„Guter Stil ist für mich, wenn jemand sich nicht verstellen muss“

„How to be a Man“-Coverstar Tom Wlaschiha schwärmt seit Kindertagen für Alfa Romeo
Credit: Benjamin Pichelmann
Lernen von Tom Wlaschiha: In der neuen Sonderausgabe „How to be Man 2023“
Magazin
„How to be a Man 2023 – Der Playboy Gentlemen's Guide“

Inhalt

Auftakt

Zehn prominente Stimmen über die Zukunft: Wer ans Morgen denkt, lässt tief blicken – in seine Wünsche, Ziele, Ängste und in seine Persönlichkeit

Können

Lernen von Brad Pitt: Der Hollywood-Star stellt sich regelmäßig den großen Fragen des Lebens. Ein paar Antworten hat er bereits gefunden. Fünf Lektionen in der Kunst, Erfüllung zu finden

Drink-Klassiker mixen: Um jeden bekannten Cocktail ranken sich Mythen. Wir kredenzen fünf Rezepte und ihre Bar-Geschichte  

Neues wagen mit Whisky: Vor rund 70 Jahren wurde der Bourbon bei Maker’s Mark neu erfunden. Jetzt kommt der erste „Cellar Aged“ auf den Markt 

Vollgas geben: Simon Billy ist der schnellste Skifahrer der Welt. Uns verrät er im Interview, was man aus Crashs übers Rasen lernen kann

Eigene Schwächen austricksen: Der Alltag steckt voller Herausforderungen. Der Psychologe Rolf Schmiel hat sieben Tipps, wie man sie bewältigen kann 

Auto-Leidenschaften pflegen: Der Motorsport-Fotograf Rainer Schlegelmilch wurde am Rand der Strecken selbst zur Rennlegende. Zum 75. Jubiläum widmet er Porsche jetzt ein Buch voller Highlights

Perfekte Papierflieger falten: Der deutsche Champion Alexander Schwarz erklärt, wie es geht

Machen

Eisbaden: Moritz Ross hilft Männern und Frauen, im kalten Wasser ihre Willens- und Widerstandskräfte zu trainieren

Wieder aufstehen: Hotelmanager Olaf Beck war ein Shooting-Star seiner Branche – und alkoholkrank. Ein Gespräch über den Weg aus der Sucht  

Leckere Pasta-Gerichte: Die Betreiber der Berliner Manufaktur Mani in Pasta stellen sieben einfache Nudelrezepte zum Selberkochen vor

Gute Bücher lesen: Zehn große Autorinnen und Schriftsteller der Gegenwart, die Sie unbedingt kennen sollten

Besser aussehen: Fünf Pflegetipps, mit denen Männer ihrem Auftreten den letzten Schliff verpassen

Haben

Einen Lauf wie Tom Wlaschiha: Mit Kultserien wie „Game of Thrones“ oder „Stranger Things“ wurde der deutsche Schauspieler zum Star. Ein Interview über Hollywood-Mythen und seinen Glauben an sich selbst

Ein Hobby wie Golf: Unser Autor macht die Platzfreife auf Madeira – und uns große Lust aufs Spielen an den ansehnlichsten Orten der Welt

Eine schöne Wohnung: Die Interior-Expertin Arina Ageeva gibt Tipps für ein stilsicher eingerichtetes Zuhause

Sinn für Kunst: Als Maler, Designer und DJ hat Noah Becker sich fest etabliert. Im Interview spricht er über Kreativität als Ventil 

Männer-Uhren: Damit Sie bei den vielen Typen, Materialien und Farben nicht den Überblick verlieren: Unsere 27 Top-Favoriten des Jahres

Einen besonderen Duft: Sechs Nischenparfüms, die den Charakter betonen  

Wissen

Wann Wein richtig Spaß macht: Der Sommelier Willi Schlögl und der Rapper Curly über geistige Hochgenüsse ohne Fachgeschwurbel

Welche Outfits überall gut aussehen: Acht lässige Winter-Looks für jede Gelegenheit – in der Stadt und in der Natur

Wie Mode-Star Philipp Plein tickt: Der deutsche „King of Bling“ im Interview über seine Erfolgsgeschichte, wilde Achterbahnfahrten und Narzissmus

Alles übers beste Stück des Mannes: Wichtige und skurrile Penis-Fakten von Autor Oliver Stöwing

Wie Sex das Internet prägte: ... und umgekehrt: Samantha Cole hat das Verhältnis von technologischem und sexuellem Fortschritt erforscht 

