Inhalt
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Editorial
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Making-of
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Leserbriefe
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Berater
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Cartoon
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Impressum
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Bezugsquellen
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Witze
Frau Stoverock, würden Sie uns den Begriff Female Choice kurz erklären?
Female Choice ist die Art und Weise, wie sich die sexuelle Fortpflanzung in der Evolution entwickelt hat. Nämlich so, dass die Weibchen die Entscheidung treffen, mit wem sie sich fortpflanzen. Sie haben die Wahl und sind daher wählerischer. Der Grund dafür ist, dass Fortpflanzung für sie mit viel größeren Risiken verbunden ist. Für die Männchen ist das Thema Fortpflanzung mit der Ejakulation beendet. Die Weibchen müssen den Nachwuchs austragen oder Eier legen, stillen und so weiter.
Das Prinzip gibt es auch bei uns Menschen, wie Sie in Ihrem Buch ausführen. Ein anschauliches Beispiel sind Analysen der Dating-Plattform Tinder, richtig?
Damit ein Mann dort ein „Match“ bekommt, also ausgewählt wird, muss er rund 100 verschiedene Profile anschauen und nach rechts wischen. Frauen hingegen werden regelrecht überflutet mit Anfragen. Jede Frau wird einem bestätigen, dass Männer oft in einer Art blindem Schrotschuss-Verfahren Nachrichten verschicken, ohne die Profile der Frauen überhaupt zu lesen, fast wahllos. Dadurch, dass es für den Mann also sehr wahrscheinlich ist, einen Korb zu bekommen, investiert er nicht viel Mühe in die Kontaktaufnahme und versucht es bei möglichst vielen Frauen.
Die Mühe des ersten Schrittes machen sich dennoch meist die Männer. Warum?
Weil der Mann sich bewirbt. Er versucht, die Frau irgendwie zu beeindrucken. Wir kennen das auch aus dem Tierreich, was ein Anzeichen für mich ist, dass diese biologischen Instinkte in uns allen sehr lebendig sind.
Wie wählen Frauen aus den männlichen Bewerbungen aus?
Sie bewerten auf Tinder nur einen sehr kleinen Teil der Fotos als attraktiv. Einen sehr großen nicht. Die weiblichen Ansprüche ans Aussehen scheinen tatsächlich höher zu sein als umgekehrt. Männer finden sehr viele der Frauenprofile attraktiv.
Die weiblichen Ansprüche ans männliche Aussehen überraschen. Schließlich sind es in unserer Gesellschaft die Frauen, die ihr Äußeres besser pflegen.
Männer sind nach Studien aus dem Online-Dating wesentlich anspruchsloser, wenn es ums Finden einer Partnerin geht. Ein großer Teil ist mit der Otto Normalverbraucherin zufrieden. Frauen sind mit dem Durchschnittstypen hingegen überhaupt nicht zufrieden, sondern wollen etwas Besonderes. Dadurch entsteht eine Ungleichverteilung der Sexverfügbarkeit, die zu Problemen führen kann.
Damenwahl: In der Natur hat die Frau das Sagen, wenn es um Sex geht. Und weil viele Frauen auf wenige sehr attraktive Männer stehen, gehen viele Kerle leer aus. Hier sieht man die schöne Seite der Medaille: einen Gewinnertyp in guten Händen.
Sie schreiben in Ihrem Buch, dass im Tierreich nur rund 20 Prozent der Männchen 80 Prozent der Weibchen abbekommen. Der Rest der Männchen gehe größtenteils leer aus. Und auch bei uns Menschen gehe es in diese Richtung. Woher kommt diese Entwicklung?
Ob wir tatsächlich so krasse Zahlen erreichen, weiß ich nicht. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass die fortschreitende Frauenbewegung, die Frauen ermutigt, mehr zu ihrer eigenen Sexualität zu stehen, dazu führen wird, dass weniger Männer als bisher Sex haben. In Norwegen beispielsweise, das heute als fortschrittliches Land in Sachen Gleichberechtigung gilt, hat sich die Zahl der kinderlosen Männer in den letzten 30 Jahren von 14 auf 23 Prozent erhöht.
Das heißt: Einige wenige Alphamänner haben Harems, viele gewöhnliche Männer gar keine Frau?
Männer mit viel Macht und Ressourcen, die ihren Nächsten Nutzen bringen, haben immer mehr Auswahl als durchschnittliche Männer. Das ist auch im Tierreich so. Ich bin daher durchaus der Überzeugung, dass der Harem – also ein Mann, mehrere Frauen – eine natürliche Form des Zusammenlebens ist.
