Fitness-Studios geschlossen, der Weg zur Arbeit geschrumpft auf ein paar Meter durchs eigene Apartment: Bei vielen Deutschen hinterließ der Corona-Lockdown Pfunde. Wie man die wieder loswird? Drei Playboy-Autoren nahmen den Kampf auf. Jeder auf seine Art.
Der Social-Media-Typ - Training mit Pamela Reif
Fitness-Expertise findet man wo? Genau: im Netz. Playboy-Redakteur David Goller vertraute einer bezaubernden Influencerin
Am Anfang war der Hexenschuss. Ich weiß nicht, wie oft ich im Corona bedingten Lockdown meine Spülmaschine ausgeräumt habe. Es war einmal zu viel. Was bei Achilles die Ferse war, ist bei mir der Rücken. Gerade auch, weil ich mich seit Wochen überm Esstisch krümme, statt vom ergonomischen Bürostuhl aus zu arbeiten. „Du musst dich mehr bewegen“, erklärt mir meine Freundin, ihres Zeichens Ärztin. Dass ich auch ein wenig Speck angesetzt habe, da ich die letzten Monate quasi nur zwischen Esszimmertisch, Couch und Bett gependelt bin, lässt sie zum Glück unerwähnt. Zwar habe ich nicht mit Corona-Kilos zu kämpfen, doch neben dem Begriff „skinny fat“ – schlanke Figur mit einzelnen Fettablagen – könnte ein Bild von mir im Online-Lexikon stehen.
Apropos online: Um dem entgegenzuwirken, muss ich gar nicht weit gehen. Das Internet ist voll von Influencern und Influencerinnen, die kostenlose Trainingspläne und Fitness-Routinen mit der Welt teilen. Ihren unangefochtenen Star habe ich bald für mich entdeckt: Pamela Reif. Die 24-jährige Fitness-Influencerin aus Karlsruhe ist jung, schön und erfolgreich. Wir haben also viel gemeinsam. Nur dass sie vermutlich durch ihre Wohnung laufen kann, ohne dabei aus der Puste zu kommen. Freundinnen, Kolleginnen und Playmates haben mir von ihr erzählt. Selbst BVB-Stürmer-Star Erling Haaland hat schon mit ihr gesportelt. Sie sieht sehr gut und noch fitter aus. Wenn ich mich schon quäle, will ich auch was davon haben! Klick – ab jetzt gehöre ich auch zu den 6,15 Millionen Abonnenten ihres YouTube-Accounts.
Benötigte Ausrüstung: Internet-Anschluss, Sportklamotten, Yoga-Matte
Tag 1: Pamela hat einen Waschbrettbauch, unzählige Videos in ihrem YouTube-Kanal, und es gibt eine ganze Playlist mit dem Namen „Male friendly“. Die Yoga- Matte meiner Freundin liegt im Wohnzinmer vor dem Fernseher, auf dem ich das Video „5 Min Warm Up“ starte: Pamela macht die Aufwärmübungen an der Küste Ibizas vor, ohne dabei die Miene zu verziehen. Zwischendurch lächelt sie. „Schön“, denke ich und versuche, es ihr gleichzutun. Nicht so schön: Zweieinhalb Minuten später liege ich mir hochrotem Kopf auf der Yoga-Matte. Das wird hart …
Tag 10: Mittlerweile hat sich eine Hassliebe zu Pamela Reif entwickelt. Ihre Videos sind sachlich, verständlich, und Pamela sieht immer super aus. Allerdings wirkt sie fast schon steril. „Wie kann man nur so diszipliniert sein?“, denke ich, als ich müde von der Matratze auf die Yoga-Matte wechsle. Muskeln schmerzen, von denen ich bisher noch nichts wusste. Heute ist das „Sexy Back Workout“ dran. Ich brauche nur ein paar Hanteln, zur Not gehen auch beliebige schwere Gegenstände. Pamela lässt keine Ausreden zu. 15 Minuten später liege ich wieder platt auf der Matte.
Tag 20: Mittlerweile hat sich Routine eingestellt: Ich stehe auf, verfluche Influencerin Pamela, die nichts dafür kann, und mache ihre Übungen nach. Sie krümmt und stretcht sich, macht Crunches, plankt minutenlang und sieht dabei perfekt aus. Ich tue mein Bestes, um mit ihr Schritt zu halten. Und es gelingt mir sogar immer öfter. Perfekt sehe ich dabei aber nie aus.
