Ist ein Mann krank und redet darüber, wird er schnell belächelt. Vom „Männerschnupfen“ ist dann die Rede, oder sogar von der „Männergrippe“. Denn trotz Feminismus und sonstiger Errungenschaften unserer Zeit hat das „starke Geschlecht“ auch in Krankheit stark zu sein. Sind wir Männer krank und teilen es mit, gelten wir, schneller als wir gucken können, als wehleidig. Doch was ist dran am Mythos „Männerschnupfen“? Sind wir vielleicht wirklich Jammerlappen oder leiden wir tatsächlich stärker als Frauen?
Ein Grund, der für den Männerschnupfen spricht:
Männer besitzen bekannterweise einen höheren Testosteron-Spiegel als Frauen. Testosteron sorgt zwar dafür, dass uns Barthaare und Muskeln wachsen, gleichzeitig wirkt es sich jedoch negativ auf unser Immunsystem aus. Das weibliche Pendant Östrogen hingegen fördert das Immunsystem. Dadurch kann sich ein weiblicher Körper schneller und aggressiver gegen Krankheitserreger wehren. Männer können demzufolge also schon einmal schneller und öfter krank werden als Frauen.
Ein zweiter Grund, der für den Männerschnupfen spricht:
Unsere Chromosomen: Während Frauen zwei X-Chromosomen haben, haben wir je ein X- und ein Y-Chromosom. Und gerade das X-Chromosom hat besonders viele Gene, die für Abwehrprozesse im Körper zuständig sind.
Ein dritter Grund, der für den Männerschnupfen spricht:
Neben diesen genetisch bedingten Faktoren gibt es selbstverständlich auch noch äußere Einflüsse: Wir Männer leben tendenziell riskanter, legen weniger Wert auf eine ausgeglichene, gesunde Ernährung und achten nicht so sehr auf unsere Gesundheit wie Frauen.
Leiden wir deshalb mehr?
Das kann man nicht ohne Zweifel sagen. Zwar ist unser Risiko krank zu werden höher. Das heißt aber eben nicht automatisch, dass wir unter einer Erkältung mehr leiden als Frauen. Die Autorin Lucinde Hutzenlaub hat dem Thema ein ganzes Buch gewidmet: "Männergrippe - Husten, Schnupfen, Heiserkeit und andere für Kerle lebensbedrohliche Zustände". In einem Interview mit "t-online.de" stellte sie folgende Theorie auf: "Vielleicht lässt sich das durch unsere Vergangenheit erklären: Männer mussten als Jäger tapferer sein, wenn ihnen jemand ein Messer ins Bein gerammt hat. Aber Krankheiten, die von innen kommen und einen so systemisch lahmlegen, damit können sie anscheinend nicht so gut umgehen."