„Die männlichen Anhänger der Rechten haben den Feminismus als Feindbild für sich erkannt“
Was passiert mit Männern, die keinen Sex bekommen?
Es gibt auch hier Parallelen zwischen Tieren und Menschen. Es sind so gut wie immer unverpartnerte, oft unerfahrene Männchen, die während der Paarungszeit kein Weibchen finden und anschließend Stress verbreiten. Sie lassen ihren Frust an anderen Tieren aus, und auch sexuelle Gewalt geht von diesen Männchen aus. Aus biologischer Sicht lässt sich das nicht komplett vom Menschen trennen. In unserer Gesellschaft führt es unter anderem zur sogenannten Incel-Bewegung. Incels steht für „involuntary celibates“, also für Männer, die unfreiwillig im Zölibat leben. Diese Männer haben sich im Internet zusammengeschlossen, weil sie sich dort von ihresgleichen verstanden fühlen. In diesen digitalen Männerbünden gibt es einen starken Frauenhass. Einzelne Incels sind in den letzten Jahren durch Gewalttaten zu trauriger Bekanntheit gekommen. Ich muss hier allerdings auch gleich festhalten, dass so eine biologische Erklärung niemals eine Entschuldigung ist. Aber ohne Erklärungen, warum dieses problematische Verhalten entsteht, haben wir keine Chance, irgendwas an diesem Verhalten zu ändern.
Bevor wir Sie nach Lösungswegen fragen, würden wir gern noch ein wenig auf das Problem schauen. Was uns überrascht hat: Sie sagen in Ihrem Buch, dass das Prinzip Female Choice, das durch den Feminismus verstärkt wird, auch mit dem Erstarken der politischen Rechten zu tun habe. Wie ist das zu verstehen?
Es ist so, dass die männlichen Anhänger der Rechten den Feminismus als Feindbild für sich gefunden haben. Gerade Männer in perspektivlosen Situationen, also ohne Partnerin, ohne Arbeit, mit geringer Bildung, projizieren ihre Probleme auf den Feminismus. Sie sagen, wir müssen zurück zur alten Weltordnung, in der die Frauen ihren Platz kennen. Diese Ansichten propagieren vor allem rechtskonservative Parteien auf der ganzen Welt.
Als Ausgangspunkt dieses alten Weltbilds nennen Sie die Sesshaftwerdung des Menschen vor etwa 10.000 Jahren, die sogenannte neolithische Revolution. Was ist damals passiert?
Die Menschen lebten zuvor als Nomaden und zogen ihren Nahrungsquellen hinterher. Irgendwann gelang es ihnen, Nahrung selbst anzubauen. Dieser Schritt, die Entstehung der Landwirtschaft, hat dazu geführt, dass wir Besitz anhäufen konnten. Man konnte erstmals mehr produzieren, als man zum Leben brauchte, was erst einmal zur Verbesserung der Lebensumstände geführt hat. Es hat aber auch dazu geführt, dass Männern bewusst wurde, dass Besitz ein starker Hebel ist, um Frauen an sich zu binden – und sie schränkten die Besitzrechte der Frauen ein: Frauen durften kein Land, kein Vieh besitzen und auch nicht erben. Im antiken Griechenland durften Frauen keinen Handel treiben, der den Geldwert eines Sacks Gerste überschritt. Der Weg in die Unabhängigkeit wurde den Frauen abgeschnitten. Sie konnten nicht mehr frei entscheiden, ob sie bei einem Mann leben wollten oder nicht. Es wurde ein kulturelles Zwangskonstrukt erschaffen.
Auch die Etablierung der Monogamie gehört zu diesem Konstrukt, richtig?
Ja. Wenn man Frauen ganz frei entscheiden lässt, mit wem sie Sex haben, dann würde ein großer Teil der Männer leer ausgehen. Das war wohl ein entscheidender Punkt. Die Gesellschaften haben gemerkt: Wenn wir die Frauen frei wählen lassen, dann sind wir von lauter Incels umgeben, die den ganzen Tag Stress machen. Diese Sexualkonkurrenz der Männer sorgt bei fast allen Tierarten und auch bei Menschen für Spannungen. Das ist im Nomadentum ein geringeres Problem, wenn man dauernd unterwegs ist. Wenn man aber sesshaft auf engem Raum zusammenlebt, nimmt die Aggression zu. Den Gestaltern früher Zivilisationen wurde klar, dass sie Frauen gleichmäßiger auf die Männer verteilen müssen. Der Weg dahin führte unter anderem über Zwangsverheiratung der Töchter nach Macht- und Besitzinteressen des Vaters.
