1. Pride-Hymne: Bronski Beat – Smalltown Boy (1984)
Bronski Beat waren Pioniere der queeren Community. In „Smalltown Boy“ erzählt Sänger Jimmy Sommerville halbautobiografisch von seinem Leben und der Unterdrückung von Homosexuellen in der schottischen Provinz der frühen 80er Jahre. Ein Mann, der sich von seinen Eltern nicht verstanden fühlt und von der Kleinstadt in die offenere Großstadt zieht. „Run away, turn away“ zieht sich in Sommervilles Falsett-Stimme durchs ganze Lied. Auch im Musikvideo zum Song wird die Geschichte eindringlich erzählt. Ein herzzerreißender Song über Einsamkeit, Flucht und die Suche nach Akzeptanz.
2. Pride-Hymne: Gloria Gaynor – I Will Survive (1978)
Auf den ersten Blick geht es in Gloria Gaynors „I Will Survive“ um eine Frau, die über einen Mann hinwegkommt, der sie schlecht behandelte. Aber bei Veröffentlichung im Jahr 1978, als die Schwulenbewegung in den angesagten Nachtclubs auf der ganzen Welt an Fahrt aufnahm, wirkte der Song auch wie ein selbstbewusstes Statement der Schwulenszene. Mit der AIDS-Krise in den 1980er Jahren bekam das Lied eine neue Bedeutung und wurde buchstäblich zu einer Hymne des Überlebens.
3. Pride-Hymne: Lady Gaga – Born This Way (2011)
„No matter gay, straight, or bi, lesbian, transgendered life, I'm on the right track baby, I was born to survive.“ Lange Zeit hat niemand so offen für die queere Community geworben wie Lady Gaga mit ihrem Track „Born this way“. Seinerzeit löste der Track einen öffentlichen Disput zwischen Lady Gaga und ihrem Idol Madonna aus. Kritiker warfen dem Song vor, er sei Madonnas Hit „Express Yourself“ von 1989 verblüffend ähnlich. Tatsächlich können gewisse Parallelen nicht geleugnet werden. Lady Gaga ließ sich wohl etwas zu sehr von der Queen of Pop zu ihrem Song über Selbstliebe und Stolz inspirieren. Wir finden, in diesem Fall geht das in Ordnung.
4. Pride-Hymne: Weather Girls – It’s Raining Men (1982)
Mit „It’s raining Men“ hatten die Weather Girls, Martha Wash und Izora Rhodes Armstead, ihren größten und einzigen Hit. Endlos viele Männer die vom Himmel regnen – Hallelujah! Davon waren nicht nur weibliche Hörer begeistert. Schon bald wurde der Song von der homosexuellen Community als Hymne übernommen – und bleibt es bis heute. Erst 2014 stürmte der Hit wieder die britischen Charts, nach einer groß angelegten Facebook-Kampagne, als Protestsong gegen einen homophoben britischen Politiker.
5. Pride-Hymne: Diana Ross – I’m coming out (1980)
Offensichtlicher könnte ein queeres Statement wohl kaum sein, richtig? Falsch. Zumindest soll Star-Sängerin Diana Ross die zweideutige Bedeutung ihres Songs nicht direkt klar gewesen sein. So erzählte es Disco-Legende Nile Rodgers der New York Post. Gemeinsam mit seinem kongenialen Chic-Kollegen Bernard Edwards produzierte er den Song für Diana Ross und hatte Schwierigkeiten, ein Konzept zu finden. Als er auf der Toilette eines New Yorker Transgender-Clubs einer Gruppe von Diana Ross-Imitatoren begegnete, kam ihm die zündende Idee. Noch aus einer Telefonzelle vor dem Club rief er Edwards an und erzählte ihm von „I’m coming out“. Diana Ross war begeistert vom Track, soll lange nicht gewusst haben, dass es darin um ein homosexuelles Outing geht.
6. Pride-Hymne: Village People – YMCA (1978)
Keine Liste über queere Hymnen wäre komplett ohne Polizist, Cowboy, Indianer, Soldat, Bauarbeiter und Lederfetischist, sprich: die Village People. Benannt hat sich die Disco-Band nach dem New Yorker Stadtteil „Greenwich Village“ in dem es 1969 zum ersten bekanntgewordenen Aufstand von queeren Minderheiten gegen Diskriminierung seitens der Polizei kam. Wo der Aufstand stattfand? In der Christopher Street, in den 70er Jahren das Zentrum der New Yorker Schwulenbewegung und der Grund, warum bis heute einmal im Jahr Christopher Street Day gefeiert wird. Mit ihrem Song Y.M.C.A. landeten die Village People einen Disco-Hit.
Die Idee dafür fanden die Bandmitglieder bei einem Spaziergang durch New York, als sie ihnen ein Schild mit den vier „Y.M.C.A.“ auffiel. Es gehörte zu einer Herberge der „Young Men's Christian Association“, des Christlichen Vereins junger Männer, wo man als junger Mann alles finde, was das Herz begehrt. Der Track war geboren und wurde in der Folge zu einer der bekanntesten Songs der Homosexuellenbewegung.
7. Pride-Hymne: Nemo – The Code (2024)
Der jüngste Track in unserer Liste, aber bereits jetzt eine potenzielle Pride-Hymne: „The Code“ von Nemo – Siegersong des Eurovision Song Contest 2024. Nemo definiert sich als non-binär, fühlt sich also weder als Mann noch als Frau. Im Song wird diese Reise zum eigenen, wahren Ich, mit all ihren Höhen und Tiefen, sehr kunstvoll behandelt. „I broke the Code“ heißt es im Refrain. Der Song will vermitteln, dass nicht jeder Mensch einem Code zuordenbar ist, und dieser Code auch gebrochen werden kann. Weil der Eurovision Song Contest schon lange als eines der jährlichen Highlights der LGBTQ+-Community gilt, waren die Jubelschreie bei Nemos Auftritt im Jahr 2024 groß.
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