Wie man sich selbst ein Auto baut: Norbert Tannebaum und sein wahr gewordener Traum

Wo gute Zigarren herkommen: Tabak-Experte Stefan Gerkens erklärt den Weg von der Pflanzenaufzucht bis zum handgerollten Rauchkunstwerk  

Standards
  • Editorial

  • Impressum

  • Auftakt

  • Bezugsquellen

  • Stichwortsuche

  • Ausstieg

Als Charakterdarsteller hat sich der deutsche Schauspiel-Star Tom Wlaschiha in internationalen Kultserien wie „Game of Thrones“ oder „Jack Ryan“ weltweit Fans gemacht. Für ihn das Ergebnis eines langen Weges, den er, unbeirrt von Hollywood-Mythen und Enttäuschungen, ging. Mit festem Glauben an sich selbst. Und an seine Fähigkeit, immer weiterzumachen und Gas zu geben …

Herr Wlaschiha, Sie haben das, was man einen Lauf nennen könnte. In den letzten zehn Jahren waren Sie in fast allen internationalen Kultserien zu sehen: „Game of Thrones“, „Crossing Lines“, „Das Boot“, „Jack Ryan“, „Stranger Things“. Wie fühlt sich das an?

Ich freue mich natürlich sehr darüber. Das war vor 15 Jahren ja so noch nicht absehbar. Es hat sich vieles gefügt. Ich habe aber auch sehr viel Energie investiert, bis ich die spannenden Projekte drehen konnte. Und natürlich müssen da einige Dinge zusammenkommen, dass es auch klappt.

„Game of Thrones“-Star Tom Wlaschiha im Playboy-Interview: „Hollywood ist vor allem ein großer Mythos.“

Nehmen wir allein „Game of Thrones“: Die HBO-Saga wurde in 170 Ländern geschaut und ist heute die erfolgreichste Streaming-Serie.

Ich muss leider trotzdem noch arbeiten (lacht).

Der Junge aus dem sächsischen Neustadt, der in Hollywood die Filmwelt erobert: Müssen Sie sich heute nicht manchmal kneifen, um zu merken, dass das nicht nur ein Traum ist?

Also ich kneife mich schon manchmal, aber aus anderen Gründen (lacht). Hollywood klingt natürlich immer gut. Die meisten Projekte, in denen ich gespielt habe, sind zwar amerikanische Serien, wurden aber überwiegend in Europa gedreht. Hollywood ist vor allem ein großer Mythos.

Wie ist das für einen Schauspieler aus Deutschland, der zuvor vor allem in deutschen Vorabendserien gespielt hat, plötzlich auf der großen Weltbühne zu stehen?

Es war dann doch ein ziemlich langer Weg. Das Tolle an den großen internationalen Produktionen ist vor allem, dass man da in jedem Bereich mit den Besten ihres Fachs zusammenarbeiten darf – vor und hinter der Kamera.

Wie geht man als Schauspieler an eine internationale Millionenproduktion ran? Sind Sie da besonders nervös?

Das ist bei jedem neuen Projekt so. Du kommst ja an ein neues Set und kennst niemanden. Du hast den Regisseur noch nie getroffen. Du weißt nicht, wie die Zusammenarbeit sein wird. Und du hast dir was Bestimmtes vorgenommen für die Rolle. Du weißt aber nicht, ob du es schaffst, das auch umzusetzen. Bei „Stranger Things“ war ich selber großer Fan. Seit der ersten Staffel schon. Und dann kommst du da ans Set – und plötzlich wird dir klar, was du jetzt machst, werden Millionen Menschen auf der ganzen Welt sehen. Und du hoffst nur, du versaust es nicht. Das ist natürlich ein riesiger Druck. Ich habe mir deshalb die ganze Zeit gesagt, das ist jetzt nur ein Studentenfilm, den keiner schauen wird. Das funktioniert aber nur bedingt.

„Game of Thrones“-Star Tom Wlaschiha im Playboy-Interview: „Ich habe nicht aufgegeben, weil mir der Job einfach Spaß macht“

Sind Sie sehr kritisch mit Ihrer Leistung? Würden Sie manches am liebsten dann noch mal neu drehen?

Ich bin manchmal schon ein bisschen Kontrollfreak. Aber davon muss man sich verabschieden. Es kommt vor, dass mir Tage später noch Texte durch den Kopf gehen und ich plötzlich glaube, eine bessere Interpretation gefunden zu haben. Das bringt aber nichts. Du musst dich auf den Regisseur verlassen und auch ein Stück weit die Verantwortung abgeben können.

