Seit 2017 ist Cannabis in Deutschland für medizinische Zwecke legal. Heute will die Bundesregierung Marihuana auch als Genussmittel freigeben. Doch welchen Nutzen hat die Hanfpflanze eigentlich und warum wurde Cannabis so lange verboten? Einer, der sich auskennt, ist der 31-jährige Dominik Benedens. Er ist einer der ersten Cannabis-Sommeliers in Deutschland. Seit 2023 arbeitet er für das Unternehmen Cannamedical Pharma, das sich auf medizinischen Hanf spezialisiert hat. Außerdem betreibt er den Video-Kanal „Hightere Gedanken“, in dem er über die Eigenschaften und Nutzen der Hanfpflanze aufklärt. Anlässlich der geplanten Cannabis-Legalisierung baten wir Dominik Benedens und seinen Kollegen Patrick Piecha (Director Marketing & Communication der Cannamedical Pharma) zum Interview über den legalen Rausch, nervige Kiffer-Klischees und Chancen, die die Entkriminalisierung mit sich bringen kann …
Herr Benedens, Sie sind seit letztem Jahr Cannabis-Sommelier. Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus?
Dominik Benedens: Wir wollen bei Cannamedical die Qualität unserer Cannabisprodukte besonders hochhalten. Deswegen ist es meine Aufgabe, Optik, Haptik und Geruch zu bewerten. Da geht es dann vor allen Dingen um die Terpene, also die ätherischen Öle der Cannabispflanze. Sie beeinflussen die Wirkung und sind auch für den typischen Geruch von Cannabis verantwortlich. Dabei arbeite ich mit den Analysen aus dem Labor zusammen und stimme mich mit den Kollegen ab, um dann aufgrund der Analyse-Zertifikate auch Rückschlüsse auf die Wirkung zu bekommen. Die Wirkung selbst kann ich nicht testen. Cannabis ist auch im medizinischen Bereich aktuell noch ein Betäubungsmittel. Durch die Gesetzesänderung wird sich das ändern und die Verschreibung deutlich vereinfacht. Ich schreibe darüber hinaus zusammen mit den Experten von Cannamedical Grow-Guidelines, die wir dann den Cannabis-Kultivatoren in den jeweiligen Ländern geben. Darin steht, wie die Blüten angebaut werden müssen und was wir am Ende vom Endprodukt erwarten.
Suche nach Cannabis-Sommelier: „Wir hatten 3.500 Bewerber in zwei Wochen“
Herr Piecha, Cannamedical hatte auf die Stellenausschreibung Tausende Bewerbungen erhalten. Hatten Sie mit diesem Interesse gerechnet?
Patrick Piecha: Ich glaube, wir hatten 3.500 Bewerber in zwei Wochen – und sehr viele lustige Anrufe! Auch das mediale Interesse war groß. Sogar die „Sun“ aus Großbritannien hat über unsere Suche nach einem Cannabis-Sommelier berichtet. Wir hatten in der Firma sechs Leute abgestellt, die nichts anderes gemacht haben, als diese Anrufe anzunehmen und Mails zu beantworten. Bei mir ist nachts ein Anruf aus Indien angekommen und ich hörte nur „I want to smoke Ganja for you!“. (lacht) Das war alles schon sehr intensiv!
Wie kam es dazu, dass Sie einen Cannabis-Sommelier suchten?
Patrick Piecha: Die Grundidee war, die Produktqualität auf ein höheres Level zu heben und gleichzeitig ein Zeichen zu setzen. Es geht hier um ein pharmazeutisches Produkt, es ist ein Betäubungsmittel und wir dürfen dafür keine Werbung machen. Aber es gibt eben auch Patientinnen und Patienten, die den Konsum unseres Cannabis trotzdem genießen möchten, beziehungsweise ein „angenehmes” Medikament einnehmen möchten. Und da gehören Geruch und Geschmack dazu. Es gilt, Standards für ein Naturprodukt zu schaffen und das ist alles andere als leicht. Man muss aber sagen, dass Dominik da schon wirklich gute Arbeit geleistet hat.
