Dieses Interview wurde von den Kollegen des US-Playboy geführt und erschien in deutscher Fassung in unserer November-Ausgabe 2004.
Beginnen wir mit der fundamentalsten aller Fragen: Was haben Sie in der Brieftasche?
(greift in seine Tasche) Bargeld eigentlich kaum. Eine Platinum Card von American Express, ein paar Golfclubkarten, noch mehr Kreditkarten, Familienfotos, einen Zeitungsartikel über eins meiner neuen Projekte und, sehen wir mal, drei Dollar-Scheine. Das eine ist eine Spaßnote mit dem Bild meines Vaters drauf. Die anderen zwei sind gewonnene Wetten.
Angeblich sind Sie Milliardär.
Nach den letzten Zahlen sind es, glaube ich, fünf Milliarden oder mehr.
Und Sie haben nur drei Dollar in der Tasche?
Ehrlich, ich gebe kaum Geld aus. Es kommt praktisch nicht vor, dass ich bar bezahlen muss. Einen Bankautomaten hab ich noch nie benutzt. Natürlich habe ich Zugriff auf Hunderte von Konten. Aber mit Bargeld gebe ich mich kaum ab. Wenn ich essen gehe, muss ich nie zahlen, besonders seit meiner TV-Show „The Apprentice“: „Ich bitte Sie, Mr. Trump! Bei uns müssen Sie doch nicht zahlen!“ — selbst wenn ich mit zehn oder 15 Leuten anrücke.
Während der Immobilienflaute Anfang der neunziger Jahre standen Sie kurz vor dem Bankrott, und die New Yorker Boulevardpresse hat sich jahrelang über Sie lustig gemacht. Wie fühlt es sich an, wieder ganz oben zu sein?
Das ist ganz wunderbar. Ich hatte schon vorher ein ziemlich starkes Image und dachte, höher geht es nicht. Ich war auf dem Cover von „Time“, „Newsweek“, „Fortune“, schon lange vor „The Apprentice“, aber jetzt ist sogar noch mehr Dampf dahinter. Als wäre ich ein Rockstar. Sechs Leute sind ausschließlich damit beschäftigt, meine Fanpost zu sortieren. Wenn eine Limousine vorm Trump Tower hält, gibt es einen Volksauflauf, selbst wenn es nicht meine ist.
Können Sie den Spruch „You're fired!“ noch ertragen?
Klar. Immer wenn ich irgendwo auftauche, kriege ich ihn zu hören, und jeder glaubt, er sei der Erste, der das mit mir macht. „Sie sind gefeuert!“ Das höre ich wirklich hundertmal am Tag. Kleine Kinder rufen mir zu: „Mr. Trump, Sie sind gefeuert!“ Dann lachen sie und rennen weg. Das ist zur Manie geworden. Die Mützen und T-Shirts mit „You're fired!“ gehen weg wie warme Semmeln. Ist ja auch ein schöner Spruch. Knallhart und hundsgemein, aber von prompter Wirkung. Deshalb liebe ich ihn.
Mit einer Einschaltquote von 20 Millionen ist „The Apprentice“ die erfolgreichste Serie bei NBC seit fünf Jahren. Der Sieger der ersten Staffel, Bill Rancic, hatte früher einen Online-Zigarrenvertrieb und kam von einem eher unbedeutenden College. Jetzt leitet er für Sie ein kompliziertes Bauprojekt mit 90 Stockwerken in Chicago. Was, wenn er versagt?
Er arbeitet mit einem unglaublich talentierten Team, das nichts anderes macht, als Hochhäuser für mich zu bauen.
Heißt das im Klartext, Bill hat nichts zu entscheiden?
Bill wird Entscheidungen fällen, und zwar wichtige, aber sie werden immer überprüft — von mir und anderen, die auf dem Gebiet Erfahrung haben.
Im wirklichen Leben sieht es für Sie in letzter Zeit nicht so rosig aus. Trump Hotels and Casino Resorts, Ihre einzige Aktiengesellschaft, ertrinkt in Milliardenschulden, und der Kurs ist im Keller.
Die Casinos laufen sehr gut, geschäftlich gesehen. Sie werden gut geführt, sie sehen gut aus, sie sind beliebt bei den Kunden. Das sind anerkannte Tatsachen. Das Problem ist nur, dass ich im Lauf der Jahre eine Menge Schulden dorthin verlagert habe. Ich glaube und hoffe, dass sich die Casinos in den nächsten Jahren erholen. Das „Taj Mahal“ in Atlantic City war immer das erste Haus am Platz. Und es macht gerade mal zwei Prozent meines Nettovermögens aus. Aber weil die Casinos so tief im Minus sind, stürzen sich die Leute darauf. Besonders die „New York Times“. Wenn sie nicht gerade meine Frisur kritisiert.
