1. Denkwürdiger EM-Moment: Weltklasse in Wembley
1972 wurde zum vierten Mal ein Europameister gesucht und für Deutschland war es die erste Teilnahme überhaupt. Um sich für die Endrunde in Belgien zu qualifizieren, die lediglich von vier Mannschaften bestritten wurde, musste zuvor noch ein Viertelfinale mit Hin- und Rückspiel gewonnen werden. Das Los brachte Deutschland mit England zusammen. Die DFB-Elf rechnete sich keine allzu großen Chancen aus. Zu groß die Personalprobleme – Berti Vogts und Wolfgang Overath waren verletzt raus – und auch das Wembley-Tor von 1966 war in den Köpfen Fußball-Deutschlands noch sehr präsent. Keine allzu guten Vorzeichen also.
Was dann jedoch folgte, ist ein Spiel, das bis heute als Sternstunde des deutschen Fußballs gilt – oder zumindest dazu erklärt wurde. Deutschland gewann 3:1 und besiegte erstmals das Mutterland des Fußballs. Herausragende Figur im Spiel: Günter Netzer. Der Spielmacher aus Mönchengladbach, damals 27 Jahre alt, machte eines seiner besten Spiele. Später sagte er über den deutschen Auftritt: „In Wembley waren wir der Perfektion sehr nahe.“ Beim Rückspiel in Berlin ließ man nichts mehr anbrennen. Durch ein 0:0 stand Deutschland im Halbfinale, wo die deutsche Elf auch Endrundengastgeber Belgien besiegte. Im Endspiel in Brüssel traf die Mannschaft um Kapitän Franz Beckenbauer auf die Sowjetunion und holte mit einem überzeugenden 3:0 schließlich den ersten EM-Titel für Deutschland.
2. Denkwürdiger EM-Moment: Balotellis Muskelspiele
Es ist die EM 2012. Titelverteidiger Spanien ist nach dem Weltmeistertitel zwei Jahre zuvor erneut Favorit. Doch auch Deutschland geht nach einer furiosen Qualifikation mit breiter Brust ins Turnier. Jedes Spiel ein Sieg – 30 Punkte aus zehn Spielen. Bis ins Halbfinale läuft alles gut. Dann kommt Italien – und Mario Balotelli. Innerhalb von 16 Minuten begräbt der bullige Mittelstürmer Deutschlands Titelhoffnungen. Erst per Kopf nach einer Maßflanke von Cassano, dann mit einem harten Weitschuss, der hinter Neuer ins Netz kracht. Bilder von Balotellis provokantem Jubel – oberkörperfrei samt Muskelspielen – gehen um die Welt und als Symbol für Deutschlands bittere Niederlage in die Geschichtsbücher ein.
3. Denkwürdiger EM-Moment: Elfmeterkrimi in Bordeaux
Vier Jahre dauert es, bis Deutschland seine Revanche für das bittere Viertelfinalaus bekommt – und die ist auch längst überfällig: Bis dato war Deutschland noch bei keiner EM gegen Italien weitergekommen. Im Viertelfinale der EM 2016 treffen die Fußballgroßmächte erneut aufeinander. Mesut Özil macht in der 65. Minute das 1:0 und erlöst die deutschen Fans. Ausgerechnet Jérôme Boateng, einer der besten deutschen Spieler im Turnier, verursacht einen Elfmeter, den Leonardo Bonucci zum Ausgleich nutzen kann. Es geht in die Verlängerung. Weil auch diese keine Entscheidung bringt, folgt die Lieblingsdisziplin der beiden Nationen: Elfmeterschießen.
Dort bleibt es mit zahlreichen Fehlschüssen höchst spannend. Kein Wunder – zwischen den Pfosten stehen mit Manuel Neuer und Gianluigi Buffon zwei absolute Torwartlegenden. Bei den deutschen vergeben Thomas Müller, Mesut Özil und Bastian Schweinsteiger. Auf italienischer Seite misslingt es Simone Zaza, Graziano Pelle und Leonardo Bonucci vom Punkt zu treffen. Nach einem weiteren Fehlschuss vom Italiener Matteo Damian tritt Jonas Hector für die DFB-Elf an den Punkt und verwandelte den entscheidenden Versuch. Der Fluch ist gebrochen. Deutschland steht im Halbfinale. Mit dem EM-Titel wird es dann leider doch nichts. Im Halbfinale scheitert man an den Gastgebern aus Frankreich, die schließlich im Finale Cristiano Ronaldos Portugal unterliegen.
4. Denkwürdiger EM-Moment: Das goldene Tor
„Football is coming home“ war nicht nur das Motto der EM 1996 in England, sondern auch die Zeile im Song „Three lions“, der das Lied zum Ohrwurm werden ließ und Fußballfans seither begleitet. Das Motto der deutschen Nationalmannschaft im Turnier hingegen war, wie Berti Vogts nie müde wurde zu unterstreichen: „Der Star ist die Mannschaft“.
Damals auch mit von der Partie war Fredi Bobic. Im aktuellen Playboy-Interview erzählte der einstige Weltklassestürmer: „Wir wussten, dass Gegner wie England oder Kroatien fußballerisch vielleicht sogar besser waren. Aber wir hatten das größere Herz und waren wohl einfach willensstärker. Ich habe immer gesagt, nicht die besten elf gewinnen, sondern der beste Kader gewinnt. Das Team, das am meisten zusammenhält.“
Im Finale avancierte ein Spieler der Deutschen aber doch noch zum Star. Im Duell mit Tschechien läuft die 73. Minute, als der vier Minuten zuvor eingewechselte Oliver Bierhoff per Kopf zum 1:1 trifft. Es geht in die Verlängerung. Weil es das erste Großturnier ist, das die Golden-Goal-Regel führt, wartet die Fußballwelt sehnlichst auf den entscheidenden Treffer. Den liefert ebenfalls Bierhoff: Mit dem Rücken zum Tor will er sich drehen und den Ball auf seinen starken rechten Fuß legen, als Mitspieler Marco Bode ihm „Andersherum!“ zuruft. Bierhoff macht genau das, schießt und trifft. Deutschland ist zum dritten Mal Europameister.
5. Denkwürdiger EM-Moment: Der Nachthimmel von Belgrad
1976 ist Deutschland amtierender Europa- und Weltmeister und geht als Favorit ins Finale der EM. Gegner ist die Tschechoslowakei. Was folgt, ist eine herbe Niederlage im Elfmeterschießen, die als „Nacht von Belgrad“ in die Fußball-Geschichtsbücher eingeht. Beim Stand von 3:4 legt sich Uli Hoeneß den Ball zurecht und schießt ihn mit voller Wucht übers Tor und in den Belgrader Nachthimmel. Aber auch der nächste Schuss ist geschichtsträchtig. Ein gewisser Antonin Panenka tritt vom Punkt an und lupft den Ball rotzfrech über Sepp Maier ins Tor. Die Tschechoslowakei ist Europameister und Panenka als Erfinder der nach ihm benannten Schussart weltberühmt.
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