Gibt es innerhalb der legalen Verwendung in Deutschland schon Standards für Sommeliers? Oder orientiert man sich eher am Ausland?
Dominik Benedens: In Deutschland ist es auf jeden Fall Neuland. Es gibt in Amerika tatsächlich schon ein paar Ausbildungsstätten, wo man sich klassifizieren kann als Cannabis-Sommelier. Bei mir lief das alles autodidaktisch, ich habe mir das selbst angeeignet. Ich bin auch schon viele Jahre in dem Bereich unterwegs, informiere auch auf meinem Youtube-Kanal über Cannabis. Das hat mir auch geholfen, die Stelle schließlich zu bekommen.
Patrick Piecha: Wir werden auch recht häufig gefragt, was man denn als Cannabis-Sommelier können muss. Das wussten wir ehrlich gesagt selbst gar nicht so genau, als wir angefangen haben zu suchen. Dass Kenntnisse zu Anbau und Wirkung da sein mussten, war logisch, aber ansonsten war es schon so etwas wie ein Experiment. Uns war es wichtig, dass die Arbeit mit Ernsthaftigkeit und Seriosität betrieben wird. Dass Dominik sich auch unabhängig von Cannabis bereits viele Jahre intensiv mit dem Gärtnern und der Entstigmatisierung beschäftigt hat, war ein weiterer Pluspunkt für ihn.
Wie oft werden Sie dennoch gefragt, wie das denn so ist, dass sie beruflich kiffen?
Dominik Benedens: Also erstmal: Ich kiffe ja sowieso nicht bei der Arbeit, das ist auch gar nicht möglich. Auch ich kann nur das konsumieren, was mir als Patient verschrieben wurde. Und das ist auch eher ein Präparat, was ich einnehme. Als Kiffen würde ich das nicht betiteln. In meinem Freundeskreis und im Verwandtenkreis wussten alle schon, dass ich was mit Cannabis am Hut hab. Ich habe mit meinem Job nur gute Erfahrungen gemacht.
Wie sieht das eigentlich in der Praxis aus: Wie wird Cannabis für medizinische Zwecke von Patienten konsumiert?
Dominik Benedens: Es gibt einmal die klassische Tropfenform. Man tropft sich die Lösung einfach unter die Zunge. Der Großteil aber sind Blütennutzer. Da werden die Blüten zerkleinert in einen Verdampfer, also Vaporizer gegeben. Damit werden die Blüten auf eine Temperatur zwischen 170 und 210 Grad gebracht, um die ätherischen Öle zu lösen. Gleichzeitig soll aber auch keine Verbrennung stattfinden, weil man sonst ja wieder giftige Stoffe inhalieren würde. Das ist in der Medizin eher unerwünscht. Wenn man klassisch rauchen würde, sind viele giftige Stoffe dabei. Die Dareichungsform variiert aber auch individuell, je nach Patient und Erkrankung. Bei älteren Patientinnen und Patienten sind zum Beispiel Cannabis-Extrakte in Ölform zur oralen Einnahme beliebt.
Wie wird man Cannabis-Patient?
Patrick Piecha: In Deutschland ist Cannabis kein Fertigarzneimittel, sondern ein Rezeptur-Arzneimittel. Es gibt keine Indikation, bei der man sagt, „du musst genau das haben, um Cannabis verschrieben zu bekommen“. Aber jeder niedergelassene Arzt kann Cannabis verschreiben. Es gibt sehr viele Indikationen, von einer Migräne über neuropathische Schmerzen bis hin zu MS. Aber das ist eine hoch-individuelle Geschichte, die muss mit dem entsprechenden Arzt besprochen werden.
Cannabis als Medizin: „Früher habe ich 14 Tabletten täglich genommen und bin von Schub zu Schub gerutscht“
Cannabis ist für medizinische Zwecke seit 2017 zugelassen. Wie hat sich die Akzeptanz und Wahrnehmung von Cannabis seitdem entwickelt?