Sie haben vor Ihrem internationalen Durchbruch in deutschen Serien gespielt. Ihre erste Hauptrolle hatten Sie in „Die Rettungsflieger“. Da waren Sie 27. Wann hatten Sie erstmals das Gefühl, es jetzt geschafft zu haben?

Dazu müsste man erst mal definieren, was das heißt, es geschafft zu haben. Es ist natürlich vieles leichter geworden seit „Game of Thrones“. Wenn man das Glück hat, in so einer großen Produktion dabei zu sein, dann kommen danach mehr Angebote. Deshalb war das schon ein sehr großer Schritt. Ich hatte vorher über Jahre das Gefühl, ich investiere sehr viel Energie und sehr viel Leidenschaft in den Beruf, aber es kam weniger zurück, als ich mir gewünscht hatte.

Sie wollten mit Mitte 30 aufgeben und die Schauspielerei hinschmeißen. Was hat Ihnen dennoch den Willen verliehen, nicht aufzugeben?

Ich habe nicht aufgegeben, weil mir der Job einfach Spaß macht und es immer wieder Momente gibt, für die es sich lohnt weiterzumachen. Du stehst auf einer Bühne und fühlst die Energie aus dem Publikum, oder du drehst eine Szene und spürst intuitiv, dass jetzt alles stimmt. Das sind Glücksgefühle, die bekäme ich so bei keinem anderen Job.

Wer hat noch an Sie und Ihren Erfolg geglaubt? Wer hat Ihnen damals Mut gemacht?

Mut gemacht habe ich hauptsächlich mir selbst. Ich habe es halt immer weiter versucht. Und mich dabei gefragt, wie ich mich noch breiter aufstellen kann. Was kann ich noch verbessern, und wie komme ich an die Projekte, die mich wirklich interessieren?

„Game of Thrones“-Star Tom Wlaschiha im Playboy-Interview: „Als Teenager hatte ich mal die Idee, Journalist zu werden.“

Gab es jemals einen Alternativplan?

Nein, es gab nie einen wirklichen Plan B. Als Teenager hatte ich mal die Idee, Journalist zu werden. Aber Auslandsjournalismus war in der DDR nicht besonders attraktiv. Da hätte man gleichzeitig eine Parteikarriere machen müssen, sonst hätte man gar nicht ins Ausland gedurft. Musik war auch mal eine Idee. Da war ich aber, glaube ich, nicht talentiert genug.

Es ist ja alles gut gegangen. Sie haben in vielen internationalen Produktionen mitgespielt, Sie haben viele große Schauspieler kennengelernt. Welcher Kollege hat Sie in der Zusammenarbeit am meisten beeindruckt?

Ein besonderes Erlebnis war sicher die Arbeit an „Crossing Lines“ mit Donald Sutherland. Der Mann war schon eine Legende, als ich geboren wurde. Und während des Drehs über drei Staffeln war es immer wieder ein Geschenk, mit ihm spielen zu dürfen. Oft sieht man auch, dass gerade die sehr erfolgreichen Kollegen sehr nahbar und uneitel sind. Und sobald die Kamera läuft, versucht jeder, sein Bestes zu geben.

Was hat Sie noch an ihm fasziniert?

Er hat mal einen Satz gesagt, den ich sehr bemerkenswert finde: „Als Schauspieler geht es immer darum, in jeder Szene die Wahrheit zu finden.“ Es kommt also nicht darauf an, möglichst virtuos und egoistisch irgendwelche Soli zu spielen, sondern dass man sich immer in den Dienst der Geschichte stellt. Das klingt erst mal logisch, ist aber oft nicht selbstverständlich.

Gibt es eine Rolle, auf die Sie ganz besonders stolz sind?

Stolz ist nicht das richtige Wort. Es gibt Arbeiten, die findet man gelungen, da zählen sicher „Game of Thrones“ oder „Das Boot“ dazu.

Gibt es auch Projekte, für die Sie sich heute schämen?

Nein. Natürlich gibt es Rollen, die ich heute so nicht mehr spielen würde. Aber ich glaube tatsächlich, dass der Weg das Ziel ist. Jedes Projekt hatte zu seiner Zeit seine Berechtigung. Ein guter Freund hat mal zu mir gesagt, dass ein Schauspieler, der arbeitet, immer interessanter sei als ein Schauspieler, der nicht arbeitet. Man lernt bei jedem Projekt was dazu. Und manchmal muss man ja auch einfach die Miete zahlen.