Ah, die Frisur. Wie kriegen Sie die jeden Tag so hin?
Ich stehe auf, dusche, wasche mir das Haar. Dann lese ich die Zeitungen und sehe die Nachrichten, dabei trocknet langsam das Haar. Das dauert etwa eine Stunde. Einen Föhn benutze ich nicht. Wenn es trocken ist, wird es gekämmt, bis es so ist, wie ich es haben will, auch wenn es niemandem sonst gefällt. Dann wird es gesprayt, und es bleibt so für den Tag.
Wer schneidet es?
Meine Freundin Melania. Ihr Können ist größer, als meine Frisur vermuten lässt. Ihre Devise: Wenn man etwas mag, soll man es nicht ändern. Sie macht keine Mätzchen mit der Frisur. Sie versucht nicht, das Rad neu zu erfinden.
Können Sie begründen, warum Sie wieder heiraten wollen? Sie sind nicht gerade die strahlende Verheißung ehelichen Glücks.
Ich glaube fest daran, dass ein Mann eine starke Frau braucht.
Wie sieht Ihre Beziehung zu Ihrer Ex-Frau Ivana aus?
Nicht gerade berauschend, aber ganz gut.
Sprechen Sie miteinander?
Wenn es nötig ist. Ich glaube, sie hat nie wirklich anerkannt, was ich für sie getan habe, und das war eine ganze Menge. Viel mehr, als sie zugeben will.
In einem Ihrer Bücher haben Sie geschrieben, dass Frauen eigentlich nur das Geld heiraten. Glauben Sie das noch immer?
Ich glaube, für eine Frau, die einen superreichen Mann kennen lernt, ist es ganz schwer, sich nicht von diesem Lebensstil verführen zu lassen — dem Penthouse auf dem Trump Tower, den Hubschraubern, den Jets. Aber ich glaube nicht, dass alle Frauen hinter dem Geld her sind. Ich liebe und respektiere Frauen. Aber es gibt gute und schlechte — wie bei den Männern.
Was halten Sie von Viagra?
Nichts. Ich glaube, Viagra ist wundervoll, wenn man es braucht, wenn man medizinische Gründe hat, operiert wurde. Ich habe es nie gebraucht. Ehrlich, ich könnte eher eine Art Anti-viagra brauchen, etwas mit der entgegengesetzten Wirkung. Das ist keine Prahlerei, ich habe einfach nur Glück. Wenn du Viagra brauchst, hast du wahrscheinlich die falsche Frau.
Ein Psychologe meinte einmal, Sie hätten den “übermächtigen Drang, dem Schatten Ihres Vaters zu entkommen“, der auch Bauunternehmer war.
Dem würde ich nicht widersprechen, ich liebe den Wettbewerb. Aber besonders profund ist diese Theorie nicht, Ähnliches habe ich über viele erfolgreiche Söhne gehört. Meinen Vater habe ich total verehrt, aber besonders am Anfang gab es tatsächlich so etwas wie einen Wettbewerb.
Worin haben Sie sich unterschieden?
Was Verhandlungsgeschick betrifft oder die Frage, wie man eine Firma führt, hatten wir vieles gemeinsam. Mein Vater war ein guter Bauunternehmer, und ich habe viel von ihm gelernt. Wenn ich ihm etwas voraushabe, dann ist es die Größenordnung. Lieber verkaufe ich Apartments an Milliardäre, die auf der Fifth Avenue und der 57th Street wohnen wollen, als an Leute in Brooklyn, die wunderbare Menschen sind, mich aber gnadenlos runterhandeln, weil sie jeden Penny umdrehen müssen. Mein Vater ist nie wirklich von Brooklyn und Queens losgekommen. Er hat lieber in Brooklyn zu Quadratmeterpreisen von zehn Dollar verkauft als in Manhattan zu Quadratmeterpreisen von 10.000 Dollar.
Was brachte Sie dazu, immer höher hinaus zu wollen?
Eine Kombination aus Vater und Mutter, glaube ich. Meine Mutter war eine großartige Hausfrau. Sie konnte einen auf Trab bringen und war eine wunderbare Geschichtenerzählerin. Sie stammte aus Schottland und las uns alles über die englische Königsfamilie vor, was ihr in die Hände fiel. Wenn im Fernsehen eine königliche Hochzeit übertragen wurde, war sie rund um die Uhr dabei. Sie liebte Glamour, Glanz und Gloria. Meinem Vater waren Glamour, Glanz und Gloria egal. Deshalb liebte er ja Brooklyn und Queens, und deshalb hat er seine Sache dort so gut gemacht. Glamour, Glanz und Gloria und die Liebe zum Geschäft — wenn Sie das zusammennehmen, dann haben Sie Donald Trump.