Dominik Benedens: Ich glaube, dass es auf jeden Fall mehr akzeptiert wird. Gerade, weil es auch immer mehr Cannabis-Patienten gibt. Man sieht auch jetzt, wo es Debatten um die Legalisierung gibt, dass die Leute offener sind. Aber natürlich bekommt man gerade jetzt auch die Gegner lauter mit. Aber ich suche die offene Diskussion, auch aufgrund meiner eigenen Geschichte. Ich bin Cannabis-Patient, weil ich Morbus Crohn habe. Früher habe ich 14 Tabletten täglich genommen und bin von Schub zu Schub gerutscht. Als ich auf Cannabis als Medizin umgestiegen bin, bin ich von 14 auf null Tabletten und habe bis heute nie wieder einen Schub gehabt. Dass das meinen Leidensdruck stark gelindert hat, merken auch Außenstehende. Es ist zudem auch einfacher geworden, einen Arzt zu finden, der einem Cannabis verschreibt. Da hat sich auf jeden Fall einiges getan. 2017 war es noch sehr schwierig, einen Arzt zu bekommen.
Patrick Piecha: Ich glaube auch, dass das tatsächlich ein Generationen-Ding ist. Jüngere Ärztinnen und Ärzte haben viel weniger Berührungsängste. Insgesamt gibt es aber schon noch viele Vorurteile. Ich hatte selbst einen Arzt, der meinte: „Das wirkt nicht und das möchte ich nicht.“ – obwohl es Studien gab. Man sieht, dass da immer noch viele Gefühle mitschwingen.
Woher kommt das medizinische Cannabis? Wird es in Deutschland angebaut oder im Ausland?
Dominik Benedens: Uns beliefern uns alle Kontinente, kann man sagen.
Patrick Piecha: Aus ökonomischer Sicht macht es eigentlich wenig Sinn, in Deutschland anzubauen. Es gab mit der Legalisierung in Kanada eine regelrechte Goldgräberstimmung. Es wurden viele Anlagen aus dem Boden gestampft. Diese Facilities haben noch jede Menge Kapazitäten. Jetzt in Deutschland etwas sehr teuer hochzuziehen ist schwer und für so eine Anlage bräuchte man erstmal mehrere Millionen. Auch der Zeitaufwand ist nicht zu unterschätzen. Wir beziehen daher unter anderem aus Kanada, Nordmazedonien, Australien, Kolumbien, Portugal und Holland.
Arbeiten im Cannabis-Business: „Wir sind ja ein bisschen das Fort Knox für Cannabis und haben Ware im Wert von mehreren hundert Millionen Euro liegen“
Diese Anlagen ähneln oft einem Hochsicherheitstrakt. Ist Ihr Arbeitsumfeld ähnlich?
Dominik Benedens: Genau, hier ist auch alles hinter verschlossenen Türen. Überall sind Gittertore, und alles ist videoüberwacht.
Patrick Piecha: Wir sind ja ein bisschen das Fort Knox für Cannabis. Wenn hier der Alarm losginge, käme nicht nur eine Streife, sondern drei Mannschaftswagen. Wir haben in unseren Betäubungsmittellagern aktuell Ware für mehrere hundert Millionen Euro liegen. Man kommt bei uns ohne Berechtigungen nicht mal auf den Hof. Und es gibt sogenannte Drill-Sensoren. Wenn jemand versuchen würde, sich von unten hineinzugraben oder zu bohren, ginge ebenfalls der Alarm los.
Wie viel kostet Cannabis bei Ihnen?
Dominik Benedens: Man kann sagen, dass man in der Apotheke zwischen fünf und zwölf Euro pro Gramm zahlt.