Eine wirklich große Rolle hatten Sie als Gestapo-Chef Hagen Forster in der Sky-Serie „Das Boot“. Die Rolle hatten Sie damals allerdings nur unter einer Bedingung angenommen …

Ja, die Bedingung war, dass ich nicht aufs Boot muss.

Aber geht es in der Serie nicht in erster Linie um die Geschehnisse auf einem U-Boot?

Die Geschichte ist zum Glück viel breiter angelegt mit Erzählsträngen auch an Land, sodass ich immer festen Boden unter den Füßen hatte. Ich werde sehr schnell seekrank. Ich hatte vor Jahren mal einen Dreh, bei dem ich drei Tage auf einem Segelboot spielen musste. Das waren die schlimmsten Tage meines Lebens, obwohl damals noch nicht mal extremer Wellengang war. Es hat einfach nur so ein bisschen geschaukelt.

Ob Jaqen H’ghar in „Game of Thrones“, Gestapo-Chef Hagen Forster, Jack Ryan oder der Terrorist Andreas in „Berlin Falling“. Sie sind sehr häufig in der Rolle des Bad Guy zu sehen. Was macht den Reiz des Bösen aus?

Jetzt wird’s philosophisch. Das Böse gibt es ja eigentlich gar nicht. Es gibt ja auch das Gute nicht wirklich. Das ist wohl immer eine Frage des Blickwinkels.

Verkörpert ein Nazi nicht das Böse?

Als Schauspieler musst du deine Figur verteidigen, also ihre Beweggründe nachvollziehbar machen. Und je differenzierter, also menschlicher eine Figur geschrieben ist, desto erschreckender ist es dann zu sehen, wozu wir fähig sind. Aber die moralische Wertung muss immer der Zuschauer treffen.

Dennoch: Gibt es eine Rolle oder eine Figur, die so widerlich ist, dass Sie sie nicht spielen könnten?

Es gibt ja verschiedene Methoden, wie man eine Rolle spielt. Meine Art ist eine eher technische Herangehensweise. Da geht es dann nicht unbedingt darum, dass man sich zu 100 Prozent mit einer Figur identifiziert, sondern man setzt die Figur aus verschiedenen Bausteinen zusammen. Deshalb fällt mir spontan keine Rolle ein, die ich nicht spielen würde, solang sie gut geschrieben ist und nicht in Klischees verfällt.

Deutschland erlebt dieser Tage wieder einen Rechtsruck. Und das nicht nur im Osten des Landes. Wie erklären Sie sich das?

Ich glaube nicht, dass es eine zunehmende Rechtsradikalisierung gibt, auch nicht im Osten. Ich glaube aber, dass es in zunehmendem Maße Menschen gibt, die Verlust- und Existenzängste haben, egal, ob ich die jetzt berechtigt finde oder nicht. Da ist ein Frust zu spüren, eine größer werdende Kluft zwischen Regierung und Bevölkerung, ein Gefühl, dass sich große Teile nicht mehr mitgenommen fühlen.

Sie waren 17, als die Mauer fiel. Würden Sie sich als Kind der DDR bezeichnen?

Ja. Ich habe meine prägenden Jahre in der DDR erlebt.

Gibt es etwas, das Sie deshalb heute vermissen?

Nein, ich vermisse nichts. Ich war damals sehr froh, als die Mauer gefallen ist. Und ich bin es auch heute noch, weil ich sonst nicht hier sitzen und mit Ihnen reden könnte. Ich muss aber sagen, dass ich auch sehr froh bin, dass ich beide Systeme kennengelernt habe. Und je älter ich werde, desto differenzierter gucke ich darauf und frage mich, ob es nicht eine Möglichkeit gegeben hätte, die Wiedervereinigung ein bisschen weniger brachial zu vollziehen.

Lassen Sie uns über Rollenbilder sprechen. Es heißt ja, Frauen werden ab 50 unsichtbar. Wie ist das bei Männern? Sie sind gerade 50 geworden. Haben Sie auch das Gefühl, unsichtbar zu werden?

Nein, ich bin noch nicht übersehen worden (lacht). Aber im Ernst, wir werden als Bevölkerung immer älter, das sollte sich auch in den Geschichten wiederfinden, die wir uns erzählen.

Wann ist ein Mann ein Mann?