Sprechen Sie über diese Dinge mit einem Psychiater?
Nein.
Warum nicht?
Weil ich zu viel zu tun habe und weil ich mein Leben genieße. Viele gehen nur deshalb zum Psychiater, weil sie nicht ausgelastet sind. Ich bin so damit beschäftigt, an Häuser und Deals und Clubs zu denken, an alles, was der Tag so bringt, dass ich für seelische Probleme keine Zeit habe.
Überall liest man von Ihrer Bazillenangst. Für einen Therapeuten wäre das ein gefundenes Fressen.
Die Unsitte des Händeschüttelns ist absolut grässlich, und die Statistik gibt mir Recht. Es gibt viele Untersuchungen, die beweisen, dass man Schnupfen und wer weiß was vom Händeschütteln kriegt. Neulich kam einer in mein Büro, gab mir die Hand, umarmte mich, setzte sich hin und sagte: „So eine schlimme Grippe hatte ich noch nie.“ Der Kerl sah halbtot aus. Ich sagte: „Und warum geben Sie mir dann die Hand?“ Ekelhaft!
Wann haben Sie das letzte Mal einen Ihrer Untergebenen angebrüllt?
Das könnte zwei Tage her sein, aber nicht aus Wut. Das mache ich, damit sie mehr Leistung bringen. Manchmal funktioniert das besser als Süßholzraspeln. Ich nenne es dosierte Gewalt. Unfähige Leute machen mich wütend. Leute, die viel bezahlt kriegen und sich nicht gut anziehen, wenn sie für mich arbeiten, machen mich wütend. Das ist einer der Gründe, weshalb ich besser bin als alle anderen. Das ist einer der Gründe, weshalb ich mehr für den Quadratmeter kriege als andere Makler. Das ist einer der Gründe, weshalb ich so erfolgreich bin.
Hatten Sie nie Angst, alles zu verlieren?
Ich versuche, Angst zu vermeiden. In den frühen neunziger Jahren, als der Immobilienmarkt zusammenbrach, hatte ich hohe Kredite aufgenommen und war extrem verschuldet. Ich habe alles zurückbekommen. Ich stehe wirklich im „Guinness-Buch der Rekorde“ — mit dem größten finanziellen Comeback aller Zeiten. 1990 bis 1994 war die härteste Zeit meines Lebens, aber heute ist mein Unternehmen größer und stärker als je zuvor. Noch mal möchte ich das nicht durchmachen, aber ich habe gelernt, dass alles an einem einzigen Penny hängen kann, und das bringt die Dinge wieder ins Lot.
Stimmt es, dass Sie noch nie einen Tropfen Alkohol getrunken haben?
Ich habe niemals Drogen genommen, niemals Alkohol getrunken und niemals auch nur eine Tasse Kaffee. Frauen genieße ich im Überfluss. Und meine Arbeit genieße ich so sehr, dass ich sie nicht mal als Arbeit betrachte.
Trotzdem hat man Sie immer dort gesehen, wo es auch Drogen gab. In den Zeiten des „Studio 54“ waren Sie vermutlich der einzige Multimillionär, der kein Kokain geschnupft hat.
Ich glaube auch, dass ich dort zu den ganz wenigen gehörte, die keine Drogen genommen haben. Man sah unerhörte Dinge im „Studio 54“. Nicht etwa nur den einen oder anderen Superstar, sondern gleich 30 davon. Oder man sah Top-Models, die sich auf dem Tisch vögeln ließen, mitten auf der Tanzfläche. Man sah Sachen, die es heute nicht mehr gibt, vor allem wegen Aids. Aber es war unglaublich. Man sah die schönsten Frauen der Welt, und eine Stunde später sah man sie vögeln, direkt vor einem. Tolle Jahre waren das, aber das war vor dem Aids-Zeitalter. Man konnte damals Sachen machen, die heute viel zu riskant sind. Ich hatte Unmengen von Frauen. Eine Million Frauen. Ich habe das in vollen Zügen genossen.
Haben Sie sich auch persönlich Sorgen wegen Aids machen müssen?
Klar, aber ich ließ mich testen. Ich glaube, die jungen Männer von heute haben es nicht leicht. Meinen Söhnen sage ich, sie sollen sich eine nette Freundin suchen und mit ihr glücklich werden, weil es da draußen viel zu gefährlich ist. Das ist wie Vietnam. Inzwischen können wir sagen, wie der Irak. Die gleiche Geschichte, oder?