Fazit: Ich fühle mich fitter, die Rückenschmerzen sind weg und haben dem Muskelkater Platz gemacht. Spaß habe ich nur bedingt, den Übungen bleibe ich aber treu. Ich ziehe den Hut vor der Influencerin Pamela Reif und ihrer Disziplin. Diese Eigenschaft kann man nicht kaufen, dafür aber einen neuen Schreibtischstuhl. Klick – den hab ich mir verdient!
Der Technik-Nerd - Das Peloton-Bike
Während des Corona-Lockdowns explodierte der Absatz des neuen Trend-Hometrainers Peloton. Playboy-Redakteur Michael Brunnbauer wurde neugierig
Klar kann man auch einfach draußen im Park joggen gehen. Mein Problem dabei: Das mache ich genau zwei Mal, danach sackt meine Motivation unter null, und ich komme für mehrere Wochen sportlich gar nicht mehr in die Gänge. Da kommt mir das Peloton Bike wie gerufen: Die Hersteller des neuen Hometrainers versprechen natürliche Motivation durch einen spielerischen Ansatz, Wettbewerb und Gemeinschaftsgefühl. Was das wohl bedeutet? Wir werden sehen.
Benötigte Ausrüstung: Die Wartezeit für ein Peloton Bike liegt momentan bei acht bis zehn Wochen – obwohl das Gerät über 2000 Euro kostet und man zusätzlich eine Mitgliedschaft für monatlich 39 Euro abschließen muss. Aber als Playboy-Redakteur kann ich zumindest für einen Monat ein Testgerät ergattern.
Tag 1: Das Peloton ist im Grunde die digitale Version eines Spinning-Bikes. Auf dem großen Display vor dem Lenker kann ich aus einer Vielzahl unterschiedlicher Kurse von insgesamt 35 Fitness-Trainern auswählen (wobei nur vier davon deutschsprachig sind). Ich entscheide mich für eine attraktive Dame namens Mayla Wedekind. Im Tanktop und mit rotem Lippenstift begrüßt sie mich (und die anderen Teilnehmer), dann geht es los: Zu „Viva La Vida“ von Coldplay wechseln sich im 20-Sekunden- Takt schnelle Phasen mit hohem Widerstand und Entspannungsperioden ab. Der Clou: Ich muss den Widerstand nicht jedes Mal selbst einstellen, das Gerät macht das je nach den Vorgaben von Mayla automatisch. Nach zwei Dritteln des Kurses schwitze ich so stark, dass ich kaum noch ein Wort von ihr verstehe und wie ein Vollidiot auf das Meerjungfrauen-Tattoo an ihrem rechtem Arm starre. Mit meinen letzten Reserven halte ich bis zum Ende durch. Für Mayla.
Tag 10: An meinem Geburtstag nehme ich zum ersten Mal an einem Live-Kurs teil. Wenn ich im digitalen Ranking von jemandem überholt werde oder jemand auf sich aufmerksam machen will, bekomme ich ein High Five zugesendet. Ich kann sogar auf die Profile der anderen Teilnehmer klicken und deren Alter und Profilfotos checken. Vielleicht ist die Peloton-Community auch eine versteckte Dating-Plattform? Gegen Ende des Kurses gratuliert mir die Peloton-Trainerin, nennt meinen Namen und sagt: „Das ist doch eine gute Art, seinen Geburtstag zu feiern.“ Ich fühle mich geehrt.
Tag 20: Ich bin inzwischen ein richtiger Peloton- Nerd. Damit mir keine Kalorien wie beim Kombi- Training mit Hanteln und Fahrrad verloren gehen, verbinde ich jedes Mal meine Apple Watch mit dem Peloton Rad. Heute war ich im Kurs einer Amerikanerin namens Hannah Corbin, zusammen mit über 18.000 anderen Teilnehmern. Auch wenn ich die anderen nicht sah, in meinem Kopf hat sich das wie ein gigantisches Radrennen angefühlt. Und immerhin habe ich es am Ende bis ins obere Drittel geschafft.
Fazit: Ich muss zugeben, das Bike von Peloton hat mir mehr Spaß gemacht als erwartet. Ich habe im Februar an 18 von 28 Tagen trainiert und dabei 2577 Kalorien verbrannt. Es ist unglaublich motivierend, wenn man ständig von den Trainern gefordert und angespornt wird. Auch die Attraktivität der Trainerinnen trägt bestimmt einen Teil zur Motivation bei. Doch als einmal mein Router ausfiel, musste ich feststellen, dass ein Peloton ohne Internet-Verbindung nur noch ein teurer, aber weitestgehend nutzloser Hometrainer ist. Davon abgesehen, gibt’s von mir zwei Daumen nach oben!
