Tom Wlaschiha: „Strahlende Helden sind langweilig“

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Nach „Game of Thrones“, ist der deutsche Schauspieler Tom Wlaschiha schon bald in der nächsten Mega-Produktion zu sehen. Ab dem ersten November startet die zweite Staffel der Action-Serie Tom Clancy‘s Jack Ryan auf „Prime Video“, in der Wlaschiha einen mysteriösen Auftragskiller spielt. Im großen Playboy-Interview spricht der 46-Jährige über die Serie, Männlichkeit, seinen sächsischen Dialekt – und vieles mehr.

Playboy: Ab dem 1. November startet die zweite Staffel von „Tom Clancy’s Jack Ryan“. Kannten Sie die Serie, bevor Sie zugesagt haben?

Tom Wlaschiha: „Ja, ich habe sie tatsächlich davor schon gesehen und fand sie ziemlich gut. Aus unterschiedlichen Gründen: Es ist einerseits natürlich eine tolle Action- Serie mit vielen, exotischen Locations. Was ich aber andererseits richtig gelungen fand – zum Beispiel im Gegensatz zu James Bond – ist, dass Jack Ryan ein sehr menschlicher Typ ist. Er ist Analyst bei der CIA und kommt zu diesen Jobs ohne, dass er es eigentlich so richtig will. Er ist zwar der Held – aber auch die Gegenspieler sind nicht die typischen ‚Bad Guys‘, sondern sehr differenziert gezeichnete Charaktere. Das Ganze ist dann eingebettet in aktuelle politische Zusammenhänge. Das hat mir sehr gut gefallen.“

Kann man die zweite Staffel gucken und verstehen, ohne die erste gesehen zu haben?

„Das würde ich auf jeden Fall sagen, ja. Es ist eine in sich abgeschlossene Geschichte. Es geht um einen Auftrag, den Jack Ryan bekommt und den er ausführen muss. Ich bin dann einer derjenigen, die versuchen, seinen Erfolg zu verhindern.“

Gibt es ansonsten Unterschiede zwischen den Staffeln?

„Ich finde eine Serie, die auf unterschiedlichen Kontinenten spielt, allgemein sehr sexy, weil man so ganz viele unterschiedliche Eindrücke bekommt. Wir haben in Kolumbien gedreht, in London und in New York – das hat riesigen Spaß gemacht. Die erste Staffel hat ja mehr im Nahen Osten gespielt.“

Was finden Sie an der Serie besonders gelungen?

„Sie ist Unterhaltung auf bestem Niveau. Obwohl viel Action dabei ist, muss der Zuschauer mitdenken und kriegt nicht alles auf dem Silbertablett serviert. Es gibt ein großes Figuren-Ensemble und man steigt nicht sofort durch. So macht es auch Spaß, dranzubleiben …“

Sie spielen den Auftragskiller Max Schenkel. Wie würden Sie die Rolle beschreiben?

„Max Schenkel ist ein Ex-BND- Agent, der jetzt auf eigene Rechnung arbeitet. Und er ist ein Chamäleon – er tritt in unterschiedlichen Verkleidungen auf, um seinen Job – Jack Ryan zur Strecke zu bringen – zu erfüllen. “

Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet?

„Speziell vorbereitet, habe ich mich nicht. Aber es gab tatsächlich ein paar Herausforderungen, die ich gar nicht so erwartet hatte. Vor allem in Sachen Fitness: Es gibt sehr viele Verfolgungsszenen, wo Jack Ryan mich jagt oder ich ihn. Wir haben die erste Zeit in Bogotá gedreht, die Stadt liegt auf 3000 Meter Höhe. Dort den ganzen Tag Altstadtgassen bergauf zu rennen, macht nicht nur Spaß.”

Wie haben Sie Ihre Fitness dann verbessert?

„Auch da gab es nichts Spezielles. Aber als ich dann drei Tage hin und her gerannt bin, habe ich gemerkt, dass ich vielleicht mal eine weniger rauchen sollte (lacht) …“

Sowohl in „Tom Clancys’s Jack Ryan“ als auch in „Game of Thrones“ verkörpern Sie mysteriöse, zwiespältige Charaktere. Spielen Sie diese am liebsten?

„Ich finde es immer interessant, wenn eine Figur ein Geheimnis hat. Was es dem Zuschauer dann auch nicht so einfach macht, zu erkennen, was wer will und warum. Und wahrscheinlich würde jeder Schauspieler sagen, dass die zwiespältigen Figuren die interessanteren sind. Man hat mehr Futter und kann unterschiedliche Seiten zeigen. Strahlende Helden sind langweilig.“

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Schauspieler Tom Wlaschiha

Gäbe es eine Rolle, die Sie nicht annehmen würden?