Sie hatten erwogen, für die Präsidentschaftswahl 2000 zu kandidieren. Wie sähe eine Trump-Kandidatur im Jahr 2004 aus?
Wäre ich Präsident, würde ich mir als erstes Saudi-Arabien vorknöpfen: „Runter mit den Ölpreisen, oder ihr zahlt einen hohen Preis. Die zocken uns doch ab. Der Ölpreis ist so hoch wie nie. Ich würde Saudi-Arabien und Kuwait auf Vordermann bringen. Wir haben Kuwait gerettet. Diese Kerle saßen in London, in den schönsten Hotels, als ihnen Saddam Hussein das Land weggenommen hat. Wir haben ihnen die Macht zurückgegeben, und jetzt zocken sie uns ab. Wenn ich Präsident wäre, würde ich ganz anders mit denen umspringen.
Der erste Golfkrieg hat in den Neunzigern Ihre Finanzprobleme mitverursacht. Welche Auswirkungen hat der jüngste Krieg?
Der erste Golfkrieg war etwas anderes. Man bekam kein Benzin, und die Kreditzinsen kletterten auf 21, 22 Prozent. Aber dieser Krieg war die totale Katastrophe. Wir hätten dort nie hingehen dürfen. Dieser Krieg war schrecklich für beide Seiten. Ich sah hübsche irakische Kinder, die Arme und Beine verloren, verstümmelt und getötet wurden. Und wofür? Der Irak hatte mit dem Terrorismus nichts zu tun.
Was müsste jetzt Ihrer Meinung nach geschehen?
Die Lage ist katastrophal, weil wir da ohne Gesichtsverlust nicht mehr herauskommen. Sobald wir gehen, wird das Land vom nächsten Diktator übernommen. Wenn wir den Irak verlassen und eine wundervolle Regierung einsetzen, ist die nach 15 Sekunden gestürzt, wie auch die saudische Regierung nach 15 Sekunden gestürzt wäre, wenn wir Saudi-Arabien nicht schützen würden.
Wie wird sich das auf die Präsidentenwahl auswirken?
Ich glaube, Bush wird es schwer haben, diese Wahl zu gewinnen — wegen des Krieges.
Glauben Sie, dass John Kerry der richtige Mann ist?
Nun, ich kenne ihn. Ein großartiger Mann, sehr klug. Ich glaube, er wird gewaltig unterschätzt. Ich habe das Gefühl, er wird seine Sache sehr gut machen.
Mit Verwunderung haben wir gelesen, dass Sie Fan von Neil Young sind. Haben Sie noch andere musikalische Vorlieben?
Neil Young ist ein großer Geschichtenerzähler. Ich war schon immer sein Fan. Aber ich mag auch andere. Eminem finde ich phantastisch. Haben Sie gewusst, dass mein Name in HipHop-Songs so oft vorkommt wie kein anderer Name? Die schwarzen Entertainer lieben Donald Trump. Das ist eine große Ehre für mich.
Warum läuft bei Ihnen eigentlich jede Äußerung auf Selbstreklame hinaus? Was haben Sie davon, wenn Sie den Leuten ständig versichern, wie großartig Sie sind?
Weil es kein anderer macht, wenn ich es nicht tue.
Glauben Sie, dass der Trump Tower und andere Gebäude auch in hundert Jahren noch Ihren Namen tragen werden?
Nein, das glaube ich nicht. Weil ich nicht glaube, dass hier noch ein einziges Haus stehen wird. Die Waffen, die es gibt, sind zu stark. Der Zugriff auf diese Waffen wird immer leichter, daher denke ich, dass sich die Landschaft, die wir hier sehen, sehr verändern wird, wenn wir nicht ganz schnell ein paar kluge Leute an die Spitze bringen. Die Welt steht am Abgrund, schreckliche Dinge stehen uns bevor. Deshalb lebe ich so, wie ich lebe. Ich genieße mein Leben. Ich weiß, dass es in Gefahr ist, und wenn die Welt in hundert Jahren noch so aussieht wie heute, hatten wir entweder gewaltiges Glück oder unglaublich gute Politiker.
Wenn man Sie so sieht, kommt einem das Reichwerden ganz leicht vor. Warum ist nicht jeder so reich wie Sie?
Manche Leute sind nicht dafür geschaffen. Es ist etwas, was man hat, womit man geboren wird. Viele Leute haben nicht die Fähigkeit, reich zu werden, weil sie zu faul sind oder nicht den unbedingten Willen haben. Das ist ein Talent. Manche haben Talent zum Klavierspielen. Manche haben Talent für die Familie. Manche haben Talent für Golfspielen. Ich habe zufällig Talent zum Geldmachen.
Interview: David Hochman
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