Patrick Piecha: Wir sind stolz darauf, dass – obwohl wir pharmazeutische Qualität haben – wir jetzt schon mit dem Schwarzmarktpreis mithalten können. Der übliche Abgabepreis auf dem Schwarzmarkt sind um die zehn Euro. Den Preis können wir heute schon unterbieten. Da kommen uns die industrielle Herstellung und die geordneten Prozesse entgegen.
Ein Thema, das Sie wahrscheinlich sicher gerade sehr beschäftigt, ist die geplante Entkriminalisierung. Was würde das zum einen für die Patienten, aber auch für Sie bedeuten?
Dominik Benedens: Das große Ding für Patienten ist die Reklassifizierung von Cannabis als Medizin. Das bedeutet, Cannabis wird nicht mehr als Betäubungsmittel behandelt. Und das wird so einiges vereinfachen. Das wird die Verschreibung vereinfachen und vermutlich auch nochmal ein bisschen den Preis drücken, weil es dann auch mehr Nachfrage geben wird.
Patrick Piecha: Der Aufwand für Apotheken und Ärzte ist auch um einiges größer, wenn ein Wirkstoff als Betäubungsmittel gehandelt wird. All der dokumentarische und bürokratische Aufwand würde wegfallen. Wir haben aktuell nur etwa 100.000 Cannabispatienten in Deutschland. Wir haben aber eine Schätzung, dass zwischen zwei und drei Millionen wirklich von Cannabis aus gesundheitlichen Gründen profitieren können. Das heißt, wir haben aktuell eigentlich eine Unterversorgung in Deutschland.
Trotz der Vorteile von Cannabis erlebt die Pro-Cannabis-Bewegung – egal ob zu medizinischen oder Genusszwecken – jede Menge Gegenwind. Können Sie Teile der Kritik und der Sorgen verstehen?
Dominik Benedens: Von Kritikern heißt es, wenn die Legalisierung kommt, werden doch viel mehr Menschen konsumieren. Länder, wo legalisiert wurde, zeigen, dass es nicht so ist. Kurz gibt es nach der Legalisierung einen kleinen Peak, weil es viele aufregend finden und es auch mal probieren. Aber normalerweise bleibt der Konsum gleich. Das ist eine Sache, da verstehe ich die Befürchtung, weiß aber aus anderen Ländern, dass es nicht so kommen wird.
Cannabis-Legalisierung: „Jugendliche kommen heute schon sehr leicht an Cannabis“
Ein weiteres Argument ist die Angst, dass Cannabis auch für Jugendliche noch einfacher zugänglich ist…
Dominik Benedens: Das Argument kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Jugendliche kommen jetzt sehr viel leichter dran und bisher wird gar nichts reguliert. Es gibt nur den Schwarzmarkt. Es ist nur ein schwacher Trost, dass, wenn Jugendliche in Zukunft illegal Cannabis kaufen, dieses vermutlich aus “ungefährlicheren” Quellen wie dem Homegrow kommt. Jugendliche sollten grundsätzlich gar nicht konsumieren! Aber das will auch bei der Legalisierung keiner. Generell denke ich, ist es immer noch Aufgabe der Erziehungsberechtigten, vernünftig aufzuklären. Natürlich muss da auch der Staat eine vernünftige Aufklärungskampagne fahren.
Patrick Piecha: Ich glaube, dass es ist immer noch sehr viel Unwissen und viele Stigmata bei dem Thema gibt. Wie Dominik gesagt hat, es werden die gleichen Leute konsumieren, die das vorher auch gerne gemacht haben. Und es geht auch gar nicht darum, da Leute anzuregen. Es soll einfach jeder leben können, wie er möchte. Und als Genussmittel – darauf haben wir uns als Gesellschaft geeinigt – wollen wir Cannabis freigeben. Alle der regierenden Parteien hatten das in ihrem Wahlprogramm, genauso wie es im Koalitionsvertrag stand. Ich denke, dazu gehört auch ein gewisser demokratischer Respekt das dann umzusetzen. Ich hoffe, dass Deutschland hier nun eine Vorreiterrolle einnimmt. Und ich muss auch immer wieder sagen, dass ich noch nie gesehen habe, dass sich zwei Cannabiskonsumenten kloppen. Wenn ich auf ein gewöhnliches Volksfest gehe, sieht das anders aus.