Darf man überhaupt noch solche Genderklischee-Fragen stellen? Aber sicher … Keine Ahnung. Ich versuche, jedem Menschen mit Respekt zu begegnen. Zumindest bevor ich ihn kennenlerne. Hinterher ändert sich das dann ab und zu …

Die Filmbranche wurde durch den MeToo-Skandal von Star-Produzent Harvey Weinstein erschüttert. Hat sich durch die Debatte etwas in der Filmwelt geändert?

Auf jeden Fall. Es gibt ein größeres Bewusstsein für die Machtgefälle in der Branche. Viele Produktionen stellen vorab einen Verhaltenskodex auf. Ich wundere mich dann immer so ein bisschen, weil ich davon ausgegangen bin, dass vieles doch eigentlich selbstverständlich sein sollte. Ich finde es natürlich wichtig, dass da jetzt eine größere Sensibilität herrscht und dass am Set bestimmte Regeln vorab benannt werden, solange das nicht auf Kosten der Spontanität beim Spiel geht.

Sie wurden bereits als „GQ Man of the Year“ ausgezeichnet. Was macht für Sie guten Stil aus?

Guter Stil ist für mich, wenn jemand zu sich gefunden hat und sich nicht verstellen muss. Das kann natürlich bei jedem anders aussehen. Bei mir merke ich, dass ich mit zunehmendem Alter versuche, mich von überflüssigen Dingen zu trennen und mich aufs Wesentliche zu konzentrieren. Also eher der minimalistische Ansatz.

„Game of Thrones“-Star Tom Wlaschiha im Playboy-Interview: „Ich glaube, dass jeder Schauspieler eine gesunde Eitelkeit haben muss.“

Wie viel Eitelkeit ist in Ordnung?

Ich glaube, dass jeder Schauspieler eine gesunde Eitelkeit haben muss. Das liegt ja in der Natur der Sache, wenn man sich auf eine Bühne stellt und dafür Applaus erwartet. Die Eitelkeit darf aber natürlich nicht zum Selbstzweck werden.

Wann sieht man Tom Wlaschiha in der Jogginghose?

Hin und wieder zu Hause.

Tattoos, ja oder nein?

Nein. Hauptsächlich deswegen, weil mir kein Motiv eingefallen ist, von dem ich mir sicher war, dass ich es in zehn Jahren auch noch mögen würde. Und heute bin ich da jedes Mal ganz froh, wenn ich im Sommer an einen Strand gehe und mich da so umgucke (lacht).

Was ist für Sie Luxus?

Der Job sicherlich. Ich bin froh, nicht jeden Tag von neun bis fünf in einem Büro zu sitzen. Die damit einhergehende Unsicherheit nehme ich dann gern in Kauf. Ich finde es immer noch toll, mit meinem Beruf viel zu reisen und an Orten zu arbeiten, an denen andere Urlaub machen.

Klassik-Fan: Seine Liebe für Oldtimer ist so groß, dass Tom Wlaschiha im Juni 2023 sogar an der Mille Miglia teilnahm. Bei der Oldtimer Rallye fuhr er einen Alfa Sportiva 2000 von 1954
Credit: Benjamin Pichelmann

Sie sind im Juni die legendäre Mille Miglia gefahren. Was macht den Reiz dieser Oldtimer-Tour aus?

Es gibt ja heutzutage nur noch wenige richtige Abenteuer. Und die Mille Miglia ist auf alle Fälle eines, eine echte Grenzerfahrung. Man sitzt fünf Tage ziemlich beengt in einem Auto aus den 50erJahren und fährt zweieinhalbtausend Kilometer durch Italien. Mit Fahrprüfungen, einem straffen Zeitplan und oft durch den Gegenverkehr. Das ist Adrenalin pur.

Alleine?

Ich hatte eine Beifahrerin. Wir waren auch ein gutes Team, obwohl wir uns vorher nicht kannten. Ich mag es, hin und wieder an Grenzen zu gehen. Und Road-trips liebe ich sowieso. Schon immer. Einfach mit dem Auto losfahren und nicht genau wissen, was passieren wird und wo man ankommt.

Besitzen Sie selbst auch einen Oldtimer?

Es ist kein richtiger Oldtimer. Ich habe einen Alfa GTV aus den 90ern.

Was verbindet Sie mit der italienischen Automobil-Marke Alfa Romeo?

