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Eine Sache, die sich zweifelsfrei über den EM-Pokal sagen lässt: Er passt ziemlich genau auf den Kopf von Cristiano Ronaldo. Nachdem Portugal 2016 das Finale gegen Frankreich mit 1:0 gewonnen hatte, balancierte CR7 die Trophäe auf dem Haaransatz wie ein antiker Wasserträger. Dabei war Ronaldo an diesem historischen Sieg seiner Mannschaft nur mittelbar beteiligt. Er musste verletzt bereits in der ersten Hälfte ausgewechselt werden, war aber pünktlich zum Jubeln wieder augenscheinlich frisch geduscht und wohlfrisiert auf den Platz zurückgekehrt.
Genauso poliert wie der Superstar zeigt sich auch der Coupe Henri Delaunay, der seit 1960 als Preis für den Fußball-Europameister vergeben wird. Gefertigt wurde die eher schlanke (aber mit zehn Kilo Gewicht keinesfalls leichte) Amphore mit geflochtenen Henkeln vom Pariser Juwelier Chobillon. Gewidmet ist sie dem Funktionär Henri Delaunay, der als Erfinder des europäischen Turniers gilt.
EURO 2024: Darum hat der Henri-Delaunay-Pokal einen Bezug zu Griechenland
Die Originalversion war um Einiges verspielter als das heutige Modell. Die Gestaltung blieb praktischerweise in der Familie – und wurde Henri Delaunays Sohn Pierre übertragen. Dieser wagte sich an die Wurzeln des europäischen Gedankens und wollte für den Pokal unbedingt eine Galionsfigur mit Fußballbestandteilen und Bezug zum alten Griechenland, was sich als gar nicht so einfach erwies. Ein griechischer Journalist trieb im Archäologischen Nationalmuseum in Athen schließlich eine Statue auf, die mit einem Ball jongliert. Diese wurde im Miniaturformat an den EM-Pokal gesetzt und rückte die Gewinner in eine geradezu mythische Athletentradition (die Ersten, die die Trophäe in den Händen halten durften, waren 1960 übrigens die Spieler der Sowjetunion).
Cristiano Ronaldo fehlte die Begegnung mit diesem figürlichen Talisman knapp 50 Jahre später, denn 2008 wurde der Coupe Henri Delaunay von der britischen Goldschmied-Firma Asprey einem „Redesign“ unterzogen und mehrerer Accessoires entledigt. Die Spielerfigur verschwand, genauso wie ein Sockel aus Marmor. Der Pokal steht nun direkt auf seinem runden silbernen Fuß, außerdem wurde er 18 Zentimeter größer.
Nach der ästhetischen Verjüngungskur gehört die Auszeichnung zu den eher schnörkellosen Vertretern ihrer Art. Optisch verwandt ist sie mit dem ebenfalls von der UEFA vergebenen Champions-League-Pokal, der jedoch protziger daherkommt als sein Design-Vorfahre. Der Erste, der die „neue“ EM-Amphore in den Händen halten durfte, war 2008 der spanische Torwart Iker Casillas.
Autorin: Saskia Trebing
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