Welche Chancen sehen Sie, wenn die Legalisierung kommt, für unsere Gesellschaft?
Patrick Piecha: Wir werden sehen, dass dieser Markt um mehrere hunderte Prozent wachsen wird. Das ist auch nicht überraschend. Im medizinischen Markt stecken derzeit rund 15 Tonnen. Im Schwarzmarkt aber zwischen 400 und 800 Tonnen. Es ist also keine große Fantasie nötig, dass der medizinische Markt wachsen wird. Insgesamt glaube ich, dass sehr viel Lebensqualität entstehen wird. Egal ob es um die sogenannte End-of-Life-Care geht, also dem Einsatz in Hospizen, oder am anderen Ende, im Genussbereich. Wieso soll ein Mensch schlotternd zu Hause sitzen und Angst vor dem Nachbarn haben, wenn er abends einen Joint raucht? Es ist wichtig, verantwortungsvoll zu konsumieren. Aber jeder mit dem Genuss, den er bevorzugt. Kurz gesagt, werden wir durch die Legalisierung einfach ein lebenswerteres Land.
Dominik Benedens: Hanf hat allgemein und nicht nur auf dem medizinischen oder Genussmarkt sehr viele Vorteile. Es geht auch um den Bausektor. Es geht um Nutzhanf. Es geht um Lebensmittel. Da könnte diese Pflanze uns in Zukunft sehr, sehr viele Probleme vom Hals schaffen. Und dementsprechend ist die Legalisierung gerade der erste Schritt dort hin. Früher gab es alles mögliche aus Hanf, ob Seile, Papier oder Kleidung. Das ist alles eingeschlafen, weil die Prohibition das alles kaputt gemacht hat. Die Legalisierung könnte dazu beitragen, dass das auch wieder mehr akzeptiert wird. Dass man Kleidung aus Hanf trägt, dass man Lebensmittel aus Hanf herstellt, Öle aus Hanf herstellt. Man könnte theoretisch Kraftstoff aus Hanf herstellen.
Cannabis als Geschäft: „Der Cannabismarkt wird mal ein Milliardenmarkt“
Fragen Sie sich bei den vielen Vorteilen manchmal, warum Cannabis eigentlich verboten wurde?
Dominik Benedens: Ja, das war der erste Punkt bei mir, als ich mich mit Cannabis als Medizin auseinandergesetzt habe und in das allgemeine Thema Hanf eingetaucht bin. Da hat sich eine ganz neue Welt geöffnet. Ich dachte: Warum zur Hölle haben sie das verboten, wenn es doch so viele Vorteile hat?
Patrick Piecha: Auch wirtschaftlich gibt es so viel Potential! Der Spirituosenmarkt in Deutschland ist alleine zwölf Milliarden Euro groß, der Alkoholmarkt 320 Milliarden Euro. Auch der Cannabismarkt wird mal ein Milliardenmarkt werden. Und es ist nicht unwahrscheinlich, dass er schon im kommenden Jahr diese Größe erreicht. Trotzdem ist das im Vergleich immer noch ein kleiner Markt. Und vielleicht hat der ein oder andere doch die Befürchtung, dass man ihm etwas von seinem Kuchen wegnehmen könnte. Wobei ich gar nicht glaube, dass das passieren wird.
Ist Cannabis vielleicht gerade deswegen bis heute verboten, eben weil es so viele Einsatzgebiete hat? Auch diese Theorie ist ja nicht neu…
Dominik Benedens: Es gibt nicht viele große Pharma-Firmen, die ins Cannabis-Geschäft eingestiegen sind. Es sind, glaube ich, nur ein, zwei und der Rest hat das gar nicht erst angefasst. Ich denke, die warten ab und beobachten die Entwicklung des Markts. In den USA hat die Pharma-Lobby auch gegen die Legalisierung geschossen, genauso wie die Baumwoll-Industrie oder die Alkohol-Lobby.
