Inhalt
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Spiele auf hohem Niveau: So war das Gentlemen’s Weekend im „Schlosshotel Hugenpoet“ in Essen
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Ein guter Monat für: „Star Wars“-Fans und Ästheten
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Reise: Tipps für Roadtrips mit dem Camper
Helge-Timmerberg-Kolumne: Der Zeitgeist und ich
Motor: Durch Portugal in Opels Elektro-Astra
Stil: Konkurrenzlos lässige Sporttaschen
Pro & Contra: Woke sein – notwendig oder spießig?
Rettet den Wettbewerb: Heute gilt das Recht des Schwächeren, die Stärkeren sollen zurückstehen. Ist Fortschritt so überhaupt noch möglich?
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Marius Müller-Westernhagen: Der legendäre Musiker über Krieg, Freiheit, seinen Kumpel Gerhard Schröder und die Macht der Frauen
Porsche GT4 RS: Eine Testfahrt in der perfekten Rennmaschine durchs Autódromo do Estoril
Mein Schlitten: Frank Schulz & sein Triumph Spitfire
Im freien Fall: Wie fühlt sich Schwerelosigkeit an? Unser Autor fand es in einem Airbus heraus
Playmate: Unsere Miss Juni, Emilia Jung, sieht in ihren Aktfotos Kunstwerke. Recht hat sie!
Blende Sechs: Die Engländerin Sophia Blake wagt sich auf Mallorca ins frühlingskühle Meer
Wild grillen: So bringen Sie Reh, Hirsch & Co. gekonnt auf den Rost und auf den Teller
Outdoor-Küchen: Fünf heiße Grill-Modelle
Deftig grün: Geniale Gemüsebeilagen
Gute Geräte: Werkzeug für den Feuerkoch
Wein des Monats: Grill-Begleiter aus Kalifornien
Umfrage des Monats: Wie grillen die Deutschen?
Schuhe: Leichte Sohlen für den Sommer
Pflege: Eine kleine Deo-Kunde
55 Männer: Unsere Autorin suchte die Liebe – und brachte viele Sex-Erkenntnisse mit
Tagebuch einer Verführerin: Sophie Andresky möchte einen Tag ein Mann sein – wer tauscht?
Tom Cruise: Hollywoods letzter Superstar ist zurück im Cockpit – Porträt eines Besessenen
Literatur, Musik & Serien: Das Beste des Monats
- Editorial
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- Impressum
- Bezugsquellen
- Playboy Classic
„Das Ende kommt unausweichlich, Maverick“, spricht ein durchfurchter Ed Harris. „Deine Art wird aussterben.“ – „Möglich“, sagt Maverick Cruise. „Aber nicht heute.“ – „Du solltest ein Admiral mit zwei Sternen sein. Aber du bist immer noch Hauptmann“, tadelt Ed Harris. „Eines der Mysterien des Lebens“, schulterzuckt Cruise.
Mit diesem Dialog triezt uns der Trailer für „Top Gun: Maverick“ nun schon seit zwei Jahren – so lange wurde der Start der von niemandem ersehnten, dann aber dann doch heiß erwarteten Fortsetzung von Cruise und seinen Superhornissen (so heißen die Jets wirklich!) verschoben.
Spricht er über sich selbst? Der 59-Jährige ist tatsächlich der letzte Überlebende der aussterbenden Spezies Superstar. Und es gehört zu den großen Mysterien seiner Karriere, dass er noch keinen Oscar gewonnen hat. Vielleicht ist sein Genre nun auf der Metaebene angelangt: Cruise, der unterdekorierte Held, der über den unterschätzten Schauspieler referiert. „Wenn Tom hört, etwas sei unmöglich“, sagt sein junger Kollege Miles Teller bewundernd, „dann geht er an die Arbeit.“
„Top Gun“-Star Tom Cruise ist ein Paradox: Alles, was man über ihn zu wissen glaubt, vergisst man, sobald es dunkel wird im Kino
Tom Cruise ist ein Paradox. Er ist fast 60, hat drei gescheiterte Ehen vorzuweisen und schlimmen Scientologen-Unfug verzapft. Er hat sich auf Oprahs Couch blamiert, mit Brooke Shields über den Sinn von Antidepressiva bei Wochenbettdepression gestritten (Cruise ist gegen Psychologie und Medikamente), und trotzdem schafft er es immer noch, dass man sofort vergisst, was man alles über ihn zu wissen glaubt, wenn es dunkel wird im Kino und er von einem Hochhaus baumelt oder an einem Flugzeug hängt. Alles wird gut. Wir werden es schaffen. Seine Hingabe und sein schierer Wille, sich einer Rolle mit vollem Körpereinsatz hinzugeben, ist unter seinen A-List-Kollegen einzigartig.