"Sexualität ist einer der stärksten Instinkte, die wir haben"
Das heißt, biologisch sind wir gar nicht für Monogamie gemacht. Warum halten wir dann noch heute am Ideal der Treue so fest?
Ich glaube, diese Idee der Treue ist stark an Besitz gekoppelt. Die Versorgung war immer Teil des ehelichen Vertrags. Der Mann muss die Kinder versorgen, die er zeugt. Das heißt, die Frau darf auf keinen Fall fremdgehen, sonst schiebt sie ihm ein fremdes Kind unter. Der Mann darf auf keinen Fall fremdgehen, sonst zeugt er Kinder mit fremden Frauen, die er dann zusätzlich versorgen muss, was wiederum die Versorgungslage der eigenen Kinder schmälert. Ohne diese finanzielle Seite kann man den Treueanspruch unserer Gesellschaft nicht sehen, glaube ich. Hinzu kommt eine Sexualmoral, die über Jahrtausende immer wieder propagiert hat, dass sexuelle Mäßigung etwas Reines und Schönes sei. Wer hingegen rumvögelt, gilt als notgeil und primitiv. Wir alle sind mit der Vorstellung einer Beziehung aufgewachsen, die bis ins hohe Alter sexuell befriedigend ist. Studien zeigen aber ein anderes Bild. Nämlich, dass Paare in Langzeitbeziehungen sehr häufig sexuell sehr unglücklich sind.
Das heißt, wir unterdrücken unsere natürlichen Bedürfnisse. Was wäre die Lösung?
Mehr Kommunikation in diesem Bereich. Mehr Bewusstsein für Sexualität. Wenn man mit Paaren spricht, die ein unbefriedigendes Sexualleben haben, dann kommen meist Sätze wie: „Aber deshalb trennt man sich ja nicht!“ Ganz so, als ob Sexualität nur eine Neben-sache wäre. Dabei ist sie einer der stärksten Instinkte, die wir haben. Wir sind sexuelle Wesen. Wir haben ein tief sitzendes Bedürfnis nach Hautkontakt, Zärtlichkeit, aber eben auch nach sexueller Befriedigung. Ich glaube, der Anfang ist, das als wichtiges Grundbedürfnis anzuerkennen, für das man sich nicht schämen muss. Dass wir ungewollte Sexlosigkeit einfach so abtun, ist eine krasse Verkennung der Dramatik, die dieses unerfüllte Bedürfnis entwickeln kann.
Hier sind wir wieder bei den Incels und bei den Rechten. Was wären denn Auswege aus der Zwickmühle?
Ganz offensichtlich ist Pornografie für Männer ein Weg, mit ihren unerfüllten sexuellen Bedürfnissen umzugehen. Diese Branche braucht dringend eine Überarbeitung. Sie ist unter Ausschluss der Frau als Unterdrückungsbranche entstanden, und wir beginnen heute erst, sie sicherer und salonfähiger zu machen. Ebenso wie die Prostitution. Auch die gibt es seit Jahrtausenden, auch im Tierreich übrigens. Pinguinweibchen und Schimpansendamen beispielsweise geben sich für etwas Nistmaterial oder eine Extraration Futter her. Und immer sind es die Männchen, die zahlen – ein weiteres Indiz für die Female Choice. Aber auch die Prostitution ist als Unterdrückungsgewerbe entstanden und benötigt eine neue Akzeptanz. Dass Prostitution kriminalisiert wird, macht Frauen erpressbar und begünstigt so Gewalt. Ihre Prognosen bezüglich der sich zuspitzenden Female-Choice-Probleme machen dennoch nicht gerade Hoffnung.
Wo sehen Sie Lösungswege hin zu einer Gesellschaft gleichberechtigter und sexuell zufriedener Frauen und Männer?
Bei sich selbst anzufangen ist schwierig. Wer kann schon als 30-, 40- oder 50-jähriger Mensch, der mit einem bestimmten Bild von Beziehungen und ausgeformter Sexualität durchs Leben geht, entscheiden, beispielsweise in einer offenen Beziehung zu leben? Daher fängt man am besten bei den Kindern an. Wenn Kinder beigebracht bekommen, welche Alternativen es gibt und dass es nichts Schlimmes ist, wenn Eltern sich trennen, wenn jemand zwei Mütter oder zwei
Väter hat oder wenn man an sich selber herumspielt, dann können sie eine Sexualität entwickeln, die freier ist von den alten Normen.
Aufklärerin: Mit ihrem Buch „Female Choice – Vom Anfang und Ende der männlichen Zivilisation“ (Klett-Cotta, 22 Euro) hat die Biologin Meike Stoverock, 47, eine wichtige Debatte über Geschlechterrollen und ihre Ursprünge angestoßen.
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