„Ja, eine schlecht geschriebene. Generell achte ich darauf, dass ich zwischen den Genres wechsle. Im Moment drehe ich beispielsweise eine Komödie, bei ‚Jack Ryan‘ handelt es sich um Action – das ist für mich die Essenz des Berufs, dass man sich in unterschiedlichen Rollen ausprobiert und nicht immer nur dasselbe spielt.“

Max Schenkel spricht auch Spanisch. Haben Sie das selbst gesprochen oder wurde das synchronisiert?

„Das habe ich selber gesprochen. Kannst du Spanisch?“

Ja, etwas.

„Und wie klang es?“

Ziemlich gut, deshalb die Frage …

„Dann bin ich ja froh. Ich sollte venezolanisches Spanisch sprechen, das ist ein relativ starker Dialekt, aber ich hatte zum Glück ein bisschen Hilfe von einem Muttersprachler. Und im Endeffekt spiele ich ja auch einen Deutschen, da durfte ich ein bisschen Akzent haben …“

Max Schenkel wirkt eiskalt. Manche würden sagen männlich. Was bedeutet Männlichkeit für Sie?

„Puh, da muss ich mir erstmal ein Glas Wasser holen. Männlichkeit bedeutet: dichter Bartwuchs – den ich leider nicht so habe. Wie du siehst, trage ich gerade Kotletten und Schnauzer. Ne, Schnäuzer – Schnauzer ist ja ein Hund. Trage ich allerdings zum ersten Mal in meinem Leben – für die italienische Komödie, die ich gerade drehe und die spielt in den 60ern. Ansonsten finde ich, Männer sollten sich so verhalten, wie sie sind. Und sich nicht in vorgefertigte Bilder oder Rollen-Klischees pressen lassen. Das funktioniert meistens eh nicht.

Wird es von ‚Tom Clancy’s Jack Ryan‘ eine dritte Staffel geben? Falls ja, werden Sie dabei sein?

„Ich habe gehört, dass es eine dritte Staffel geben soll. Aber ob ich da dabei bin, kann ich leider nicht sagen …“

Ihren Durchbruch haben Sie durch „Game of Thrones“ gefeiert. Können Sie Fragen zu der Serie noch hören?

„Joa. Also ich höre schon ein paar Mal am Tag „Valar Morghulis“. Das nehme ich aber als Kompliment. Ich bin total froh, diesen Job damals bekommen zu haben – und es war eine tolle Zeit. Aber jetzt kommen eben andere Sachen

…“

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Hat man am Set den Serien-Hype gespürt?

„Das ist ’ne gute Frage. Also beim ‚Game of Thrones‘ bin ich ja in der zweiten Staffel eingestiegen – da haben die Produzenten zu mir gesagt, dass sie mochten, wie ich die Rolle gespielt habe und dass es vielleicht später eine Möglichkeit gibt, dass sie nochmal auftaucht. Anfangs war nicht klar, dass der Erfolg wirklich acht Staffeln lang anhält. In den letzten Staffeln, als der Hype dann da war, hat man am Set schon gemerkt, dass die Erwartungshaltung immer größer wurde. Es wurde natürlich auch sorgfältiger überlegt, wie was gemacht wird.

Sie haben zu Beginn Ihrer Karriere viel Theater gespielt. Jetzt aber gar nicht mehr, oder?

„Ich würde gerne mal wieder. Ich habe schon zehn Jahre lang kein Theater mehr gespielt – das hat aber eher praktische Gründe. Es passt zeitmäßig einfach nicht mit den Film-Drehs zusammen. “

Haben Sie Lieblings-Bühnenautoren?

„Ja! Ich finde Lorca ganz toll. Und ich bin ein großer Fan von Eugene O’Neil, das sind tolle Dramen mit sehr vielfältigen Figuren. Als Schauspieler hat man da super Material.“

Durch Ihren Beruf sind Sie viel unterwegs. Geboren und aufgewachsen sind Sie aber in Sachsen. Wie stehen Sie zu Ihrer Heimat?

„Ich bin in der Sächsischen Schweiz aufgewachsen, einer wunderschönen Gegend. Damals habe ich das noch nicht so geschätzt – aber jetzt fahre ich, wenn ich dann Zeit habe, sehr gerne dorthin. Meine Eltern wohnen auch noch dort.“

Den Dialekt haben Sie sich abtrainiert?

„Also ich finde man hört ihn schon ein bisschen. Gerade, wenn ich mir nicht so viel Mühe gebe. Aber das erste, was man auf der Schauspielschule lernt, ist, ohne Dialekt zu sprechen (lacht).“