Patrick Piecha: Mit Blick auf wirklich große Pharma-Unternehmen würde ich von positivem Desinteresse sprechen. Insgesamt haben wir es in ganz großen Teilen mit Unwissenheit, Desinteresse und fehlender Forschung zu tun. Wir haben 40, 50 Jahre lang nicht die Forschung gemacht, die wir hätten machen müssen. Auch wir als etabliertes Unternehmen haben mit Bürokratie und vielen Auflagen zu kämpfen.
Ist es bei aller Euphorie auch manchmal frustrierend, in der Cannabis-Branche zu arbeiten, wenn die Gesetzgebung stockt?
Dominik Benedens: Die Arbeit selbst nicht, aber was die Legalisierungsdebatte angeht schon ein bisschen. Am Anfang habe ich mich sehr gefreut, mittlerweile ist von dieser Freude aber nichts mehr übrig. Ich warte jetzt einfach nur noch ab, ob und wann das Gesetz wirklich verabschiedet wurde und ob es wirklich beschlossen ist. Dann werde ich mich freuen. Aber wir erleben seit mehr als zwei Jahren ein ständiges Hin- und Her, das ist für alle Beteiligten frustrierend.
Patrick Piecha: Auch wenn es in Teilen frustrierend ist, kämpfen wir weiter dafür, dass es vorangeht. Alleine auf diese medizinische Unterversorgung mal ein Pflaster draufzukleben, hilft schon und macht es einfacher für die Leute, denen Cannabis helfen kann. Aber es ist schon erstaunlich, dass immer wieder was Neues kommt. Wie eine Matrjoschka-Puppe, wo aus jeder Puppe die nächste Hürde herauskommt.
Kiffer-Klischee: „Dass Kiffer immer faul sind ist ein richtig doofes Vorurteil“
So richtig zufrieden scheint aber ohnehin keiner mit dem geplanten Cannabis-Gesetz zu sein, wenn man sich umhört. Wie sehen Sie das?
Patrick Piecha: Ein guter Kompromiss zeichnet sich ja manchmal dadurch aus, dass keiner zufrieden ist. Natürlich gibt es sehr viele Punkte, die besser sein könnten. Wir sind aber auch sehr froh, wenn es kommt und damit würden wir einen großen Schritt machen.
Dominik Benedens: Man kann immer Dinge verbessern und ich bin mir sicher, dass in Zukunft noch viele Gerichte an dem Gesetz arbeiten werden. Aber als erster Schritt ist das Gesetz ein gutes Signal, das längst überfällig ist.
Abschließend noch eine Frage: Welches Kiffer-Klischee möchten Sie am liebsten für immer aus der Welt schaffen?
Dominik Benedens: Dass Kiffer immer faul sind. Das ist so ein richtig doofes Vorurteil. Wenn man sich mal die ganzen erfolgreichen Leute anguckt: Bill Gates zum Beispiel oder Snoop Dogg… Auch Bob Marley hat es schließlich geschafft, eine Weltkarriere aufzubauen. Diesen Gedanken, dass Cannabiskonsumenten faul sind und nichts auf die Kette kriegen würde ich gerne aus der Welt schaffen.
Patrick Piecha: Ich wünsche mir grundsätzlich weniger Gegeneinander und mehr Miteinander. Welches Genussmittel jemand nutzt, sollte nicht ausschlaggebend sein. Etwas gegen Cannabiskonsumenten zu sagen ist in meinen Augen genauso sinnlos, wie wenn man Bier- oder Weintrinker grundsätzlich beleidigt. Das ist doch Quatsch. Wenn einer mit einem Joint vorbeiläuft, dann lass ihn doch! Jeder soll nach seiner Façon selig werden.
Weitere Informationen über Cannamedical Pharma erhalten Sie unter der Webseite des Unternehmens.
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