Männer sind wunderbar. Männer, die ehrlich sind, sind besonders wunderbar, aber richtig gut sind Männer, die die Wahrheit vertragen. Vor allem im Bett ist die Wahrheit ja eine heikle Sache. Und nicht immer angebracht. Bei Fragen wie „Stört dich mein Bauch?“ oder „Wie findest du meinen Schwanz?“ sollte Frau sich schon genau überlegen, was sie sagt. Bei „Bist du gekommen?“ hilft Schummeln allerdings nicht weiter.
Mich befremdet diese Frage ja, und ich habe sie selbst auch noch nie gehört, was daran liegen mag, dass man mir meine Begeisterung deutlich anmerkt. Ich stöhne, seufze und stammle „Ja, ja, ja“ oder anderes Zeug, und man müsste schon blind und taub sein, um meinen Orgasmus nicht mitzukriegen. Ich lehne es auch kategorisch ab, einen Höhepunkt zu faken – und, glaubt’s mir oder nicht, ich habe das noch nie gemacht. Einmal habe ich es überlegt, weil der Mann mir egal war, aber dann dachte ich mir: „Nö. Der hat sich so wenig angestrengt, das belohne ich jetzt nicht auch noch.“
"Eines der dümmsten Dinge, die wir Mädels aber machen können, ist, Orgasmen zu faken"
Frauen machen ja viele dumme Sachen. Sie reden sich selbst kleiner, wenn ihnen jemand ein Kompliment macht, sie biedern sich bei frauenfeindlichen Männern an, weil sie sich Karrieren versprechen, sie schlafen mit respektlosen Typen, weil sie denken, das gehöre sich so, und erstaunlich viele glauben, dass zwischen eigenem Geld und Freiheit kein Zusammenhang besteht. Eines der dümmsten Dinge, die wir Mädels aber machen können, ist, Orgasmen zu faken. Was soll das? Entweder der Mann ist ein guter, also nett, bemüht und langfristig engagiert, dann sollte er lernen, wie er uns zum Kreischen kriegt. Oder er ist ein Fehlgriff, mit dem wir aus Versehen in der Kiste gelandet sind, dann sollten wir sein mechanisches Gefummel oder dampfkolbenartiges Gestoße nicht noch mit Jubelschreien begleiten. Manche Männer rubbeln an der Klitoris herum, als wollten sie einen Klebestreifenrest von der Raufasertapete entfernen. Und Jungs, wenn eure Partnerin schon eine ganze Weile unter euch liegt, ohne sich zu mucken, und ihr sie mit dem Kopf gegen das Bettgestell rumsen müsst, damit sie einen Laut von sich gibt, dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, dass sich muschiwärts gerade nix abspielt.
"Ein weiblicher Orgasmus kein Hexenwerk"
Was so manche Frauenzeitschriften selbst heute noch behaupten, für Frauen seien Orgasmen beim Vögeln nicht so wichtig, ist Schwachsinn. Das ist wie Reiscracker kauen, während er ein Dreigangmenü verspachtelt. Kann man machen, macht aber keinen Spaß. Und dass Frauen so irrsinnig schwierig zum Höhepunkt zu kriegen sind und die weibliche Sexualität den Schwierigkeitsgrad von Atomphysik und Altaramäisch habe, ist auch Unsinn. Wenn eure Partnerin nicht durch sexuelle Übergriffe oder sonstige Demütigungen traumatisiert ist, wenn sie wenigstens etwas Ahnung von ihrer Sexualität hat und kein organisches Problem vorliegt, dann ist ein weiblicher Orgasmus kein Hexenwerk. Wissen hilft. Ausprobieren hilft. Fragen hilft viel.
Gemeinsame, zeitgleiche Orgasmen halte ich allerdings für überschätzt. Ich mag es sogar lieber, wenn ich früher komme, denn es fühlt sich gut an, wenn der Mann noch ein bisschen weiterstößt, und ich kriege seinen Höhepunkt gern mit, bei meinem eigenen Klippen- sprung bin ich nur auf mich konzentriert. Ach, und alles, was ich hier erzählt habe, gilt natürlich umgekehrt ebenso. (Habt ihr schon mal einen Höhepunkt vorgetäuscht? Erzählt es mir unter sophie@andresky.com). Auch für euch ist es eine dumme Idee, Orgasmen zu faken. Natürlich ist es einfach, laut zu grunzen, das leere Kondom hinter sich zu werfen und zu behaupten, es sei grandios gewesen. Aber besser wär’s doch, der Sex wäre wirklich grandios, oder? Also macht den Mund auf – nicht nur zum Knutschen, sondern vor allem zum Reden.
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