Es ist eine erschreckende Zahl: Fast drei Viertel der Frauen in Deutschland fühlen sich nicht gleichberechtigt, wie die Ergebnisse einer Studie des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigen. So glauben 73 Prozent der Frauen nicht, „dass Männer und Frauen in Deutschland in der Gesellschaft aktuell die gleichen Rechte und den gleichen Status haben und in jeder Hinsicht gleich behandelt werden“. Unter den befragten Männern sind es 48 Prozent, die so denken.
Noch erschreckender ist allerdings der Blick in die Welt. Er zeigt, dass der Weltfrauentag als internationaler Aktionstag mit Fokus auf Geschlechterrollen, ungleiche Bezahlung und Gleichberechtigung auch – und vielleicht sogar vor allem – im Jahr 2024 von unheimlich wichtiger Bedeutung ist. So ereignete sich erst im Oktober letzten Jahres ein Fall im Iran, der stark an die Ermordung von Mahsa Amini im Jahr 2022 erinnerte: Die Schülerin Armita Garawand verstarb im Krankenhaus, nachdem ihr bei einer Verhaftung durch die örtliche Sittenpolizei schwerste Verletzungen zugefügt worden waren.
Und auch in Afghanistan verschärfte sich die Lage für Frauen seit der Machtübernahme durch die Taliban 2021 zunehmend. Frauen dürfen hier beispielsweise keine männlichen Ärzte aufsuchen, auch der Zugang zur höheren Bildung oder die Ausübung der meisten Jobs. Seit April 2023 dürfen diese zudem nicht mehr für die Vereinten Nationen arbeiten – zuvor galt dies noch als Ausnahme.
Der Weltfrauentag will auf all das aufmerksam machen: Er will die Augen der Welt auf noch immer bestehende Diskriminierungen, Ungerechtigkeiten und Ungleichheiten richten. Denn Stand heute gibt es kein Land, dass Frauen Chancengleichheit bietet – auch nicht in den reichsten Volkswirtschaften. Gleichzeitig will der Weltfrauentag auch das feiern, was die Frauenrechtsbewegung bereits erreicht hat.
Dabei geht die Geschichte des Weltfrauentags bereits mehr als 100 Jahre zurück und hat ihren Ursprung in sozialistischen, beziehungsweise kommunistischen Bewegungen. Bis der 8. März zum offiziellen Weltfrauentag ernannt wurde, dauerte es aber viele Jahre.
Weltfrauentag 2024: Hier hat der Internationale Frauentag seinen Ursprung
Die Idee des Weltfrauentags geht bereits auf das Jahr 1908 zurück. In den USA hatten Anhängerinnen der Sozialistischen Partei Amerikas ein nationales Frauenkomitee ins Leben gerufen, das einen Kampftag für das Frauenrecht beschloss. Damals war dies jedoch noch nicht der 8. März, sondern der 28. Februar 1909. Der Erfolg des ersten Frauenkampftags in den USA veranlasste wiederum die deutsche Sozialistin Clara Zetkin 1910 einen internationalen Frauentag zu fordern. So fand der erste Frauentag im deutschsprachigen Raum am 19. März in Deutschland, Österreich-Ungarn, der Schweiz und auch in Dänemarks statt.
Weltfrauentag 2024: Darum findet der Internationale Frauentag am 8. März statt
Bis man sich weltweit auf ein festes Datum einigte, vergingen noch einige Jahre. Erst 1921 wurde der 8. März als Weltfrauentag festgelegt. In Moskau, bei der Zweiten Internationalen Konferenz kommunistischer Frauen, verständigte man sich auf jenes Datum. Der Grund dafür: Am 8. März 1917 begannen Bewohnerinnen der Armenviertel in Petrograd, dem heutigen Sankt Petersburg, einen Streik. Der Streik von Bäuerinnen, den Ehefrauen von Soldaten und Arbeiterinnen löste die Februarrevolution in Russland aus, die schließlich das Ende der Zarenherrschaft bedeutete. Aus diesem Grund ist der 8. März in Russland auch heute noch ein Feiertag.
Einem Mythos zufolge geht das Datum aber noch weiter zurück, und zwar auf den 8. März 1857. An diesem Tag sollen in New York Textilarbeiterinnen zu einem spontanen Streik auf die Straße gegangen sein. Ob dieser Streik tatsächlich so stattfand, wie es erzählt wird, ist heute allerdings ungeklärt. Allen Ursprungs-Erzählungen gemein ist jedoch der arbeitsrechtliche und sozialistische Charakter des Weltfrauentags.
Weltfrauentag 2024: Der Frauentag im Nationalsozialismus
Wegen des Ursprungs im Sozialismus wurde der Weltfrauentag im Nationalsozialismus zwischen 1933 und 1945 verboten. Als Ersatz wurde der Muttertag zum offiziellen Feiertag ernannt. So wurde das Feiern des 8. März während des Nazi-Regimes zu einem Akt des Widerstands.
Weltfrauentag 2024: Hier ist der Internationale Frauentag gesetzlicher Feiertag
In Berlin wurde der 8. März im Jahr 2019 zum gesetzlichen Feiertag ernannt. In Mecklenburg-Vorpommern ist der Frauentag seit 2023 ein gesetzlicher Feiertag.
Weltfrauentag 2024: „In Frauen investieren: Fortschritte beschleunigen“ ist das Motto am Internationalen Frauentag 2024
Stand der Weltfrauentag 2023 unter dem Motto „Digitalisierung für Alle: Innovation und Technologie für die Gleichstellung der Geschlechter“ und damit unter dem Vorhaben, Vorurteile und Stereotype aus der Welt zu schaffen und sich dadurch für mehr Gleichberechtigung zu engagieren, geht es in diesem Jahr um Gleichberechtigung beim Thema Fortschritt und Bildung. So formulierten die Vereinten Nationen für den Weltfrauentag 2024 das Motto „In Frauen investieren: Fortschritte beschleunigen“.
Laut UN sei der Mangel an Geldmitteln eine der größten Herausforderung bei der Herstellung von Gleichberechtigung der Geschlechter. Deshalb müsse mehr in Frauen investiert werden, so die Begründung. Mit dem Equal Pay Day, welcher in diesem Jahr zwei Tage vor dem Weltfrauentag, am 6. März, stattfindet, wird bemängelt, dass Frauen im Durchschnitt weniger Geld als Männer verdienen (21 Prozent unbereinigte Entgeltdifferenz) und zudem häufiger unbezahlte Arbeiten wie die Haushaltsarbeiten verrichten.
Der Equal Pay Day fällt – anders als der Weltfrauentag – jedes Jahr auf ein anderes Datum: Je größer die Differenz in der Bezahlung, desto später im Jahr findet der Tag statt.
Profitieren kann von dieser Ungerechtigkeit und Ungleichheit unter dem Strich allerdings niemand: Laut UN Women wird so das Wachstum der Weltwirtschaft nämlich massiv verringert.
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