Möglicherweise ist Cruise schon längst der bessere Bond. Er liefert die Stunts, die man sich von dem britischen Agenten wünscht, und Ethan Hunts weibliche Mit- und Gegenspieler sind Bond-Girls mindestens zwei Generationen voraus. Wie Bond weicht Ethan Hunt nie von der bewährten Formel ab. Es gibt eine Mission, die er als Superagent eigentlich ablehnen müsste, es gibt Endgegner, die die Welt bedrohen, es gibt pulstreibende Verfolgungsjagden in mondänen Locations und fantastisch choreografierte Schlägereien in Herrentoiletten. Würde es einen Unterschied machen, wenn Tom Cruise nur so täte, als ob? Wahrscheinlich. Mindestens unterbewusst. Denn Tom Cruise lässt uns teilhaben an den Plagen, die er im Dienste des Publikums und seines Perfektionismus auf sich nimmt.
„Top Gun: Maverick": Ist Tom Cruise der bessere James Bond?
„Mission: Impossible“ ohne Tom Cruise ist undenkbar, zu sehr hat er die Fans verwöhnt mit seiner Detailversessenheit. Nicht nur die großen Stunts sind einzigartig atemberaubend und selbst gemacht, auch die Nebenschauplätze sind hingebungsvoll und originell in Szene gesetzt. Cruise, so wirkt es, gibt sein Leben für die Marke. Daniel Craig dagegen wollte sich lieber umbringen, als noch einmal im Auftrag Ihrer Majestät die Welt zu retten. Während James Bond in seiner Identitätskrise die Leichtigkeit und der Humor verloren gingen, liefert Ethan Hunt zuverlässig, was man von ihm erwartet. Und hat Spaß dabei. „Mission: Impossible 7“ steht noch ein Jahr vor dem Kino-Start, da sickert schon durch, dass Tom Cruise für Teil acht in Südafrika probt, kopfüber aus einem Doppeldecker zu baumeln, der sich im wirbelnden Sturzflug befindet. Er tut das, ahnt der Zuschauer, weil er es will. Nicht weil er muss.
In „Top Gun – Maverick“ lässt Tom Cruise es vergleichsweise ruhig angehen. Er trainiert eine Gruppe junger Top-Gun-Absolventen, Mike Teller spielt Bradley „Rooster“ Bradshaw, Sohn von Mavericks verstorbenem bestem Freund Nick „Goose“ Bradshaw. Aber selbstverständlich ist trotzdem alles over the top in „Top Gun“: 800 Stunden Footage – so viel wie für die „Herr der Ringe“-Trilogie – hätten sie gedreht, erzählt Regisseur Joseph Kosinski, weil in den Jets kein Platz für die Crew war und die Schauspieler selbst für Licht und Ton sorgen mussten. Tom Cruise fliegt natürlich selbst. Hoch, höher, am höchsten.
„Top Gun: Maverick“-Star Tom Cruise kann nicht anders, als der beste zu sein
Vom Fliegen träumte er schon als kleiner Junge, erzählte er dem Playboy in seinem letzten großen Interview. Er war 20, als er Regisseur Sydney Pollack traf. Pollack hatte gerade „Tootsie“ abgedreht und Cruise „Lockere Geschäfte“. „Ich sollte 20 Minuten mit Sydney über dieses ‚Top Gun‘-Projekt sprechen, aber dann wurden zwei Stunden daraus. Unser gemeinsames Interesse war die Fliegerei. Sydney wurde ein lebenslanger Freund, und nachdem wir ‚Die Firma‘ 1993 abgedreht hatten, schenkte er mir Flugstunden zum Abschied.“ Natürlich dauerte es nicht lange, bis Cruise eine „Marchetti“ besaß – das gleiche Modell, das die Navy zu Trainingszwecken einsetzt – und Kunststücke flog.
Cruise kann nicht anders, als der Beste zu sein. Ganz egal, ob er als Zwölfjähriger in einem Eisladen jobbte („Ich habe nur zwei Wochen ausgehalten, aber ich war der beste Eisverkäufer“) oder für „Mission: Impossible – Rogue Nation“ lernt, sechseinhalb Minuten die Luft anzuhalten – länger, als je ein Schauspieler vor ihm oder die meisten Taucher, ehrlich gesagt.