Als Kind hatte ich ein paar dieser Autoquartette, die es früher gab. Schon damals mochte ich die Marke, weil Alfas immer unverwechselbar sind, und habe mir gesagt, dass ich eines Tages auch einen haben würde. So legendäre Designer wie Pininfarina und Bertone haben das Gesicht der Marke geprägt. Und zum perfekten Design kommt noch die sportliche Technik. Ich will beim Autofahren nicht nur von A nach B kommen, sondern das hat für mich auch eine sinnliche Komponente.

Sie sind die Mille Miglia mit einem historischen und äußerst wertvollen Auto gefahren.

Ja, mit einem Alfa Sportiva 2000. Das war ein Concept Car, und davon gibt’s nur zwei Stück auf der Welt. Ich war auch ein bisschen überrascht, dass man mir den so einfach anvertraut hat.

Schweißnasse Hände gehabt?

Ich hatte das natürlich immer im Hinterkopf, hab aber trotzdem Gas gegeben (lacht).

Sie leben in Berlin, sind aber immer wieder wochenlang in der ganzen Welt unterwegs. Was machen Sie als Erstes, wenn Sie von Drehs zurückkommen? Füße hoch? Fernseher an? Oder ab ins Nachtleben?

Meist schlafe ich erst mal aus. Nachtleben gibt’s auch noch ab und zu, aber das ist seltener geworden. Ich bin ganz überrascht, dass ich mehr und mehr zum Frühaufsteher werde.

Was fasziniert Sie an Berlin?

Berlin ist als Basis für mich perfekt. Ich mag die unaufgeregte Atmosphäre. Jeder kann hier sein, wie er will. Besonders die Sommer liebe ich in Berlin, wenn alles draußen stattfindet. Und sobald man die Stadt verlässt, ist man sofort inmitten von Natur. Das gibt’s in keiner anderen Großstadt. Und meine Freunde und Familie sind hier. Ich freue mich immer, hierher zurückzukommen – nach paar Wochen muss ich dann aber auch mal wieder weg (lacht).

Sie haben gerade in einer US-Produktion mitgespielt, die hierzulande kürzlich bei Amazon Prime Video angelaufen ist. „Mrs. Davis“ ist eine skurrile Fantasy-Serie, eine abgedrehte Mischung aus Sci-Fi, Drama, Western, Comedy und Thriller. Es geht um eine Nonne namens Simone, die gegen eine künstliche Intelligenz kämpft. Sie spielen den dubiosen Priester Hans Ziegler. Was hat Sie an der Serie gereizt?

Ich habe die Drehbücher der ersten Folgen geschickt bekommen. Und habe nichts verstanden (lacht). Ich dachte nur, das ist so krass anders als alles, was ich im Fernsehen kenne. Eine völlig neue Erzählweise und ein Spiel mit verschiedenen Genres und Zeitebenen. Und je mehr man schaut, desto mehr löst sich auf – wie bei einem Puzzle. Und das Thema künstliche Intelligenz ist natürlich hochaktuell. Der Produzent ist Damon Lindelof, der damals „Lost“ gemacht hat – und diese Serie habe ich geliebt.

Es geht also um den Kampf zwischen Glauben …

… und Technologie. Das ist ja wirklich ein großes Thema. Und die Geschichte ist dabei so gut umgesetzt, das ist ganz große Drehbuchkunst.

Sind Sie selbst eher ein spiritueller oder ein rationaler Mensch?

Ich befürchte, ich bin ein sehr rationaler Mensch.

Das Thema künstliche Intelligenz ist aktuell in aller Munde. Und auch bei Filmproduktionen spielt KI natürlich eine zunehmend größere Rolle. Werden Tom Cruise & Co. künftig durch künstliche Intelligenz ersetzt?

Das passiert ja schon. Harrison Ford wurde gerade verjüngt für Indiana Jones. Und mit anderen Kollegen wurde das auch schon gemacht. Darin sehe ich auch kein Problem. Gefährlich wird es erst, wenn man nicht mehr weiß, was echt ist und was nicht, und wenn Fakes als Wahrheit verkauft werden.

Wie stehen Sie dazu?

Als Schauspieler bin ich da nicht so pessimistisch. Ich bin überzeugt davon, dass es für das Publikum entscheidend ist, ob hier ein echter Schauspieler agiert oder nur ein Computer etwas rechnet. Wenn ich selbst einen Film gucke, sehe ich auch immer die schauspielerische Leistung. Und wenn da kein Mensch mehr zu sehen ist in seiner Kreativität und Unberechenbarkeit, sondern nur noch Pixel, dann kann ich mir auch gleich einen Animationsfilm angucken.


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