Der Rocky alter Schule - Klassisches Training
Neue Lebensumstände, neue Fitness-Methoden? Ach was! Playboy-Reporter Alexander Neumann-Delbarre setzte auf klassisches Training
Im Corona Lockdown hat sich so eine Lust auf echtes, also undigitales Leben in mir aufgestaut, dass ich nur unter Androhung von Folter auch noch beim Sport auf einen Bildschirm glotzen würde. Wieso soll ich mir auf einem Metallgestell zu Hause sitzend vorstellen, ich würde Rad fahren, wenn ich es draußen tatsächlich tun kann? Und wieso soll ich mir von einem Instagram-Vorturner etwas übers Fitwerden erzählen lassen, wenn ich alle acht „Rocky“-Filme gesehen habe? Treppen hochlaufen, Schweinehälften boxen, im Schnee Holz hacken, so macht man das. Und so probiere ich es nun. Mit der Methode von Rocky. Auch wenn ich gerade eher aussehe wie sein dicker Kumpel Paulie.
Benötigte Ausrüstung: Turnschuhe (alt), Kapuzenpulli (grau), Kopfhörer für Musik (laut).
Tag 1: Ich fange langsam an, ich bin ja nicht doof. Fünf Minuten joggen, fünf Minuten gehen. So habe ich das mal irgendwo gehört. Funktioniert super. Auch weil ich dazu „Living In America“ („Rocky 4“) höre, ich tänzle fast über den Asphalt, und dann kommt auch auch noch „Eye Of The Tiger“ von Survivor. Kurzer Adrenalinrausch abends um acht an einer Ausfallstraße im Münchner Norden, ich laufe los, schnell, dann schneller, 15 Minuten, vielleicht 20. Geht ja noch! Super Einheit zum Start, ich fühle mich spitze, schlafe tief und zufrieden. Am Morgen schmerzt meine Achillessehne.
Tag 10: Ich kann noch immer nicht wieder laufen. Mein Orthopäde sagt: Die Achillessehne ist wie ein Ozeantanker. Gerät sie einmal vom Kurs ab, dauert es ewig, sie wieder auf Bahn zu bringen. Ich manövriere mein schwerfälliges Schiff namens Corona- Körper also in ruhiges Fahrwasser. Morgens zehn Liegestütze (allerdings schmerzt bald die Schulter), gelegentlich eine Stunde auf dem Rad. Rocky wäre nicht beeindruckt. Aber mein Orthopäde ist beruhigt.
Tag 20: Die Waage sagt, ich nehme zu statt ab. Dafür schreit die Sehne nicht mehr beim Laufen. Ich scheine einen Rhythmus zu finden: zweimal die Woche 20 Minuten joggen, dreimal die Woche eine Stunde Rad fahren, keine Liegestütze mehr (die Schulter). Das fühlt sich gut an, durchhaltbar, schmerzfrei. Einen Ivan Drago werde ich auf diese Weise so bald nicht vermöbeln. Aber vielleicht irgendwann doch noch vom Paulie mit Plauze zum Rocky mit Rettungsring werden.
Fazit: Das ist mein Rat: 1. Wirklich langsam anfangen (Hören Sie dabei lieber Mozart als Survivor). 2. Besser regelmäßig wenig tun als unregelmäßig viel. 3. Trotz allem auf Rocky hören: Im Leben komme es nur auf eines an, sagt er, „wie viele Schläge man einstecken kann und ob man trotzdem weitermacht“.
No Sports - Ein Schlusswort
Gute Nachricht für jeden, der schon vor Corona keinen Sport gemacht hat: Sie müssen Ihr Leben nicht ändern, nur weil mal die Welt aus den Fugen ist. Im Gegenteil. Genießen Sie, was Bestand hat und sich richtig anfühlt. Meine Ärztin war nach dem ersten Corona Lockdown anderer Meinung und riet mir (heute 49, 1,80 Meter und wieder runter auf 85 Kilo) dringend zu Sport und zeitweiser Bier-Abstinenz. Die Folge waren eine kaputte Schulter und die Bekanntschaft mit Jever light.
Beides kein Männertraum, aber lehrreich im Sinne von: Lern deinen Körper kennen. In Corona-Lockdown zwei hatte ich es raus, ihm nur so viel Nahrungsenergie zuzuführen, wie er zwischen Bett und Schreibtisch verbrennt. Mehr als eine Mahlzeit am Abend wollten wir bald beide nicht mehr. Anschließend schwipste schon ein einziges Bier ganz angenehm. Wer will schon ein Sixpack? Hatte ich nie, steht auch nicht jedem.
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