Trendsportarten kommen und gehen. Manche sind geblieben (Inline-Skating, Seilspringen, Aerobic), andere verschwanden schnell (was zur Hölle sind Coretex, Blobbing und TRX?). Bei der neuen Sportart Padel-Tennis ist allerdings fraglich, ob man sie noch als Trend bezeichnen kann oder schon als etablierte Sportart ansehen sollte.
Neben der International Padel Federation gibt es seit 2005 auch die World Padel Tour, ähnlich der ATP World Tour im Tennis. Konzerne wie die Uhrenmarke Certina oder der Autohersteller Cupra investieren Geld in die junge, vielversprechende Sportart. Aber warum und wie spielt man das überhaupt?
Regeln: So funktioniert die Trend-Sportart Padel-Tennis
Die Grundlage von Padel ist Tennis. Ähnlich wie beim Doppel dort stehen sich beim Padel vier Menschen auf einem Feld gegenüber, das durch ein Netz in der Hälfte geteilt und von Glaswänden und Netzen umgeben ist. Die Spieler schlagen mit einem Schläger gegen einen Ball, um ihn über das Netz ins gegnerische Feld zu bewegen.
Das Spiel startet mit einem Unterhandschlag, der nicht höher als die Hüfte sein darf. Der Ball muss diagonal im gegnerischen Aufschlagfeld landen und darf die Netzkante nicht berühren. Nach dem Aufprall darf der Ball zwar die Glaswand auf der Rückseite des gegnerischen Felds berühren, nicht jedoch den Zaun auf der Seite. Das aufschlagende Team muss anschließend die Seiten im Spielfeld wechseln.
Der Ball darf bei jedem Schlag nur einmal berührt werden, um ihn ins gegnerische Feld zu bewegen. Dort muss er zunächst den Boden berühren, bevor er gegen die Glaswand oder das Netz prallt. Ansonsten dürfen alle Wände bespielt werden. Die Punkte werden wie beim Tennis gezählt, zwei Sätze führen zum Sieg.
Was ist das Neue an der Trendsportart Padel-Tennis?
Anders als beim Tennis ist der Padel-Schläger nicht bespannt, sondern hat lediglich Löcher in einer durchgehenden Fläche und ist schwerer. Dadurch kommt es zu circa doppelt so vielen Ballwechseln wie beim Tennis. Dazu trägt zusätzlich ein langsamerer Ball bei.
Die fast vier Meter hohen Glaswände an den beiden Enden des Feldes und die zwei Meter hohen Gitter neben dem Netz sorgen zusätzlich für komplexere und spannendere Runden. Bei Padel können dementsprechend auch Raffinesse und Taktik zum Sieg führen und weniger Athletik oder Schlag-Technik, die im anspruchsvolleren Tennis gefordert sind.
Dadurch wird die Sportart abwechslungsreicher und niedrigschwelliger als Tennis. Gerade Anfänger machen schnell sichtbare Fortschritte. Dadurch, dass das Feld kleiner ist als beim Tennis, fühlt sich die Sportart weniger intensiv und deutlich geselliger an.
Trendsportart Padel-Tennis: Ursprung, Geschichte und Erfinder
Der Erfinder des Padel-Tennis ist Enrique Corcuera. Im Jahr 1965 baut der Mexikaner gegenüber seiner Hausfassade in Acapulco eine Mauer, stellt dazwischen ein Tennisnetz auf und umgibt das Feld mit Wänden, die als bespielbare Banden dienen. Eine improvisierte Idee für abwechslungsreiche Tennis-Nachmittage mit Freunden – und die Geburt eines Weltsports. Glücklicherweise ist Corcuera zu jener Zeit befreundet mit Alfonso Prinz zu Hohenlohe-Langenburg, ein Abkömmling des fränkischen Adels, Mitglied des spanischen Jetsets und Gründer des „Marbella Club“, ein berühmtes Luxushotel in Andalusien.
Bei einem Besuch in Mexiko ist der Prinz wie gebannt von diesem neuen Sport. Zurück in seiner Heimat, bringt Alfonso das Spiel unter die Stars und Promis, eröffnet selbst erste Padel-Klubs. Wie ein Lauffeuer verbreitet sich der Sport im ganzen Land. Plötzlich beginnen Politiker oder Sportler wie Manuel Santana, zeitweise bester Tennis-Spieler der Welt, mit dem Padel. Der Sport ist angekommen, zumindest in der spanischsprachigen Welt.
Diese Stars lieben Padel-Tennis
Mittlerweile gilt Padel in Spanien und Argentinien hinter Fußball als beliebteste Sportart des Landes. Die Stars, die in ihrer Freizeit Padel spielen, heißen nicht mehr Manuel Santana, sondern Lionel Messi, Roger Federer oder Zinedine Zidane.
Der niedrigschwellige Einstieg, das abwechslungsreiche Spiel und der schnelle Fortschritt lassen Padel mittlerweile auch in Deutschland boomen. Seit drei Jahren gibt es bereits eine Deutsche Padel Bundesliga, die 2021 festgestellte Zahl von 2.000 aktiven Spielern dürfte sich mittlerweile fast verdoppelt haben. Neben Tennisstar Alexander Zverev und Fußballer Mario Götze begeistert sich auch DFB-Bundestrainer Hansi Flick, der in diesem Jahr in ein Padel-Start-up investiert hat, für den Sport.
Ein weiterer Padel-Fan: Jürgen Klopp. „Padel-Tennis ist neben Fußball das beste Spiel, das ich jemals gespielt habe. Ich kenne es erst seit ungefähr fünf Jahren, aber seitdem bin ich süchtig danach“, sagte der Liverpool-Coach, der mit Wilson im vergangenen Jahr sogar einen eigenen Schläger auf den Markt brachte. Klopp hat Padel mittlerweile bei seinem Klub etabliert. Und das dürfte nicht das Ende der Padel-Story gewesen sein. Noch lange nicht.