren.
Was ist die größte Herausforderung dabei?
Im Skispringen geht alles sehr schnell. Man kann von einem auf den anderen Tag ein Aha-Erlebnis haben und den anderen davonspringen. Es geht aber genauso schnell, dass man ins Grübeln kommt und das Gefühl hat, man habe es verlernt. Es ist viel Kopfsache.
Eigentlich hätte in diesem Jahr erstmals auch die Vierschanzentournee für Frauen stattfinden sollen – nun soll sie frühestens 2024 ihren Auftakt feiern. Wie stehen Sie dazu?
Ich bin sehr froh, dass Garmisch und Oberstdorf, die deutschen Ausrichtungsorte, da so Druck machen. Jetzt gibt es nur noch Zweifel und Verzögerungen von österreichischer Seite. Wir sollten darüber aber nicht schimpfen, sondern dankbar sein, dass wir die Chance bekommen, und dann Leistung zeigen.
Im März dieses Jahres sollen Frauen auch das erste Mal Skifliegen dürfen. Freuen Sie sich?
Skifliegen möchte ich schon, seit ich ein kleines Kind war. Jetzt rückt es immer näher, und ich fühle mich absolut bereit dazu!
Unter anderem Toni Innauer kritisiert das Skifliegen für Frauen. Er sagt, dass es aufgrund der physischen Voraussetzungen für Frauen gefährlicher ist.
Toni war jahrelang erfolgreicher Skispringer und weiß, was für Kräfte da wirken. Es ist etwas ganz anderes als ein Wettkampf auf einer normalen Großschanze. Jeder Stundenkilometer, den man schneller fährt, potenziert sich im Flug. Man fliegt und landet auch schneller. Da muss man schon sehr sicher sein. Ich denke, dass er deshalb die Bedenken geäußert hat. Aber es springen ja nur die 15 Besten der Raw-Air-Serie und nicht 50 oder 60 Mädels, die vielleicht noch nicht so viel Erfahrung haben. Ich finde, es ist einfach an der Zeit für uns.
Kurzer Rückblick: Werden Sie eigentlich noch häufig auf Ihre Playboy-Fotos vom März 2021 angesprochen?
Superhäufig! Dass das immer noch so präsent ist, wundert mich manchmal. Auch bei meinen Sportlerkollegen haben die Bilder großen Anklang gefunden. Die damals erfolgreichste Skispringerin, die Japanerin Sara Takanashi, ist zu mir gekommen und wollte eine Unterschrift von mir auf dem deutschen Playboy. Da habe ich mich sehr geehrt gefühlt.
Das heißt, Sie stehen noch immer hinter Ihrem Akt-Shooting?
Ich würde sofort Ja sagen, wenn der Playboy noch mal anfragt.
Alle Artikel