Cruise ist nicht nur der teuerste Stuntman aller Zeiten, seine Besessenheit treibt den Schulversager (dem während seines einjährigen Besuchs eines Priesterseminars ein IQ von 110 attestiert wurde) dazu, sich in kürzester Zeit die unterschiedlichsten Fähigkeiten einzubläuen. Für „Operation Walküre“ paukte er nicht nur seinen Text, sondern gleich richtig Deutsch. Für „Last Samurai“ trainierte er 365 Tage lang mit dem Schwert. Für „Rock of Ages“ übte er ein halbes Jahr täglich fünf Stunden Singen und drei Stunden Tanz, um am Ende eine Arena dermaßen in Grund und Boden zu rocken, dass sogar Def Leppard die Spucke wegblieb.
Woher dieser übermenschliche Ehrgeiz? Wie viele Schauspieler wuchs auch Cruise in unsteten Verhältnissen auf, der Vater gewalttätig, die Mutter bald alleine, umziehen von Kentucky nach Ottawa, nach New Jersey, 14 Schulen in 15 Jahren. Klingt ganz ähnlich wie die Kindheit von Johnny Depp. Nur dass Johnny in jungen Jahren Mädchen aufriss und Tom sich den Arsch.
Sein Fleiß zahlte sich aus, denn noch bevor „Top Gun“ ihn vom vielversprechenden Talent zum Hollywood-Helden befördern sollte, zog Cher bei ihm ein. Cher, damals 38 und auf dem Zenit ihres Cher-Seins, hegt heute noch zarte Gefühle für den blutjungen Cruise. „Er tat mir leid wegen seiner schweren Kindheit“, sagte sie in einer Talkshow. Sie bezeichnet ihn tatsächlich auch als einen der fünf besten Liebhaber, die sie je hatte. Nun gut, sie hatte ihn, bevor er sich von Scientology den Kopf verdrehen ließ. Aber doch: Die Diskrepanz zu dem Mann, der Tom Cruise heute zu sein scheint – ein L.-Ron-Hubbard-Jünger, dem seine letzte Ehefrau Katie Holmes mitsamt der gemeinsamen Tochter Suri davonlief –, erscheint zu aberwitzig. Der Mann, der angeblich Auditions für seine Freundinnen abhält, der Mann, dem es in „Eyes Wide Shut“ nicht einmal unter der Regie von Stanley Kubrik gelingen wollte, seine damals Noch-Frau Nicole Kidman überzeugend zu verführen: Vielleicht ist seine Persönlichkeit im Bett genauso irisierend wie in der Öffentlichkeit.
Das Beeindruckendste am Schauspieler Cruise ist seine Langlebigkeit in einem Business, das die Jugend verehrt. Mit 59 spielt er dieselben Action-Rollen wie vor 30 Jahren. Seine Wangen sind ein bisschen voller, und seine Bundweite ist eine Nummer größer als in „Top Gun“ 1986, aber die Energie, das Breitwandlächeln und seine Geschmeidigkeit sind unverändert. Letztere ist übrigens eines von Cruises Geheimnissen ewiger Jugend. Geschmeidigkeit und Balance. Viel wichtiger als reine Muskelmasse für einen virilen Gesamteindruck.
Tom Cruise bewirbt nicht mehr um Charakterrollen, wie andere Veteranen seines Alters sie suchen. Er ist einer der letzten „Dollar-One-Stars“
Cruise ist nicht nur der größte und fleißigste Action-Held unserer Zeit, die sich so sehr nach Helden sehnt. Er bleibt auch der rätselhafteste. Seit Beginn seiner Karriere war er immer ebenso Rebell wie Konformist, ein Charmeur und ein bisschen unheimlich. Wie der Sportagent in Cameron Crowes „Jerry Maguire“, der nobel und skrupellos zugleich schien. Er hat in Unterhose Luftgitarre gespielt („Lockere Geschäfte“) und sich für „Interview mit einem Vampir“ die Haare blond gefärbt und die Zähne spitz gefeilt, er überzeugte Kritiker im Crime-Drama „Collateral“ und in Steven Spielbergs „Krieg der Welten“. Er hätte beinahe einen Oscar gewonnen als hypnotischer Guru in „Magnolia“ und als gelähmter Patriot in „Geboren am 4. Juli“ (Cruise ist am 3. geboren). Er bezeichnet sich selbst als Kontrollfreak und arbeitet dennoch harmonisch mit den mächtigsten Regisseuren Hollywoods zusammen. Michael Mann, Martin Scorsese, Francis Ford Coppola, Steven Spielberg, alle loben seine Professionalität. Werner Herzog nennt ihn einen angenehmen Menschen, und Clint Eastwood glaubt, er sei einer der wenigen Schauspieler, an die man sich noch in 100 Jahren erinnern wird. Selbst seinen vielgeteilten Wutausbruch am Set von „Mission: Impossible 7“ im Dezember 2020 könnte man wohlwollend als Ausdruck seiner Professionalität sehen. Die Tonaufnahmen von einem Cruise, der Crew-Mitglieder zusammenschreit und mit Rauswurf bedroht, weil sie nicht genug Covid-Abstand hielten, sind unauslöschlich im Internet verewigt. Doch warum verlor er die Nerven? Weil „Mission: Impossible“ sein Baby ist und mit 270 Millionen Dollar Produktionskosten das Budget keine Drehunterbrechungen wegen Krankheit mehr zuließ? Oder weil er in der Scientology-Hierarchie möglicherweise den Führer David Miscavige schon überholt hat und sein Wutausbruch wie eine Art Zorn Gottes zu verstehen ist?
Für jemanden, der sich so viel Mühe für seine Fans gibt, der wochenlang um die Welt jettet, um bei jeder einzelnen Premiere Hände zu schütteln, scheint Cruise sich wenig um Kritiker zu scheren. Seit „Eyes Wide Shut“ bewirbt er sich nicht mehr um Charakterrollen, wie andere Veteranen seines Alters sie suchen. Dafür ist er einer der letzten „Dollar-One-Stars“. Ein Deal aus dem goldenen Zeitalter Hollywoods, der Cruise Prozente vom Kino-Start an garantiert und nicht erst, wenn der Film Gewinn eingebracht hat. Auch ein Grund, warum er sich mit seinem Studio Paramount anlegte, das pandemiegeschädigt am liebsten alle Filme zügig streamen würde. Nicht mit Cruise. Seine Filme bleiben mindestens drei Monate im Kino. Verdient er so doch mehr als das Studio an ihnen. Bis heute haben seine Filme weltweit zehn Milliarden Dollar eingespielt.
Verstörender Gedanke: Vielleicht werden Tom Cruises Stunts immer waghalsiger, weil er sich für unsterblich hält?
Wenn man sich fragt, warum er seinen Eifer nicht darauf verwendet, endlich einen Oscar zu gewinnen, wird man im YouTube-Archiv seiner Scientology-Auftritte fündig. Cruise hat seinen Preis schon längst bekommen, 2014 bei der Verleihung der Scientology-„Medal of Valor“. Da salutiert er mit Führer David Miscavige, wie immer gekleidet in einer „Top Gun“-Fantasie-Uniform, vor dem Bildnis von L. Ron Hubbard. Und spricht mit der Medaille um den Hals von der Kanzel ins tosende Publikum: „I’m here for you and I care for you so very, very much!“ Man wünscht sich, es wäre ein Deepfake, aber die Technik existierte damals noch nicht. (Der aktuelle @Deeptomcruise-Account auf TikTok zeigt dagegen einen Cruise, der für harmlosen Schabernack zu haben ist. So, wie wir ihn aus zahllosen Talkshows kennen und ihn uns wünschen.)
Glaubt man JLOs bester Freundin Leah Remini („King of Queens“), die Scientology 2013 den Rücken kehrte, wird Cruise in den niedrigeren Rängen längst als gottgleich, als „deity“ verehrt. Verstörender Gedanke: Vielleicht werden Cruises Stunts immer waghalsiger, weil er sich für unsterblich hält?
Andererseits hängte er sich schon als kleiner Junge bei Sturm an den höchsten Ast am Baum vor seinem Haus, um sich von den Böen zum nächsten Baum wehen zu lassen. Mutig ist er also von Natur aus. Nur: Wie viel höher will er noch hinaus?
Viel höher. Nächstes Jahr wird Cruise einen Film an Bord der ISS drehen, unterstützt von der NASA und Elon Musks Space X, produziert von Universal Pictures. Der Titel ist noch unbekannt, das Drehbuch von Regisseur Doug Liman und „Mission: Impossible“-Drehbuchautor und -Regisseur Christopher McQuarrie nach einer Story, die sich Cruise selbst ausgedacht hat.
Es soll um einen glücklosen Typen (Cruise) gehen, der entdeckt, dass allein er die Fähigkeiten besitzt, die Erde vor einer großen Bedrohung zu retten.
Obacht, Gott.
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